ADB:Tappe, Eberhard

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Tappe, Eberhard“ von Ludwig Julius Fränkel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37 (1894), S. 390–394, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tappe,_Eberhard&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 22:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Tappe, David
Nächster>>>
Tappe, Jacob
Band 37 (1894), S. 390–394 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2018, suchen)
Eberhard Tappe in Wikidata
GND-Nummer 128824026
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|37|390|394|Tappe, Eberhard|Ludwig Julius Fränkel|ADB:Tappe, Eberhard}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=128824026}}    

Tappe: Eberhard T., Humanist und Sprichwörtersammler in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, wurde etwa um die Mitte des ersten Decenniums geboren. Sein Geburtsort ist wohl ohne Zweifel das Städtchen Lüne unweit Lüneburg, und dies macht es wahrscheinlich, daß er einer bäuerlichen Familie entstammte. Da man nicht annehmen darf, daß er dem gleichnamigen Geschlechte, das, in Hildesheim (s. u. S. 394) weit zurück nachweisbar, im 17. Jahrhundert mehrere namhafte Gelehrte hervorbrachte, angehörte oder wenigstens nahe verwandt war, so ist man für Herkunft und Charakter seines Hauses bloß auf Vermuthung angewiesen. Sogar der Name steht nicht ganz fest, indem neben der üblichen, besonders auch durch die Buchtitel gestützten Form Tappius, d. i. Tappe, in der Buchhändler-Vorrede der ersten Ausgabe Dappius und in der Wittenberger Universitätsmatrikel Dape nebenhergehen. Auch die einzige von ihm dargebotene Notiz zur Kenntniß seines Ursprungs sagt uns weiter nichts, als daß Tappe’s „pater amantissimus“ Johannes hieß und bei jeder Ertheilung eines Auftrages sofort den sprichwörtlichen Gedanken „Selbst ist der Mann“ äußerte. Im übrigen legen mancherlei Anspielungen des Erwachsenen die Annahme nahe, daß T. aus einfach bürgerlichen Kreisen entsprossen und unter ländlichen Verhältnissen Kind und Knabe gewesen sei. Sein Heimathsflecken gewann gerade, als T. sich zum Jünglinge entwickelte, eine gewisse Bedeutung, indem das dortige reiche Benedictiner-Nonnenkloster der durch Herzog Ernst den Bekenner von Braunschweig-Lüneburg eingeführten Reformation mit den entschiedensten Widerstand leistete. Gleichwol wurde T. bereits (8. Juni) 1525, d. h. noch vor dem kirchenreformatorischen Auftreten Ernst’s, zu Wittenberg, also an der einzigen sofort „lutherisch“ gewordenen Universität, immatriculirt, und zwar von dem berühmten Anatomen Augustin Schar(p)ff (s. A. D. B. XXXIII, 86). Welcher Facultät sich T. daselbst angeschlossen, was für Vorlesungen er und bis wann er solche besucht hat, darüber besitzen wir ebensowenig factische Angaben, wie über die Wahl seines Berufs und sein späteres Wirken.

