ADB:Witte, Karl Heinrich Gottfried

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Artikel „Witte, Karl Heinrich Gottfried“ von Max Mendheim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 593–594, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Witte,_Karl_Heinrich_Gottfried&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 17:48 Uhr UTC)
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Witte: Karl Heinrich Gottfried W., Pädagog und Schriftsteller, wurde am 8. October 1767 zu Pritzwalk in der Priegnitz geboren, wo er auch seine Kindheit verlebte; später kam er nach Salzwedel und unterrichtete hier in seinem 14. Lebensjahre schon mehrere seiner Mitschüler, wobei sich seine Neigung und Fähigkeit zum Jugendunterrichte bereits deutlich zeigte. Auch Gedike, der Director des Berlinischen Gymnasiums, unter dessen Leitung sich W. dann weiter bilden konnte, erkannte bald diese Fähigkeit an ihm und schlug ihn zum Lehrer an einer Erziehungsanstalt vor. Schon von hier und weit mehr noch von Halle aus, wo W. darauf als Lehrer und Erzieher drei Jahre lang wirkte, reiste er oft und besah sich andere Schulen und Erziehungsanstalten und knüpfte bei diesen Gelegenheiten bald Bekanntschaften an mit Salzmann, Campe, Trapp, Rochow, Becker und Anderen. 1792 erhielt er einen Ruf als Erzieher in die Familie des Freiherrn von Salis-Tagstein in Graubünden und blieb hier 31/2 Jahre. Nachdem er dann wieder in Deutschland ein Jahr lang die Erziehung eines jungen Mannes geleitet hatte und, wie er schreibt, „schon am [594] 22. December 1795 ernannter und schnell darauf examinirter Feldprediger bei Götz in Berlin war“, erhielt er 1796 das Pfarramt zu Lochau bei Halle an der Saale und verheirathete sich mit einer geistvollen Märkerin, Luise Reimmann. Dieser Ehe entsproß ein Sohn, Karl W. (s. u. S. 595), der schon nach wenigen Jahren wegen seiner erstaunlichen Kenntnisse in den Ruf eines Wunderkindes kam und seinem Vater ebensoviel aufrichtige Bewunderung für die Resultate seiner planmäßigen Erziehung wie gehässige Nachreden wegen angeblicher egoistischer Experimente mit dem Geiste seines Sohnes eintrug. Bis 1808 lebte W., dem vor allem die glückliche Erziehung seines Kindes am Herzen lag, als Pfarrer in Lochau, den Verlust seines Vermögens, über den er schon 1798 klagt, durch schriftstellerische Thätigkeit und Uebersetzungen einigermaßen ausgleichend; dann bewilligten ihm Stadt und Universität Leipzig ein Jahrgeld, um es ihm möglich zu machen, den jugendlichen Studenten, den er nicht in andere Hände gerathen lassen wollte, dahin zu begleiten. Seine Absicht, hier eine Art Vorschule zu errichten, in der immer je zehn Knaben in der Weise Unterricht empfangen sollten, wie er es an seinem Sohne erprobt hatte, wurde durch den Befehl der westfälischen Regierung vereitelt, die Universität Göttingen zu beziehen, wo ihm weitere Unterstützung in Aussicht gestellt wurde. Der Ruf des jungen Gelehrten war bald so verbreitet, daß er überall gern empfangen und eingeladen wurde, so schon 1810 an den Höfen zu Weimar und Gotha, wie bald darauf in Berlin, Mecklenburg und anderen Fürstensitzen, wohin ihn der Vater stets begleitete. Nach einem vierjährigen Aufenthalte in Göttingen zogen beide nach Heidelberg und dann zwei Jahre später nach Berlin, wo sich der junge W. habilitiren wollte, aber durch mancherlei Intriguen daran gehindert wurde. Er ging dann mit Unterstützung des Königs auf Reisen, während sein Vater, der ihn bis Wien begleitet hatte, nach Berlin zurückkehrte und hier bis zu seinem Tode, am 1. August 1845, lebte. 1819 erschien sein zweibändiges Werk „Karl Witte oder Erziehungs- und Bildungsgeschichte desselben“, in dem er ausführlich die ganze Entwicklung des Wunderknaben darlegt und eingehend schildert, wie weit und in welcher Weise er selbst thätig in die Heranbildung seines Sohnes eingegriffen hat; es ist in der That ein interessantes Buch, das vieles Nützliche und Wahre enthält, allerdings auch manche Uebertreibung und falsche Ansicht. Die übrigen Schriften Witte’s (aufgezählt im Neuen Nekrolog Bd. 23), meist pädagogischen oder belletristischen Inhaltes, sind ohne größere Bedeutung.