ADB:Rinkenberg, Johann I. von

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Artikel „Rinkenberg, Johann I. von“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 29 (1889), S. 759, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Rinkenberg,_Johann_I._von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 20:30 Uhr UTC)
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Rinkenberg *): Johann I. v. R., Vogt von Brienz, gehört einem, ursprünglich wallisischen, freiherrlichen Geschlechte an, von dessen Stammburg Ringgenberg noch heute am Nordwestufer des Brienzer Sees stattliche Reste stehen. Der „Jungkher“ Johannes ist urkundlich seit dem Mai 1291 bezeugt, meist in geschäftlichen Beziehungen zu dem nahen Kloster Interlaken. Spätestens 1308 ist aus dem domicellus ein dominus geworden; am 5. Juni d. J. wird Freiherr Joh. v. R. unter die Bürger von Bern aufgenommen, wohin er durch die Familie seiner Mutter, einer bernischen Bürgerstochter, gewiesen war; 1330 soll er gar Mitglied des dortigen großen Rathes gewesen sein; ein Berner Predigermönch, Bonerius, hat ihm seine berühmte Fabelsammlung, den Edelstein, gewidmet. Die Romfahrt Kaiser Ludwig’s gab ihm Gelegenheit, sich 1328 auf der Tiberbrücke so auszuzeichnen, daß der Berner Chronist Konrad Justinger ihn als „den allermennlichsten“ der gesammten kaiserlichen Ritterschaft preisen darf und daß der Kaiser selbst noch 1335 seine Dienste durch burgundische Reichslehen belohnte. Johannes I. starb in hohem Alter, nach dem 28. Febr. 1349; vielleicht ist er auch 1350 noch am Leben gewesen. Aus seiner Ehe mit einer Freiin von Wädischwyl auf Mülinen hatte er zwei Söhne, von denen der ältere, Johannes II., mit Unrecht zuweilen als der Dichter angesehen worden ist.

Johannes v. R. gehört zu den sehr wenigen adeligen Dichtern, die ausschließlich der Spruchdichtung huldigten. Seine 17 einstrophigen Gedichte sind sämmtlich in derselben, dem Ehrenton Reinmar’s von Zweter deutlich nachgebildeten Form abgefaßt; auch in der Wahl seiner Stoffe, in seiner abstracten und langweiligen Lehrhaftigkeit sucht der unbegabte R. jenem maßgebenden Vorbilde nachzustreben. Neben dem Lobe Gottes und der Damen ist sein Lieblingsthema die redselig nichtssagende Schilderung einzelner Tugenden und Laster in kurzen, parallelen, gern anaphorisch beginnenden Sätzchen. Die Gabe sinnlicher Anschauung ist ihm so vollständig versagt, daß er es fertig bringt, von der „Frau Treue“ zu sagen: „sie ist das allerbeste Kleid“. Seine formale Unfähigkeit verräth sich besonders auffällig in den ungewöhnlich häufigen und rohen Enjambements.

v. d. Hagen, Minnesinger I, 338; IV, 285. – Bartsch, Die Schweizer Minnesänger (Frauenfeld 1886), Nr. 29. – Roethe, Die Gedichte Reinmar’s von Zweter 347, 343, 310.

*) Zu Bd. XXVIII, S. 646.