ADB:Anselm (Bischof von Ermland)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Anselm, Bischof von Ermland“ von Karl Lohmeyer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 477–478, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Anselm_(Bischof_von_Ermland)&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 10:35 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 1 (1875), S. 477–478 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Anselm von Meißen in der Wikipedia
Anselm von Meißen in Wikidata
GND-Nummer 135808707
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|1|477|478|Anselm, Bischof von Ermland|Karl Lohmeyer|ADB:Anselm (Bischof von Ermland)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135808707}}    

Anselm, Bischof von Ermland seit 28. August 1250. Nachdem zwar schon mehrere Geistliche auf dem neugeschaffenen Stuhl von Ermland in Preußen berufen, aber (vielleicht mit einer vorübergehenden Ausnahme) nie zur Possession gekommen waren, wurde A., ein höchstwahrscheinlich aus [478] Meißen gebürtiger Bruder des deutschen Ordens, am genannten Tage zu Valenciennes von einem päpstlichen Legaten geweiht. Bereits im Frühjahr 1251, wenn nicht früher, befand er sich in seinem Sprengel und blieb dort zunächst fast zehn Jahre lang, während welcher Zeit er den Grund zur dauernden Christianisirung und Germanisirung der Mitte des Preußenlandes legte; Braunsberg, Ermlands Hauptstadt, verdankt ihm seine Entstehung. Der päpstlichen Anordnung folgend, daß den preußischen Bischöfen ein Drittheil ihres Sprengels zur weltlichen Regierung zufallen sollte, wählte sich A. bei der Theilung der ermländischen Diöcese den mittleren Theil, der, mit seiner Spitze am frischen Haff bei der Passargemündung beginnend, sich wie ein Keil in südsüdöstlicher Richtung landeinwärts erstreckt. Kaum hatte er sechs Jahre darnach (1260) zu Braunsberg seine Kathedrale unter dem Titel des h. Andreas begründet und dabei ein Domcapitel, welchem er das kanonische Recht ertheilte ohne fremde Einmischung den Bischof zu wählen und sich selbst zu ergänzen, gestiftet, als er infolge des großen Preußenaufstandes, der im September 1260 ausbrach, seinen amtlichen Wirkungskreis, dessen weltliche Verwaltung er dem preußischen Landmeister übertrug, verlassen mußte. Doch wurde ihm gleich darauf eine andere, auch in Bezug auf die Ordenslande sehr einflußreiche Stellung übertragen, indem ihn der Papst zum Legaten des apostolischen Stuhles für Böhmen, Mähren und die Erzdiöcesen Riga, Gnesen und Salzburg ernannte. Demgemäß begegnet er uns während der fünf Jahre seiner Legation meist in Mähren und Schlesien, vorübergehend auch in Preußen, einmal sogar in den Grenzen seines Bisthums. Da vorläufig aber keine Aussicht auf dauernde Rückkehr in dasselbe vorhanden, alle Einkünfte daraus versiegt waren, so wurde ihm einige Zeit nach Ablauf des Legatenamtes von Seiten des Ordens, ein Dorf in Schlesien, in dem er seinen Wohnsitz hatte, zum Unterhalt angewiesen. Er starb, nachdem er in seinem Testamente neben seiner Familie, seine Stadt Braunsberg, welche von den aufständischen Heiden zerstört war, bedacht hatte, zwischen den J. 1275 und 78.

Eichhorn[WS 1] in: Zeitschrift für ermländ. Geschichte I. S. 100 ff. Bender in: Index lectionum Lycei Hosiani Brunsberg. für das Wintersemester 1866–67.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Domdekan Dr. Anton Eichhorn (1809-1869), ermländischer Kirchen- und Regionalhistoriker;
    vgl. dessen Biographie von J. Bender in Band 4 der Zeitschrift f. ermländische Geschichte, S. 637 ff.