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ADB:André, Anton

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Artikel „André, Johann Anton“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Andr%C3%A9,_Anton&oldid=- (Version vom 13. Dezember 2024, 20:50 Uhr UTC)
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André: Johann Anton A., Componist, Musikschriftsteller und Verleger zu Offenbach, dritter Sohn Johann André’s (s. d.), geb. zu Offenbach 6. Oktober 1775, † daselbst 5. April 1842. Schon sehr früh verrieth er gute musikalische Anlagen und trieb mit großer Liebe Violine, Clavier, Gesang, Partiturlesen und Composition; weiteren Unterricht empfing er auf der Violine 1787 von Ferdinand Fränzl und 1789 von vom Mannheimer Ignatz Fränzl, in der Composition 1792 von Vollweiler zu Mannheim. Nachdem er auch im Geschäft seines Vaters sich umgesehen hatte, bezog er 1796 die Universität Jena und unternahm 1798–99 zwei größere musikalische Reisen durch Deutschland. Nach erfolgtem Tode seines Vaters (1799) setzte er dessen Druckerei und Verlag unter der alten Firma, Johann André, mit Unternehmungsgeist und Umsicht fort, und beschäftigte sich angelegentlich mit Verbesserung des Notendruckes. Die nicht lange vorher von Senefelder erfundene Lithographie ist zuerst von Anton A., bei dem Senefelder sich im J. 1800 aufhielt, in weiterem Umfange für den Notendruck verwendet und nutzbar gemacht worden. Daneben componierte A. viel und mit Leichtigkeit: Kirchenwerke, Opern und andere dramatische Musiken, Symphonien, Concerte, Kammerwerke, Lieder, Orgelstücke und andere kleinere Sachen; sein eigenhändiges Verzeichniß seiner Compositionen enthielt 1801 bereits 75 Nummern, darunter mehr als 20 gedruckte (Gerber, N. Lex.); die Zahl der letzteren stieg im Laufe der Zeit auf etwa 70. Gegenwärtig sind sie alle vergessen; denn wiewol gewandt und anständig gearbeitet, sind sie doch arm an eigenem Inhalte, conventionell in der Manier schwächerer Nachahmer Mozart’s und ohne dauernde Lebensfähigkeit; A., der Vater, besaß weit mehr natürliche Frische und Originalität. Doch fanden sie ehedem besonders in Süddeutschland Anklang und Abnahme genug, um ihrem Verfasser nicht nur einen guten Namen zu machen, sondern auch zugleich seinen Verlag ansehnlich ausbreiten zu helfen. In noch größeren Ruf als Verleger brachte sich A. durch die Erwerbung des ganzen handschriftlichen Nachlasses Mozart’s, wie er bei dessen Tod in den Händen der Wittwe sich vorfand. Durch Veröffentlichung des darunter befindlichen von Mozart eigenhändig geführten themat. Verzeichnisses seiner Compositionen (in 2. Ausgabe, 1805 und besser 1828), sowie eines themat. Verzeichnisses der in seinen Besitz übergegangenen Handschriften Mozart’s (1841) erwarb sich A. ein Verdienst um die Chronologie der Werke desselben, von denen er auch verschiedene in Original-Ausgaben veröffentlicht hat (darunter die „Neue nach Mozart’s und Süßmayr’s Handschr. berichtigte“ Partitur-Ausgabe des Requiem’s, Vorrede dat. 31 Dec. 1826). Seine wichtigste musikalische Arbeit ist das „Lehrbuch der Tonsatzkunst“, Offenb. Johann A., 1832–43, wiewol es unvollendet geblieben ist. Angelegt war es auf 6 Bände, welche das ganze Gebiet der Composition umfassen sollten; A. aber starb darüber hinweg, und es sind nur 2 Bde. erschienen, welche in 4 Abtheilungen die Lehre von der Harmonie, dem einfachen und doppelten Contrapunkt, dem Kanon und der Fuge (die letzte Abthl. von seinem Schüler Heinr. Henkel herausgg.) enthalten. Sie sind inhaltreich und bekunden ein umfängliches Wissen ihres Verfassers; mit Kritik und Vorsicht benutzt, ist manches Gute daraus zu lernen. Die übrigen 4 Bde. sollten handeln von der Melodie und dem Periodenbau; den Instrumenten und deren Zusammenstellung; der Vocalcomposition; der Beurtheilung und Verfertigung von Tonstücken (Allg. Mus. Ztg. XXXVIII. 18). Uebrigens erfahren wir aus dem Werke auch, daß A. die Titel eines großherzogl. hessischen Capellmeisters und isenburgischen wirklichen Hofraths geführt hat. – (Vgl. auch N. Nekrol. XX. (1842) 284).