Der Philologie hat T. sich gewidmet und nach absolvirten humanistischen und wol den damals unerläßlichen theologischen Studien das altsprachliche Fach an einer Gelehrtenschule – vielleicht in Holland, für dessen Volksart er eine eigenthümliche Vorliebe zeigte, oder Köln, der einzigen Stadt, die er mehrfach erwähnt und woselbst er sich schließlich ansässig machte – versehen, wofern nicht alle Anzeichen seiner Beschäftigung uns trügen, die seine Bücher enthalten. Im Vordergrunde steht da sein Schülerverhältniß zu Paulus Bombasius (Paolo Bombace), Professor des Griechischen zu Bologna, der mit Erasmus eng befreundet war und 1527 bei der Erstürmung Roms umkam. Danach muß T. die führende italienische Universität also vor Wittenberg besucht haben. Ferner scheint ein Hinweis auf die Auslegung, die Philipp Melanchthon einer Hesiodstelle gab, T. unter dessen Colleghörer zu versetzen. Auf philologische Studien deutet die stete Verfügbarkeit verschiedenartiger griechischer und lateinischer Beweis- und Parallelstellen, und zwar sowol aus altclassischer Zeit, wie den Perioden [391] der späteren Gräcität und Latinität, zudem aus Grammatikern, Classikercommentatoren und Scholiasten. Daneben beherrscht er aber nicht weniger die patristische und verwandte Litteratur aus römischem und byzantinischem Lager. Die Fülle seiner Belege ist geradezu erstaunlich und läßt eine gründliche schulmäßige Heranbildung in gymnasialem Sinne ahnen, wie sie andererseits die Annahme, daß er in die wenig zukunftsfreudige Laufbahn eines Lateinschullehrers eingetreten und diesen Posten nicht unrühmlich ausgefüllt habe, beinahe zur Gewißheit erhebt. Anspielungen auf mythologische und volksthümlich dichterische Dinge, eingestreute Schlagworte der Alltagsrede zeigen ihn auch am Studirtische mit Gegenständen nichtschulmäßigen Interesses beschäftigt. Endlich unterschreibt er sich in seiner einzigen Vorrede „M.“, d. h. Magister. Jedenfalls erübrigte T. in seinem Berufe noch genug Muße, um die vielen fesselnden Vorkommnisse seines unruhigen Zeitalters mit Theilnahme und Nachdenken zu verfolgen, und er hat den mannichfachsten staatlichen und socialen Tagesereignissen seine volle Aufmerksamkeit zugewendet, ohne aber irgendwie eine schroffe Subjectivität herauszukehren. Sein Standpunkt ist dabei durchgehends ein ziemlich vorurtheilsfreier, namentlich gegenüber religiösen Fragen, speciell formell-kirchlichen Dingen und innerpolitischen Vorgängen. Wir hören bei ihm aus den Wirrnissen der eigentlichen Zeitgeschichte fast gar nichts, dafür aber gelegentlich die selbständige Stimme eines reformfreundlich, wenn auch nicht irgendwie fanatisch gesinnten aufgeklärten Mannes, dessen etwaige Betheiligung an bezüglichen Neuerungen für uns allerdings völlig im Dunkeln liegt. Daß er den Anschauungen, die damals der demokratischen Stürmer und kirchlich Radicalen Losung darstellten, in der Praxis keinesfalls huldigte, erscheint nach verschiedenen mäßigenden Einlagen in seinem proverbialen Commentar ausgemacht. Diese weise Zurückhaltung hindert einen scharfen Tadel des arg verlotterten Zeitgeistes, insbesondere was die Verderbniß des religiösen Sinnes anlangt, sowie herbe Mahnworte, sich zu einer besseren Pädagogik von Kind und Erwachsenem aufzuschwingen, nicht.

All das entnehmen wir, abgesehen von den unaufklärbaren Anspielungen in der Widmung seines einzigen deutschen Buches, der wir noch näher zu treten haben, seiner großen Sprichwörtersammlung; deren versprengte Autobiographica und unabsichtliche Auslassungen bilden also unsere wesentliche Unterlage. Sie erschien wol zuerst als „Germanicorum adagiorum cum Latinis ac Graecis collatorum, Centuriae septem. Per Eberhardum Tappium Lunensem. Ex Libera Algentina, in aedibus Vuendelini Rihelij, Anno MDXXXIX“ mit siebenjährigem privilegio Imperiali; dann ebenda 1545, trotz des Titelzusatzes „Jam denuo recognitae et locupletatae per ipsum authorem“ völlig unverändert. Außerdem gelangte zu Köln 1539 in Druck: „Epitome adagiorum post novissimam D. Erasmi Rot. exquisitam recognitionem, per