ADB:Fritzsche, Wilhelm Heinrich

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Artikel „Fritzsche, Wilhelm Heinrich“ von Viktor Hantzsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 161–162, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fritzsche,_Wilhelm_Heinrich&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:28 Uhr UTC)
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Fritzsche: Wilhelm Heinrich F., Kartograph, wurde am 10. October 1859 in Berlin geboren. Er besuchte das Gymnasium zum Grauen Kloster, vollendete aber den Cursus nicht, da er mehr Lust und Geschick für allerlei technische Fertigkeiten als für die classischen Studien verspürte. Durch sein Zeichentalent erregte er die Aufmerksamkeit des berühmten Kartographen Heinrich Kiepert, der ihn im Entwerfen von Landkarten unterwies und gelegentlich als Hülfsarbeiter beschäftigte. Nachdem er sich eine hinlängliche Gewandtheit im Kartenzeichnen angeeignet hatte, begab er sich 1878 nach [162] Petersburg, wo er 11/2 Jahr lang in der bekannten kartographischen Anstalt von Iljin thätig war und sich zu größerer Selbständigkeit entwickelte. Hierauf kehrte er nach Deutschland zurück, fand aber keine ihm zusagende Stellung. Deshalb folgte er 1880 einem Rufe des italienischen Geographen Guido Cora nach Turin. Dieser verwendete ihn bei der Herstellung verschiedener Karten und als Mitarbeiter an seiner Zeitschrift Cosmos. 1883 siedelte F. nach Rom über und begründete hier gemeinsam mit dem Lithographen L. Rolla das schnell erblühende Istituto Cartografico Italiano. Er gab nun theils allein, theils in Gemeinschaft mit namhaften italienischen Geographen eine große Zahl von Karten heraus, die sich durch correcte und geschmackvolle Ausführung auszeichneten und deshalb weite Verbreitung fanden. Von den Karten, die er selbständig ausführte, sind als die wichtigsten zu erwähnen die Carta dei dintorni di Torino 1:100 000 (1884), die Carta fisica e politica del Regno d’Italia 1:2 800 000 (1885), die Carta originale del Possedimento italiano di Assab, del Sultanato di Ausso e regioni limitrofe dall’Abissinia e Scioa a Berbera e Aden 1:1 500 000 (1885), die Carta della Provincia di Roma 1:400 000 (1886), die Carta topografica del Gran Sasso d’Italia 1:80 000 (1887), die Possedimenti italiani in Africa 1:800 000 (1887), das Sistema Alpino 1:2 800 000 (1889), die Carta generale della Sicilia 1:500 000 (1891), die Carta topografica della Provincia di Roma e regioni limitrofe 1:250 000 (1892), die Carta itineraria dell’ Isola di Sardegna 1:500 000 (1892) und die besonders werthvolle Carta politica speciale del Regno d’Italia 1:500 000 in 20 Blättern (1893). Ferner gab er gemeinsam mit L. Hugues zwei Schulatlanten nach deutschem Muster, einen Nuovo Atlante geografico ad uso delle scuole primarie e secondarie (1886) und einen Nuovo Atlante geografico con 34 carte e relativo testo ad uso deo licei, collegi militari e degli istituti tecnici (1889) heraus. Auch hat er sich an der Ausführung verschiedener von anderen Autoren entworfener Karten betheiligt. Hierher gehören beispielsweise La ferrovia Santa Venere-Potenza 1:250 000 von Fabris und Ferruci (1884), die Carta della nuova ferrovia Teramo-Aquila per Roma 1:300 000 von Ed. Garneri (1884), die Carta di Massaua e dintorni 1:250 000 und die Carta dell’ Abissinia settentrionale 1:500 000 von A. Cecchi (1887), die Carta costiera e faunistica delle pescherie del Sahara occidentale 1:4 000 (1890) und die von der Regierung veröffentlichte Carta delle strade ferrate italiane 1:500 000 (1891). Als Kartograph bemühte sich F. mit Erfolg, die hoch entwickelte deutsche Technik in Italien einzuführen. Auch verfaßte er gemeinsam mit seinem Mitarbeiter A. Basevi ein Buch über die Methode der doppelten Beleuchtung, welche den reliefartigen Eindruck der Karten erhöhen sollte: „La rappresentazione orografica a luce doppia nella cartografia moderna“ (1892). Sonst trat er als Schriftsteller nicht mit größeren Werken hervor, doch schrieb er für verschiedene deutsche Zeitschriften Aufsätze über italienische Verhältnisse, namentlich über die Zustände in der Kolonie Erythräa, z. B. für Petermann’s Mittheilungen: „Anton Stecker’s Reisen in den Gallaländern“ (1891, S. 233, mit Karte), „Die Trennungslinie zwischen Alpen und Apennin“ (1893, S. 93), „Die Lösung des Djubaproblems“ (1894, S. 97, mit Karte). Im Frühjahr 1895 kehrte er nach Deutschland zurück und gründete in Berlin eine kartographische Anstalt, doch konnte er sich an deren Aufblühen nur kurze Zeit erfreuen, da er bereits am 29. November desselben Jahres in seiner Vaterstadt starb.