ADB:Vermeyen, Jan Cornelisz

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Vermeyen, Jan Cornelisz“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 626–627, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vermeyen,_Jan_Cornelisz&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 09:38 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Vernickel, Wilhelm
Band 39 (1895), S. 626–627 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Jan Cornelisz Vermeyen in der Wikipedia
Jan Cornelisz Vermeyen in Wikidata
GND-Nummer 119015471
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|39|626|627|Vermeyen, Jan Cornelisz|Hermann Arthur Lier|ADB:Vermeyen, Jan Cornelisz}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=119015471}}    

Vermeyen: Jan Cornelisz V., Maler, wurde im J. 1500 zu Beverwijk bei Haarlem als Sohn des Malers Cornelis geboren. Ueber seine Jugend und über seinen Studiengang sind wir nicht unterrichtet; doch lehrt uns ein Blick auf seine Werke, daß er Raphael’s Arbeiten gekannt haben muß, weshalb angenommen wird, daß er Italien besucht habe. Sicher ist, daß er sich im J. 1529 in Cambray im Dienste der Statthalterin Margaretha von Oesterreich, der Tochter Kaiser Karl’s V. befand, und in ihrem Auftrage an drei Grabdenkmälern arbeitete, die noch in der Kirche zu Brou vorhanden sind. Er war Hofmaler dieser Regentin und malte als solcher die Bildnisse Karl’s V., der Kaiserin und zahlreicher Personen des Hofes, die dann als Geschenk an verschiedene Höfe versandt wurden. Einige Zeit später wurde V. von der Königin Maria von Ungarn beschäftigt. Dann trat er in die Dienste Kaiser Karl’s V. und begleitete diesen im J. 1535 auf seinem Zug nach Tunis. Nach der Rückkehr von diesem Feldzug entwarf V. einige kleine Entwürfe, die die Kämpfe der kaiserlichen Heere in Afrika darstellten. (Jetzt im Besitz der Königin von England.) Da sie dem Kaiser zusagten, erhielt V. im Juni 1546 den Auftrag, zwölf große Cartons zu zeichnen, nach denen der Brüsseler Tapetenfabrikant Wilhelm Pannemacker für die Königin Maria von Ungarn Gobelins in Gold, Silber, Seide und Sapette ausführen sollte. Diese Originalcartons haben sich erhalten und gehören gegenwärtig zu den interessantesten Stücken der kaiserlichen Gemäldesammlung in Wien. Sie sind mit Kohle auf Papier gezeichnet und mit Wasserfarben colorirt. Die von Pannemacker mit großen Kosten im J. 1554 vollendeten Gobelins kamen nach Madrid, wo sie heute noch zu suchen sind. Im J. 1712 aber gab Kaiser Karl VI. den Befehl, bei dem Brüsseler Tapetenfabrikanten Jodocus de Voß ein zweites Exemplar anfertigen zu lassen, das dieser im J. 1721 ablieferte. Diese Tapeten, zehn an der Zahl, werden bis auf zwei, die an das k. k. Oesterreichische Museum für Kunst und Industrie abgegeben sind, in Schönbrunn aufbewahrt und sind mit lateinischen Inschriften versehen, die von dem gelehrten Inspector des Münz- und Antikencabinets Heraeus verfertigt sind. Im übrigen ist von den Arbeiten Vermeyen’s nur Weniges bekannt. Wir wissen von drei Bildern, die A. J. Wauters in der Galerie des Marchese Mansi in Lucca entdeckt hat. Sie stellen dar die Schlacht bei Pavia, die Einnahme von Tunis und die Einnahme von Rom. Einige ähnliche Bilder findet man im Schlosse zu Coburg, während von den einst so zahlreichen Gemälden in Arras sich nur ein „Christus im Grabe“ im dortigen Museum erhalten hat. Das einzige bezeichnete Bild Vermeyen’s besitzt die königliche Bibliothek zu Brüssel, ein Gouachegemälde, das an die Verzeihung erinnern soll, die Kaiser Karl V. den Gentern im J. 1540 gewährte. V. hat sich auch in der Radirung versucht und auf diesem Gebiete [627] zwar nur weniges, aber hochbedeutendes geschaffen. Er starb zu Brüssel im J. 1559.

Vgl. G. K. Nagler, Neues allgemeines Künstler-Lexicon. München 1850. XX, 121–124. – Albert Ilg im Beiblatt zur Zeitschrift für bildende Kunst. IX, 318–323 und 329–334. Leipzig 1874. – Eugène Müntz, La Tapisserie. Paris (1883). S. 217. 218. – A. J. Wauters, La peinture flamande. Paris (1884). S. 138–140. – Carel van Mander, Le livre des peintres. Traduction, notes et commentaires pas Henri Hymans, Paris 1884. I, 223–231. – E. R. v. Engerth, Kunsthistorische Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses. Wien 1884. II, 22–531.