Eberhardum Tappium ad numerum Adagiorum magni operis nunc primum aucta [et quod diligens lector facile videbit, multis in locis iam quam antê diligentius emendata]“, Augsburg 1540, Köln 1542, 1545, 1553, 1558, 1564 (1581 ?), Antw. 1544 u. (mit Servilius’ Anhang) 1545, Leyden 1550, Amsterdam 1649 unverändert aufgelegt. Da aus dem Titel der ersterhaltenen Ausgabe der Epitome die Existenz einer älteren fast bestimmt hervorgeht und in der Einleitung zum größeren Werke von einem zehn Jahre früher herausgegebenen Probebüchlein desselben Inhalts, das der Verfasser nunmehr am liebsten verleugnete, deutlichst die Rede ist, darf für uns kein Zweifel obwalten, daß der erste Druck der von T. angelegten proverbialen Collectaneen verloren ist; des Urhebers eigenes abfälliges Urtheil läßt uns diese Thatsache weniger empfindlich erscheinen. Bedeutsam wird aber dieser Umstand dadurch, daß T. bei seiner Anfangsveröffentlichung noch nicht bei Johann Agricola, dem ersten nach weiteren Gesichtspunkten arbeitenden Parömiographen, Anregung und Muster [392] gefunden hatte, da ja dessen epochemachende Schöpfung etwa gleichzeitig ans Licht trat. Dagegen ist er, der, in der Vergangenheit der Sprichwörterkunde ziemlich bewandert, fast jeder Nummer den Grad der Verbreitung bemessen und Nebenformen beifügen kann, dem Erasmus theoretisch wie in Beispielen für Vielerlei verbunden, ja hat sogar aus dessen eigener Sammlung, die er in jenem kürzeren Werkchen auszuziehen unternahm, eine zusammenhängende Serie (VII, 1. bis 3. Dekade) herübergenommen. Ferner sind ihm verschiedene antike und mittelalterliche Vorgänger gar wohl geläufig, wie er auch des Oefteren sich auf sie beruft. Die Methode, die deutschen Sprichwörter bloß als Synonyma der lateinischen zu bringen und den in der Gelehrtensprache abgefaßten Context mit der entsprechenden einheimischen Formel abzuschließen, ist sein (D. G. Morhof, De arguta dictione tractatus2, 1705, p. 97 u. [Index] O4), eine humanistische Neuerung dabei das Einflechten passender griechischer Parallelen, die allenthalben das echte Verständniß des altclassischen Sentenzenreichthums verrathen. Schule gemacht hat Tappe’s selbständig ausgebildete Methode trotz ihrer Gründlich- und Sauberkeit ebensowenig, wie seine schönen Ergebnisse auf dem Felde des Sammelns selbst. Bei keinem der ungezählten jüngeren Compilatoren und Abschreiber der Gattung verspürt man einen so wesentlichen Einfluß, daß man die Anklänge bestimmt ihm zuschieben könnte; auch die Wiederkehr charakteristischer Sprichworttypen in Spies’ „Volksbuch vom Doctor Faust“ von 1587 (s. Kühne’s Neudruck 1868) erzwingt keineswegs die Annahme unmittelbarer Benutzung. So erwuchsen denn aus dem Resultate von Tappe’s strebsamem Fleiße nicht die Früchte, die er verdient hätte. Trotzdem gebührt ihm eine hervorragende Stelle im Reigen der deutschen Parömiographen. Von neueren Nachfolgern zog ihn Wander im „Sprichwörter-Lexikon“ zu Rathe (I, p. XLIV), und zwar die 1545er Ausgabe.

Der Band ausgewählter Sprichwörter des Erasmus ist neben dem eigenen Werke Tappe’s ein nüchterner Ueberblick der geläufigsten lateinischen proverbia, den wohl nirgends eine selbständige Glosse oder eine neue Auslegung unterbricht. Die erste und sämmtliche folgenden Ausgaben tragen über Seite 1 den Innentitel „Epitome Adagiorum D. Erasm. Roterodami, per Eberhardum Tappium castigata, et ad numerum Adagiorum magni operis locupletata“. Die zweite Ausgabe zählt 598, die dritte, die der oben eingeklammerte speculative Titelzusatz schmückt, infolge anderer Textvertheilung gegen den Schluß hin, 632, die vierte ebensoviel, die etwas weiter gedruckte fünfte 656 Seiten, sämmtlich den ausführlichen Index ungerechnet. Dabei zeigt sich nun, daß von der 1545er Ausgabe an, die Martin Gymnicus u. A. mit der Behauptung bevorwortet, er habe dies Werk, wie sämmtliche in seinen Verlag übernommenen, gründlich verbessert (was keineswegs der Fall ist, zumal auch der Anlaß fehlte), trotz des nachherigen Ueberganges an Walter Fabricius’ Firma dieses anpreisende Versprechen mit