Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 024.jpg

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Bohlig, den unerschütterlichen Entschluß: sich von ihr zu trennen, nochmals zusichert. –

In eben dieses Zimmer stürzt, nachdem Wartenfels sich bereits entfernt hat, Bohlig und der Justizrath aber beysammen geblieben sind, die trostlose, nun reisefertige, Amalie, um, wenn sie schlechterdings keine Vergebung erlangen kann, von ihren geliebten Gatten wenigstens noch den lezten Abschied zu nehmen. Der Justizrath weicht ihr mit einem troknen: Lebe wohl! aus; eilt nach der Thür, um sie, und das Zimmer, zu verlaßen. Diese Demarche donnert die schon Erschöpfte vollends nieder, sie strebt, ihren Adolph zurükzuhalten, fällt aber unterwegs rüklings in Bohligs Arm, und wird von ihm, in tiefster Ohnmacht, auf einen Lehnstuhl niederlegt.

Amaliens Zustand bezeichnet Lebensgefahr. Adolph ist umgekehrt, fühlt sich vom Mittleid erschüttert; müht sich, der Leidenden Hülfe zu schaffen. Ein Bedienter bringt frisches Waßer; Bohlig besprengt damit die Ohnmächtige mehrmahls, ruft aber, da dies nicht helfen will, nach Hirschhorn, Bittersalz, und andern stärkenden Mitteln. Der Justizrath sucht ängstlich dergleichen allenthalben, auch in dem Ausziehfach des Toilettenspiegels, und findet – des Baron v. Wartenfels Portrait, nebst einem Billet an Ebendenselben, von Amaliens Hand. – Seine Wuth bricht aufs Neue aus; in ihr sieht er nur auf Ersteres, als auf den untrüglichen Beweiß, wie weit die Treulose den Betrug getrieben hat; in ihr kann er sich nicht überwinden, Lezteres zu lesen, sondern giebt es an Bohlig. – Dieser ließt daraus Folgendes:

„Christine hat mir Ihr Portrait übergeben, welches sie in meinem Kasten gefunden haben will. Mögen Sie es aus Zerstreuung, oder achsichtlich, dahin gelegt haben – hier erhalten Sie es zurück. – Ich bedarf kein Andenken an Sie. Mein Unglück wird mich die Urheber nie vergessen lassen. Sie, und meine Tante, sind