Seite:Wilamowitz Geschichte der griechischen Sprache 41.jpg

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nicht abgetan, daß der Verfasser anmutiger Epigramme eine unausstehliche Prosa schreibt. Seiner Zeit kann sie nicht so erschienen sein, und wenn Dionysios auch von seinem Standpunkt die meisten hellenistischen Prosabücher unlesbar fand, so steckt doch auch in ihm noch viel von der breiten Geschwätzigkeit.

Das waren drei Vertreter einer Schule. Für die anderen steht es nicht so gut. Von der Stoa übersehen wir zwar die philosophische Terminologie, aber weiter nichts, und von Chrysippos ist doch so viel im Wortlaut erhalten, daß es Anhalt bieten muß, auch in Referaten seine Worte zu erkennen. Wir wissen, daß er sich Vulgarismen wie μέντον erlaubte, doch wohl um den Hiatus zu vermeiden. Ein Künstler ist der Vielschreiber schwerlich gewesen, aber wie Epikur mag er in populären Schriften auch rhetorische Eleganz angestrebt haben. Das haben von den Peripatetikern Lykon und Ariston getan, und für Kritolaos spürt man dasselbe in dem Referat bei Philon in der reichen Schrift über die Unzerstörbarkeit der Welt. Endlich Poseidonios, dessen Einfluß, auch wenn Reinhardt den Übertreibungen ein Ende gemacht hat[1], in der Philosophie stark gewesen ist. Dazu hat sein Stil nicht wenig beigetragen, weil er sich hoch über die dürre Schulsprache erhob. Hier haben wir dank Gunnar Rydberg[2] eine eindringende Untersuchung der Sprache, die auch die Nachwirkungen verfolgt. Natürlich hatte sich Poseidonios auch sprachlich an den Klassikern, Platon vor allem, genährt, aber daß er ein großes originales Talent besaß, lehren schon die Reste seiner Geschichte,

  1. An einen Timaioskommentar habe ich nie geglaubt, vielmehr den Gedanken immer als unvereinbar mit allem, was wir über die hellenistischen Philosophen wissen, zurückgewiesen.
  2. Forschungen zu Poseidonios, Upsala 1918. Was man auch im einzelnen abziehen mag, beeinträchtigt den Wert des Ganzen nicht. Es ist da recht viel zu lernen.