Seite:Lucians Werke 1855.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Lacedämonischen Narcissus an Reizen überträfen, so würde es uns doch nicht genug dünken, sondern wir würden immer besorgen, es könnte Einer nach uns in die Welt kommen, der noch schöner wäre.“

25. „Ich wage sogar, zu sagen: die Schönheit ist das allgemeine Ideal, welches die Menschen bei allen ihren Verrichtungen im Auge haben. Der Feldherr, wenn er seine Truppen aufstellt, versäumt nicht, sie auch nach den Regeln der Schönheit zu ordnen: der Redner arbeitet seinen Vortrag, der Maler sein Gemälde nur mit Rücksicht auf die Schönheit aus. Doch wozu führe ich solche Verrichtungen an, deren eigentliche Bestimmung die Schönheit ist? Unterlassen wir ja doch sogar bei Dingen, die bloß zum Bedürfniß dienen, nicht, allen Fleiß anzuwenden, daß wir sie uns so schön als möglich gestalten. So lag z. B. dem Menelaus nicht so viel an der Zweckmäßigkeit seiner Gemächer, als daran, daß sie den Eintretenden in Erstaunen setzen möchten. Dieß war’s, warum er sie so kostbar und schön einrichten ließ; und er trügte sich nicht in seiner Erwartung. Denn Ulysses Sohn, der seinen Vater zu erkunden dorthin kam, sagte voll freudiger Verwunderung:

Also glänzt wohl Zeus dem Olympier drinnen der Vorhof![1]

Und er selbst, der Vater des jungen Telemach, führte, als er mit den Griechen gegen Troja zog, in keiner anderen Absicht „rothwangigte“[2] Schiffe als, um von Allen, die sie sähen, bewundert zu werden. Ueberhaupt, gehen wir


  1. Odyss. IV, 74.
  2. Il. II, 636.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1855. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1855.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)