ADB:Schaller, Julius

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schaller, Julius“ von Hugo Liepmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 562–563, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schaller,_Julius&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 13:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Schaller, Ludwig
Band 30 (1890), S. 562–563 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Julius Schaller in der Wikipedia
Julius Schaller in Wikidata
GND-Nummer 117102628
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|30|562|563|Schaller, Julius|Hugo Liepmann|ADB:Schaller, Julius}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117102628}}    

Schaller: Julius S., geboren 1810 zu Magdeburg, Sohn eines dortigen Predigers. Nachdem er das Domgymnasium absolvirt hatte, bezog er 1819 die Universität Halle, um Theologie zu studiren, widmete sich aber bald [563] unter dem Einfluß des Hegelianers Rosenkranz, gänzlich der Philosophie. Er habilitirte sich in Halle 1834, wurde dort nach vier Jahren außerordentlicher und 1861 ordentlicher Professor. Von einer ihn 1867 befallenden Gemüthskrankheit erlöste ihn 1868 der in Folge von Lungenentzündung eintretende Tod. In seinen älteren Werken vertrat er die strengere Richtung der Hegel’schen Schule, den Standpunkt der sogenannten „Rechten“. Er vertheidigte die Hegel’sche Lehre, die er theistisch faßte gegen die zahlreichen Angriffe, welche dieselbe bald nach des Meisters Tode erfuhr, insbesondere gegen die Einwürfe des jüngeren Fichte, in der Schrift: „Die Philosophie unserer Zeit, zur Apologie und Erläuterung des Hegel’schen Systems“ 1837. Dem Strauß’schen „Leben Jesu“ trat er mit dem Buch: „Der historische Christus in der Philosophie“ 1838 entgegen. Indeß machte er darin schon Strauß einige Zugeständnisse, so daß man ihn danach zum „Centrum“ der Schule rechnete. In den nächstfolgenden Schriften: „Geschichte der Naturphilosophie von Baco v. Verulam bis auf unsere Zeit“ (1841 und 46), „Vorlesungen über Schleiermacher“ 1844 entfernte er sich mehr und mehr vom Hegel’schen Standpunkte, der in den letzten Arbeiten kaum noch bemerkbar ist. Gegen L. Feuerbach polemisirt er in der Schrift: „Darstellung und Kritik der Philosophie L. Feuerbach’s“ 1847, indem er zu zeigen versucht, daß Feuerbach’s Principien zur gänzlichen Vernichtung aller Moral hinleiten. Von Bedeutung sind seine Angriffe auf den Materialismus in dem Werke: „Leib und Seele. Zur Aufklärung über Köhlerglauben und Wissenschaft“ 1855 (mit Bezug auf den Streit zwischen Vogt und Wagner). Außerdem schrieb er „Briefe über Humboldt’s Kosmos“ 1850, „Die Phrenologie“ u. s. w. 1851 und „Psychologie“ Bd. I, 1860. Mit Giebel zusammen gab er die naturwissenschaftliche Zeitschrift „Weltall“ heraus.

S. a. Philos. Monatshefte I, 1868, 51 f.: Nachruf von Bergmann.