ADB:Pirch, George Dubislaw Ludwig von

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Artikel „Pirch, George Dubislaw Ludwig von“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 172–173, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pirch,_George_Dubislaw_Ludwig_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:55 Uhr UTC)
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Pirch: George Dubislaw Ludwig v. P., preußischer General-Lieutenant, am 13. December 1763 zu Magdeburg als der älteste Sohn des General Franz Otto v. P. (s. d.) geboren und später zur Unterscheidung von seinem Bruder Otto Karl Lorenz v. P. (s. d.) P. I. genannt, trat 1777 bei dem Infanterieregiment Hessen-Cassel (Nr. 45), bei welchem sein Vater stand, als Gefreiter-Corporal in den Dienst, machte den baierischen Erbfolgekrieg mit, nahm als Adjutant des Generals v. Eckartsberg an der Expedition des Jahres 1787 nach Holland theil und gehörte während der von 1789 bis 1790 dauernden Besetzung des Bisthums Lüttich dem Stabe des Generals Martin Ernst v. Schlieffen an, welcher das dorthin entsandte preußische Truppencorps commandirte; der General wie P. standen zu Wesel in Garnison. Letzterer vertauschte dieselbe 1792 mit Bayreuth, welches an Preußen gefallen war; der Chef seines Regiments, General v. Grävenitz, sandte ihn dorthin voraus, um die Einrichtungen für die Unterbringung desselben zu treffen. In demselben Jahre erfolgte seine Ernennung zum Adjutanten der fränkischen Inspection, als solcher wohnte er 1793 der Belagerung von Mainz bei. 1795 ward der damalige Erbprinz, spätere Fürst von Hohenlohe-Ingelfingen, sein Chef, welchem er 1797 als Adjutant der niederschlesischen Infanterie- und schlesischen Füsilier-Inspection nach Schlesien folgte. Auch den Feldzug von 1806 machte er im Stabe des Fürsten mit, ward durch die Capitulation von Prenzlau kriegsgefangen und wurde nach Frankreich abgeführt, von wo er erst Anfang 1809 nach Deutschland zurückkehrte; im September dieses Jahres ward er Commandeur des zweiten westpreußischen Infanterieregiments in Breslau. Bei Ausbruch des Krieges von 1813 wurde er Commandeur der aus 7 Bataillonen bestehenden Infanterie der oberschlesischen Brigade des Generals v. Zieten, wohnte mit dieser den Schlachten von Groß-Görschen und Bautzen und dem Gefechte von Haynau bei und ward während des Waffenstillstandes zum Generalmajor und zum Commandeur der 10. Brigade (10 Bataillone, 4 Schwadronen, 1 Batterie,) im 2. Armeecorps (Borstell) ernannt, mit welcher er an den Schlachten bei Dresden, Kulm und Leipzig und darauf an der Einschließung von Erfurt theilnahm; Anfang 1814 folgte das Corps der Armee über den Rhein und focht vom Februar an bis Ende März wieder im Verbande der schlesischen Armee. Als der Friede geschlossen war, führte P. seine Brigade in die Gegend von Aachen, für den Krieg von 1815 ward ihm zuerst das Commando einer Brigade beim 2. Armeecorps übertragen; als aber der Commandeur desselben, General v. Borstell, dieser Stellung enthoben ward, trat am 9. Mai P. an seinen Platz, und nahm mit dem Corps an den Schlachten von Ligny und Waterloo rühmlichen Antheil. Als die letztere geschlagen war, erhielt er von Gneisenau die Weisung, dem bei Wavre stehenden Grouchy mit seinen 17–18 000 Mann den Weg zu verlegen. Mittelst eines Nachtmarsches führte er die ermüdeten Truppen eine Strecke weit in der ihm angewiesenen Richtung zurück; bei Melioreux aber erlahmte seine Energie; er faßte seine Aufgabe nicht im Sinne eines Gneisenau auf, welcher den Feind vernichten wollte, sondern erwies sich als ein Stern zweiter Größe, der Aufklärungsdienst versagte. Grouchy entkam; Pirch’s Truppen, welche den Franzosen folgten, faßten am Abend dieses 19. Juni bei Namur nur noch die Nachhut. Am 24. übergab er sein Commando dem Prinzen August von Preußen, welcher ihn zuerst mit der Belagerung von Maubeuge beauftragte, und ihm, nachdem diese Festung am 12. Juli capitulirt hatte, mit seiner Brigade zur Einschließung von Philippeville entsandte; die Capitulation [173] erfolgte am 8. August. P. erhielt dann das Commando einer Brigade bei der in Frankreich zurückbleibenden Occupationsarmee, erbat aber im folgenden Frühjahr, weil sein Gehör gelitten hatte, seine Pensionirung, welche, nachdem er auf Geheiß des Königs zunächst noch eine Cur gebraucht hatte und diese erfolglos geblieben war, im Herbst 1816 gewährt ward. Unvermählt starb er am 3. April 1838 zu Berlin; Graf Nostiz, Blücher’s Adjutant, charakterisirt P. als einen guten und pflichttreuen Soldaten, aber mehr geeignet, auf untergeordneter Stelle erhaltene Befehle richtig aufzufassen und auszuführen, als auf einem höheren Platze selbständig und aus eigener richtiger Ansicht den Ansprüchen des Augenblickes in Verbindung mit dem großen Ganzen und mit Rücksicht auf dasselbe zu genügen („Kriegsgeschichtliche Einzelschriften“, Berlin 1885, 6. Heft).

Militär-Wochenblatt, Berlin 1838, Nr. 24.