ADB:Tuerck, Ludwig

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Tuerck, Ludwig“ von Julius Pagel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 2, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Tuerck,_Ludwig&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 23:31 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Tunner, Joseph Ernst
Nächster>>>
Schönemann, Lilli
Band 39 (1895), S. 2 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ludwig Türck in der Wikipedia
Ludwig Türck in Wikidata
GND-Nummer 117638536
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|2|2|Tuerck, Ludwig|Julius Pagel|ADB:Tuerck, Ludwig}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117638536}}    

Tuerck: Ludwig T., berühmter Neurolog und Laryngolog, ist zu Wien am 22. Juli 1810 geboren, studirte und promovirte daselbst 1836, wurde 1840 Secundararzt am Allgemeinen Krankenhause, wo er sich eifrigen anatomisch-pathologischen Arbeiten über das Nervensystem hingab, machte 1844 eine Studienreise nach Paris, als deren Ergebniß er veröffentlichte: „Ph. Ricord’s Lehre von der Syphilis. Nach dessen klinischen Vorträgen dargestellt“ (Wien 1846), übernahm darauf in der für ihn von seinem Gönner Baron Türckheim (s. S. 8) im Allgemeinen Krankenhause geschaffenen Abtheilung für Nervenleidende die Stellung als ordinirender Arzt, wurde 1857 Primararzt daselbst, widmete sich von nun ab ausschließlich intensiven laryngoskopischen Studien, las seit 1860 ununterbrochen Collegien über Laryngoskopie, erhielt 1861 von der Pariser Académie des sciences einen Monthyon-Preis von 1200 Francs, wurde 1864 zum ordentlichen Professor ernannt und starb am 25. Februar 1868. T. gehört zu den bedeutendsten Forschern der Neuzeit. Zunächst sind seine Arbeiten der Neuropathologie zu Gute gekommen und in dieser Beziehung zu nennen folgende Publicationen: „Abhandlungen über Spinalirritation nach eigenen, größtentheils im Wiener Allgemeinen Krankenhause angestellten Beobachtungen“ (Wien 1843); „Ueber secundäre Erkrankungen einzelner Rückenmarksstränge und ihrer Fortsetzungen zum Gehirn“ (Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. zu Wien, mathem. und naturw. Classe VI, XI, mit 7 Tafeln); „Ergebnisse physiologischer Untersuchungen über die einzelnen Stränge des Rückenmarks“ (Ebd. VI); „Ueber Compression und Ursprung der Sehnerven“ (Ebd. IX); „Beobachtungen über das Leitungsvermögen des menschlichen Rückenmarks“ (ib. XVI); „Beobachtungen über die Verminderung der Pulsfrequenz bei neuralgischen Anfällen und über den Rhythmus solcher Anfälle“ (ib. XVII); „Vorläufige Ergebnisse von Experimentaluntersuchungen zur Ermittlung der Hautsensiblitätsbezirke der einzelnen Rückenmarksnervenpaare (ib. XXI) u. v. A. – Viel berühmter und populärer ist T. als laryngoskopischer Entdecker. Er war der erste, der den Kehlkopfspiegel in ausgedehntem Maße zu diagnostischen und operativen Zwecken verwandte und hat sich dadurch in der Geschichte seines Faches einen unauslöschlichen Namen gesichert. Bereits bald nachdem er sich der Laryngoskopie zu widmen begonnen hatte (1857), war er zum ersten Male in der Lage mit Hülfe seines Kehlkopfspiegels dem Professor Ludwig das Innere des Larynx eines Patienten seiner Abtheilung zu demonstriren. Alle seine zahlreichen und bedeutenden Entdeckungen, Erfindungen und Verbesserungen auf seinem Specialgebiete sind in der „Allgemeinen Wiener med. Zeitung“ zum ersten Male veröffentlicht. Von selbständig erschienenen Werken nennen wir: „Praktische Anleitung zur Laryngoskopie“ (Wien 1860); „Klinik der Krankheiten des Kehlkopfs und der Luftröhre“ (sein Hauptwerk, Wien 1866, mit 1 Tafel und 260 Holzschnitten); „Atlas zur Klinik“ u. s. w. In 24 chromolithogr. Tafeln von A. Elfinger u. C. Heitzmann (Ebda. 1866). – Aus dem Nachlaß Tuerck’s gab nach seinem Tode noch C. Wedl „Ueber Hautsensibilitätsbezirke der einzelnen Rückenmarksnervenpaare“ heraus (Wien 1869). – Zu seinen Ehren wurde 1868 im Allgem. Krankenhause in Wien eine Büste aufgestellt.

Biogr. Lex. VI, 23. – Puschmann, Die Medicin in Wien während der letzten 100 Jahre (an verschiedenen Stellen).