dem vollen umgebenden Wortschwall allemal wiederholt wird. Dies Alles ist ebensowenig verwunderlich, wie die völlige Uebereinstimmung zwischen den Ausgaben des Tappe’schen Hauptwerkes; denn der Verfasser selbst war mittlerweile gestorben. Die dem Frühjahr 1542 entstammende Vorrede zum zweiten, noch bei Johann Gymnicus, Martin’s Vater, erschienenen Epitome–Druck, eine Epistola, die ‘Conradvs Brvnssenivs Embecanvs Martino Gymnico, adolescenti candido’ (p. 2a–5b) schreibt, wird p. 4a ff. Folgendes berichtet: „Indignum enim esset, si paterni nominis celebritas, in te obscuretur. Ille, uti uides, sumptus nõ grauatur etiam magnos facere, ut bonos scriptores, uel | obsoletos, in lucem reuocet, uel deprauatos repurget, uel obscuros explanet, uel illustres etiam, aliquo adiecto, siue Indice, siue breuiusculis scholijs, reddat illustriores. Ita nunc ex officina sua humanorum studiorum candidatis Adagiorum chiliades magni illius Erasmi, dedit: nouo Indice rerum accesso, quem paternis expensis [393] confecerat uir multae eruditionis Eberhardus Tappius, mihi familiariter notus et patronus. Deinde ubi pater hoc opus maius esse cognouit, quam ut tenuioris fortunę studio si sibi comparare possent, ille omnibus prodesse cupiens, eundem Eberhardum conduxerat, ut summa diligentia easdem Chiliades in Epitomen redigeret, uerùm concinniùs paulò q̃ ante annos duos forte Antuerpiae prodijt. adijciendo quoque locis suis Adagia ea, quae per | Erasmum in nouissima editione Chiliadum accesserant. Quem laborem felicissime quidem Eberhardus ceperat, sed morte praeuentus, non expleuit. Precibus itaque ego patris tui postea inpulsus, eum laborem absolui. quem quidem qualis est, studiosis adolescentibus per te, mi Martine, donatum esse uolui. Id unicè expetebat et Eberhardus noster. Sit hic animus in te meus, mutui amoris nostri perpetuum pignus, et non intermoriturus testis. Libellum confido fore bonarũ literarum studiosis utilem et iucundum. Benè uale. Coloniae Calendis Martijs, Anno M.D.XLII.“ Seb. Franck’s „Annder theyl der Sprichwörter“ (1541) ist „zum theyl von E. Tappio zusamen bracht,“ also nach dessen Tode erschienen.

Der frühe Tod Tappe’s kann nicht viel früher erfolgt sein. Wir besitzen nämlich von ihm auch ein deutsch geschriebenes Büchlein, dessen Widmung unterzeichnet ist: „Geben zu Cöln Anno 1541 den 24 Maij … M. Eberhardus Tappius Lunensis mitburger zu Cöln“, dessen Schluß 1542. Es heißt: „Waidwerck vnd Federspiel. Von der Häbichen vnnd Falcken natur, art vnnd eygenthumb, wie mann sie berichten, gewehnen, ätzen, vnnd von allen jren kranckheyten soll erledigen, Allen Häbich, vtmd Falcken tregern vast nötig vnnd zu wissen nützlich. Durch Eberhardum Tappium Lunensem Burger zu Cöln. Zu Straßburgk bey M. Jacob Cammer Lander“ (Quart. 40, unpaginirte Blätter excl. Titel, Vorwort, Inhaltsverzeichniß). Die Widmung, ‚Vorred‘, „dem Ehrnfesten, fürsichtigen vnnd hochweysen herrn Jacob Rodekirchen, Burgermeyster der heylichen statt Cöln, seinem günstigen lieben Junckern vnd herren“, besagt bloß, daß T. diesem zu ganz außerordentlichem Danke verpflichtet sei, weil er den der „ellend“ war gestützt habe, ihn, der von seinen „abgünstigen felschlich verleumbdet war“. Dem Kölner Bürgermeister, dem genauen Kenner der Jagd und Beize, solle eine Zerstreuung in der Muße nach den sorgenvollen Geschäften aus diesem Büchlein erwachsen. Dieses nun habe er, T., als säubernde und vermehrende Umgestaltung, angelehnt an „ein gutts büchlin, doch on tittel vnd namen“, ausgearbeitet, das er „bey dem würdigen vnd Ehrnfesten herrn Engelhardt von Schonenberg deütsch ordens pfleger zu Moffendorff etc.“ im „ellend“, als er seinen „mißgünnern vnd neydigern ein zeytlanck entwichen, biß sie jren mut wol gekühlet hetten“, gefunden. Die Abhandlung erledigt, in gewandter, volksthümlicher, mehr laienmäßiger Darstellung, die mancherlei naturgeschichtliche Kenntniß und Belesenheit, oft auch die eingewurzelte Neigung zum Sprichwort verräth, erschöpfend ihr Thema (wortgetreuer Abdruck in Quart, mit den Holzschnitten, Stuttg. 1887).

