„Aufgepasst, Gevatter!“
[258] „Aufgepaßt, Gevatter!“ (Mit Abbildung Seite 247.) Heute sind wir wieder einmal in der glücklichen Lage, unseren Lesern ein Bild des allbeliebten Eduard Grützner im Holzschnitt bieten zu können. Der durch seine zahlreichen Zech- und Kneipbilder, namentlich durch sein charakteristisches Gemälde „Im Klosterkeller“, weithin berühmte Meister zeigt sich in diesem „Aufgepaßt, Gevatter!“ so rechten seinem Elemente. Frische Lebensfülle der Situation und ebenso originelle wie packende Detailmalerei zeichnen dieses im keck realistischen Style gehaltene Werk unseres Künstlers vortheilhaft aus.
Wie aus Shakespeare’s Dramen entflohen, ein Bild köstlicher Jovialität und behaglicher Lebensfröhlichkeit, sitzt der Hofnarr vor uns da. Man sieht ihm an, daß die Weise, welche er zwischen den wulstigen Lippen – sie spitzen sich, nicht ohne einen Zug von Phlegma und leichter Ironie, – in die Welt hinauspfeift, einem Schelmenliede angehört, das irgend Jemand möglichst oft zu Ohren kommen soll. Der buntgefiederte Schüler auf seinem Finger, ein tropisches Waldkind, versteht freilich nichts von höfischer Schalkheit und Narrethei, aber er gehört ja zu dem Geschlechte Derer, die Alles nachplappern und nachpfeifen, ohne viel nach der Rede Sinn zu fragen; er hat also das Zeug dazu, das Personal des Hofstaats, welchem der Narr selbst zur Zierde gereicht, um ein allezeit dienstwilliges Individuum zu bereichern, und auch er wird der „liebe, süße Papagallo“ Aller sein, so lange er keine Prinzessin in den Finger beißt oder um anderer Ursachen willen in Ungnade fällt. „Ja, aufgepaßt, Gevatter! am Hofe, am Hofe – –!“