Zum Inhalt springen

ADB:Bauer, Friedrich Wilhelm

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bauer, Friedrich Wilhelm v.“ von Ferdinand Spehr in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 142–143, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bauer,_Friedrich_Wilhelm&oldid=- (Version vom 30. Dezember 2024, 14:45 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bauer, Franz Nicolaus
Nächster>>>
Bauer, Georg Lorenz
Band 2 (1875), S. 142–143 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Wilhelm Bauer in der Wikipedia
Friedrich Wilhelm Bauer in Wikidata
GND-Nummer 130374334
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|2|142|143|Bauer, Friedrich Wilhelm v.|Ferdinand Spehr|ADB:Bauer, Friedrich Wilhelm}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=130374334}}    

Bauer: (Baur) Friedrich Wilhelm v. B., zu Bibra oder Biber bei Hanau im Hessischen, woselbst sein Vater Oberförster war, im J. 1731 geb., † zu Petersburg 4 Febr. 1783. Landgraf Wilhelm VIII. unterstützte den lernbegierigen Knaben, welcher seine Aufmerksamkeit durch ungewöhnliche mathematische Fähigkeiten auf sich gezogen hatte. Zuerst Geometer im Dienste seines Vaterlandes ging er 1755 als Feuerwerker in der hessischen Artillerie mit einem Hülfscorps nach England, wo er zum Stückjunker avancirte. Nach Ausbruch des siebenjährigen Krieges 1757 mit den Truppen nach Deutschland zurückgekehrt, ward er mit diesen der englisch-deutschen, von Herzog Ferdinand von Braunschweig befehligten Armee zugetheilt. Der Scharfsinn des Oberfeldherrn fand bald die ungemeinen Talente des jungen Officiers heraus. Dem Generalstabe des Hauptquartiers beigegeben, rückte B. mit Schnelligkeit vom Hauptmann zum Oberstlieutenant, Generalquartiermeister und Generaladjutanten auf. Mauvillon in seiner Geschichte des Herzogs Ferdinand von Braunschweig sagt hierüber: „Daß der Herzog in dem kleinsten unbedeutendsten Lieutenant des hessischen Artillerie-Corps, in B., den vortrefflichsten Generalquartiermeister, den vielleicht jemals eine Armee gehabt hat, entdeckte, dazu gehört ein Scharfblick und eine Kenntniß des Geschäfts, die man nicht genug bewundern kann, und Herzog Ferdinand selbst, als Mirabeau über ihn schrieb, er habe seine Armee nicht selbst, sondern mit Hülfe seiner Vertrauten, Westphalen und Bauer, geführt, bemerkte: „Wenigstens muß Mirabeau zugeben, daß ich meine Helfer gut gewählt habe“. – 1758 organisirte B. ein Pioniercorps und erhielt von Herzog Ferdinand die Erlaubniß, aus der Contributionskasse ein Husarenregiment zu errichten, welches nach ihm benannt und in der ersten Zeit auch von ihm geführt wurde. Später, als seine Thätigkeit anderweit im Hauptquartiere in Anspruch genommen wurde, führte es der Major, nachherige braunschweigische General von Riedesel. B. genoß des höchsten nur vorübergehend wol einmal getrübten Vertrauens seines Feldherrn. Im J. 1761 gerieth er in Gefangenschaft, wurde aber bald wieder ausgewechselt. Nach dem Hubertsburger Frieden schloß er am 11. und 12. Mai 1763 mit den Franzosen eine Convention wegen Räumung der von diesen im Cleveschen noch besetzten Plätze ab, wurde vom Könige von Preußen in den Adelstand erhoben, nahm aber, während sein Regiment mit in preußische Dienste trat, seinen Abschied und lebte als Privatmann auf einem von ihm erkauften Landgute bei Bockenheim. Wie er zu dem zum Ankaufe erforderlichen Gelde gekommen, ist nicht aufgeklärt. Mauvillon behauptet, er habe sich seine Stellung während des Krieges zu Nutz gemacht und eine Summe von 150000 Thalern zusammen gebracht. Der Ruf seiner militärischen Tüchtigkeit aber war auch in das Ausland gedrungen und hatte die Aufmerksamkeit der Kaiserin Katharina von Rußland auf sich gezogen. Nach längeren Unterhandlungen ging B. nach Petersburg, um 1769 als Generalmajor und Generalquartiermeister in russische Dienste zu treten. Er ward zu dem Heere gesandt, welches unter Romanzoff an der Donau gegen die Türken stand. Zum Befehlshaber der Avantgarde ernannt, drängte er die türkische Armee bis an den Pruth zurück, nahm am 1. August 1770 fünf türkische Batterieen mit 93 Kanonen und trug am 3. August über die Türken einen glänzenden Sieg davon. „Ueber 10000 Feinde,“ schreibt er an seinen Freund von Riedesel, „sind in die Donau gesprengt und 1130, worunter 5 Baschas, zu Gefangenen gemacht; 26 Kanonen sowol wie die Kriegskasse, 10000 Stück Vieh, über 4000 bespannte Wagen, bei 2000 Stück der schönsten türkischen Reitpferde, in Summa alle Equipage ist meinem Corps zu Theil geworden. Drei türkische Kriegsschiffe näherten sich mit 200 Transportschiffen, [143] um die ins Wasser gesprengten Türken aufzunehmen, sie gaben ganze Lagen von Kanonen, aber ohne Effect, dagegen meine Artillerie die Transportschiffe in Grund bohrte und alle Türken im Strom ertrinken mußten.“ B. erhielt dafür von der Kaiserin, welche ihm ihr ganzes Vertrauen schenkte, den St. Annen- und den St. Georgs-Orden. Während des Winters machte er sich um die Verbesserung der Salzwerke von Nowgorod verdient, kehrte aber im J. 1771 zur Armee zurück. 1772 wurde er zum Generalquartiermeister en chef ernannt, erhielt den Oberbefehl über das unter seiner Aufsicht errichtete Pioniercorps und wurde zugleich zum Generaldirector des Salinenwesens ernannt. 1773 wurde er General-Lieutenant, General-Ingenieur und Ritter des Alexander Newski-Ordens. Nach geschlossenem Frieden nahm B. sich besonders der Wasserleitungen und Wasserbauten im russischen Reiche an. Häfen, Kanäle und Straßen wurden unter seiner Aufsicht angelegt. Wenige Jahre vor seinem Tode erhielt er noch die Leitung des deutschen Theaters in Petersburg, wo Kotzebue in Theaterangelegenheiten sein Secretär und Rathgeber war. B. starb hoch geehrt und reich begütert, („Außer denen beiden Orden von St. Anna und St. George, letzterer ist ein guter Mann, er bezahlt seinen Stern und Band mit 800 Rubeln jährlich, bin ich mit einem goldenen Degen mit Brillanten garnirt und außerdem noch mit der Herrschaft Wiskiwozky, die aus 30 Dörfern besteht, für mich und meine Erben begnadigt worden“). Von ihm erschienen: „Mémoires historiques et geographiques et militaires sur la Valaquie“, 1778, mit einer Karte von sieben Blättern.