Endlich ist noch erhalten: „De re aedificatoria libri decem Leonis Baptistae Alberti Florentini uiri clarissimi, et Architecti nobilissimi, quibus omnem Architectandi rationem dilucida breuitate complexus est. Recens summa diligentia capitibus distincti, et à foedis mendis repurgati, per Eberhardum Tappium Lunensem. Argentorati excudebat M. Jacobus Cammerlander Moguntinus. Anno 1541.“ Dieser Quartband von 165 Seiten enthält nirgends eine ersichtlich von T. herrührende Notiz oder eine Auslassung, die auf ihn Bezug hätte, und stellt gewiß ebenso wie jenes einzige muttersprachliche Erzeugniß eine Brotarbeit des damals aus uns unerfindlichen Gründen in Noth gerathenen Schriftstellers dar. Die Beziehung zu dem Humanisten und Verleger Jacob Cammerlander, die beide beweisen, eröffnet ein neues anziehendes Verhältniß Tappe’s.

[394] Positive Nachrichten über T. waren nirgends aufzutreiben. Die Kirchenbücher seiner Heimathgemeinde reichen nur bis 1681 zurück, wie mir Herr Organist Hövermann in Lüne mittheilte. Auch sonst ließ sich weder aus gedruckten, noch aus archivalischen Materialien daselbst oder in Lüneburg und Hannover etwas feststellen. Die verwittwete Frau Superintendent Dr. Raum zu Lüne, Pastor Strasser und Stadtbibliothekar W. Görges zu Lüneburg, Dr. Adolf Wrede zu Göttingen ertheilten freundlichst die negativen Auskünfte. Des Letztgenannten gründliche Preisschrift über „Die Einführung der Reformation im Lüneburgischen durch Herzog Ernst den Bekenner“ (Göttingen 1883, beziehentlich 1887) bot die geschichtlichen Unterlagen für die Auffassung der socialen Umgebung, insbesondere der politischen und kirchlichen Verhältnisse von Tappe’s Jugend. Dabei fand sich gar nichts unmittelbar auf T. Bezügliches, ebensowenig in dem im Königlichen Staatsarchiv zu Hannover (dessen Leiter, Geh. Archivrath Janicke, mich umgehend unterrichtete) Verzeichniß der Manuscripte J. 37 als Copie vorhandenen Kalender von Lüne und den gleichzeitigen, lateinisch abgefaßten, aber bald verdeutschten Tagebüchern zweier dortiger Nonnen (vgl. Wrede S. 104 Anm. 1), oder in dem mit auf letzteren fußenden Aufsatze von Schuster, Die Reformation des Klosters Lüne: Hannover’sches Magazin, 1821. Die Immatriculation im Album Academiae Vitebergensis ed. Förstemann p. 125b. Zur Bibliographie der Sprichwörterbücher s. Zacher, Die deutschen Sprichwörtersammlungen, S. 12 Nr. 22–24 (mit den Citaten von Nopitsch und Duplessis), Goedeke, Grundriß z. Gesch. d. d. D.2 II, S. 8 Nr. 7, Harrebomée, Spreekwoordenboek der nederlandsche taal I, p. XXXIII u. (list) IV. Nachfrage nach etwaiger Rettung des ersten Büchleins (1529), dessen Existenz Goedeke anzweifelt, nicht überflüssig. Körte, Die Sprichwörter u. s. w. der Deutschen2, S. 21 schreibt Eberhard Tapp, D. G. Morhof (s. o.) Toppius. Die beiden jüngeren Schriften, der Kölner Aufenthalt und die Todeszeit waren bis jetzt unbekannt, Nachforschungen in Köln noch nicht möglich. Vgl. L. Fränkel, E. T., ein deutscher Schulmeister und Germanist älterer Zeit: Lyon’s Festschrift zum 70. Geburtstage Rudolf Hildebrand’s (1894; Ergänzungsbd. der Ztschr. f. d. dtsch. Unterr.), S. 298–309.