ADB:Aitzing, Michael Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Eitzing, Michael Freiherr von“ von Titus Tobler in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 777–778, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Aitzing,_Michael_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 11:24 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Eisner, Karl
Band 5 (1877), S. 777–778 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Michael von Aitzing in der Wikipedia
Michael von Aitzing in Wikidata
GND-Nummer 118644173
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|5|777|778|Eitzing, Michael Freiherr von|Titus Tobler|ADB:Aitzing, Michael Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118644173}}    

Eitzing: Michael Freiherr v. E. (Eytzing, Aytzing), gewöhnlich Eytzinger, lateinisch Aitsingerus aus Oesterreich, Diplomat und Chronist. Man kennt weder das Geburts- noch Todesjahr. Er lebte noch 1593, starb jedoch bald nachher, etwa im Alter von 60 Jahren. Sohn des Freiherrn v. E. von Schattenthal, bezog er die Hochschule in Löwen, wo er sich den mathematischen und Rechtsstudien vorzugsweise widmete. 1557–60 brachte er zur Zufriedenheit einen Vergleich über Besitzungen seiner Familie in Frankreich zu Stande. 1563 besuchte er im Auftrage des Kaisers Ferdinand II. die Kirchenversammlung in Trient. Auch von Maximilian II. wurde er in den Staatsdienst gezogen. 1566 wohnte er dem Reichstage in Augsburg bei. 1568 sandte ihn der Kaiser zum Herzog von Alba nach Brüssel, hier wurde er am 5. Juni Zeuge der Hinrichtung der Grafen von Egmond und Horn. Dem Rath und Kammerherrn des Kaisers Maximilian II. und Rudolf II. rühmte man nach, daß er Fertigkeit in vielen Sprachen besaß. Er verweilte in den Niederlanden etwa 20 Jahre, wahrscheinlich als geheimer Späher des österreichischen Hofes und befand sich demnach in der Lage, den Ereignissen, die sich abwickelten, genau zu folgen und über die verborgenen Triebfedern genau sich zu erkundigen. So flossen aus seiner Feder verschiedene Schrifterzeugnisse, die jedoch in ihrer schwerfälligen Form von keinem größeren Talent Zeugniß geben. Dabei muß man [778] zugeben, daß er zuverlässig ist, obschon er sich als eifriger Anhänger der spanischen Partei zeigt und gelegentlich den Protestanten es übel nimmt, daß sie eine Zauberin nicht verurtheilen. Das Hauptwerk ist: „De Leone Belgico, ejus topographica atque historica descriptione, liber quinque partibus gubernatorum Philippi, regis Hispaniarum, ordine distinctus . . rerum in Belgio maxime gestarum, inde ab anno 1559, usque ad a. 1583, perpetua narratione continuatus“, Colon. 1583, Fol. Mit vielen Abbildungen. Gedruckt ein Anhang bis zum J. 1585. Auch später aufgelegt. Eine vom Verfasser besorgte deutsche Uebersetzung: „Niderlandische Beschreibung in Hochdeutsch“, reicht bis 1584 (Köln). Ueberdies erschien eine Reihe kleiner Schriften, deutsch mit lateinischem und deutschem Titel, die meisten, vielleicht alle in Köln, von 1584–92 und auch später, sämmtliche in Quart gleich gedruckt, mehr der Tageslitteratur angehörend: „Relatio historica“ (1584 s. l.), „Historische Beschreibung, bis April 1584“ (1584 s. l.), „Kurtzer historischer Begriff der Hendel, so sich im Niderlande bis September 1586 zugetragen“ (1586, auch s. l. 1586) etc., Anfänge einer journalistischen und zeitgeschichtlichen Litteratur, die nach Eitzing’s Tode vielfach von Andern fortgesetzt worden sind. Außerdem kennt die Litteratur unter dem Namen Eitzinger historische Schriften, die auch in die Vergangenheit (des habsburgischen und französischen Königshauses) zurückgreifen, allerdings stets mit einem Hinblick auf die Gegenwart und mit geheimnißvollen Beziehungen und Deutungen einzelner Momente derselben, wie z. B. die „Historica temporum ratio . . . cum mystica ad domum Austriacam applicatione“(1582) u. dgl. Eine andere versucht eine topographische Beschreibung „des Landes der Verheißung“ und gilt als nicht ungeschickt gemacht. Manches Buch ist ihm wol auch ohne Grund zugeschrieben worden.

Baron de Reiffenberg, Michel d'Eytzing im Bulletin de l'Académie roy. de Bruxelles, t. 5. (1838) p. 510 ss. Ersch und Gruber’s Allgem. Encyklopädie (1843), 39, 486 ff. (ad voc. Eytzing). J. G. Gräße’s Trésor des livres rares 1, 49 (ad voc. Aitzinger).