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ADB:Begas, Karl der Ältere

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Artikel „Begas, Karl der Ältere“ von Robert Dohme in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 2 (1875), S. 269–270, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Begas,_Karl_der_%C3%84ltere&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 18:30 Uhr UTC)
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Begas: Karl B., der begabteste Maler der Berliner Schule in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts, geb. 30. Sept. 1794 zu Heinsberg im Regierungs-Bezirk Achen, † zu Berlin 24. Nov. 1854. In seinem siebenten Jahre (1801) siedelte er mit seinem Vater, einem höheren Justizbeamten, nach Köln über und besuchte später das Lyceum in Bonn. Dem Wunsche seiner Eltern nach sollte er gleichfalls die juristische Laufbahn ergreifen, aber die Neigung zur Kunst regte sich schon früh in dem Knaben, der fleißig zeichnete und von einem Maler Philippart mit solchem Erfolg in der Oelmalerei unterrichtet wurde, daß er in seinem fünfzehnten Jahre den Johannes von Raphael so gut copirte, daß die Bonner litterarisch-artistische Gesellschaft ihn zu ihrem Ehrenmitgliede machte. Solche Erfolge stimmten allmählich den Vater um, und 1812 ging B. nach Paris, um dort in dem Atelier von Gros seine weitere Ausbildung zum Maler zu finden. Gros verwies den Schüler auf zwei Dinge: das treue Studium der Natur ohne andere Idealisierung als etwa eine Verstärkung der Licht- und Schattengegensätze und zweitens auf ein fleißiges Copiren nach Raphael. Diese beiden Elemente seiner frühesten Jugend lassen sich noch in seinen späteren Werken verfolgen. Eine Reihe von Actstudien jener Pariser Zeit zeigte die Höhe der Meisterschaft in der Behandlung des Fleisches, die er dort gewann; wie er denn gerade nach dieser Richtung hin weitaus der vorzüglichste aller seiner Berliner Zeitgenossen ist, und darin vom ersten Augenblick seines Auftretens an Wach und Kolbe, die damaligen Häupter der Schule, in Schatten stellte. Eine Copie der Madonna della sedia erwarb ihm 1814 in Paris den Beifall Friedrich Wilhelm III., während fast gleichzeitig ein anderes Bild, die Darstellung eines Knaben nach der Natur, in ungemein dreister, kräftiger Auffassung in Berlin im Gegensatz zu der akademisch herkömmlichen flachen Schönmalerei berechtigtes Aufsehen erregte. Es folgte die Bestellung mehrerer Altarbilder für Berlin und Potsdam, so 1818 „Christus am Oelberge“ in der Berliner Garnisonkirche, ein Bild, welches deutlich die Raphaelstudien des Malers bis in den Typus der Köpfe und das Arrangement der Gewänder hinein zeigt, vorgetragen in etwas französischer Manier; während die Ausgießung des heiligen Geistes für den Berliner Dom (1821) schon größere Reife, wenn auch dieselbe Sinnesweise erkennen läßt; es gehört zu seinen besten Arbeiten. Der so ruhmvoll beschrittene Weg steigerte die Erwartungen, die man an den jungen Künstler stellte, aufs höchste. B. aber war keine einem bestimmten Ziele bewußt nachstrebende Kraft. Seine leicht für Eindrücke empfängliche Natur entzündete sich bei jeder neuen Anregung und führte ihn so die mannigfachsten Irrgänge, aus denen er nie recht zu klarem Selbstbewußtsein durchdrang. So kam es, daß als er nach Berlin übersiedelte, wo ihn die Akademie in Folge seiner aus Paris gesandten Arbeiten zu ihrem ordentlichen Mitgliede ernannte (14. Dec. 1821), ein zufällig gesehenes Gemälde Hans Holbein’s ihn derart anregte, daß er einer diesem ähnelnden archaisirenden Richtung anheimfiel. Ein in diesem Sinne gemaltes männliches Portrait erregte auf der Kunstausstellung großes Aufsehen. Zunächst aber war seines Bleibens noch nicht in Berlin. Unterstützt durch eine königliche Pension für drei Jahre ging er nach Rom. Dort gab er sich der präraphaelitischen Richtung, wie sie damals in der deutschen Künstlercolonie Mode war, hin. So zeigt ihn uns seine „Taufe Christi“ in der Garnisonkirche zu Potsdam. Allein das Studium Raphael’s und vielleicht auch sein eigener gesunder Sinn hielten ihn [270] vor dem gänzlichen Aufgehen in die neue Richtung zurück. Als er dann 1825 nach Berlin zurückkehrte, hatten die drei Jahre seinen Stil wesentlich verändert. Die französische Schultradition war zum Theil abgestreift; eine strenge Zeichnung vereinigte er mit einer glänzenden Farbe; und in einer Zeit, wo das eigentlich malerische in der Malerei am meisten vernachlässigt wurde, strebte er nach immer größerer Ausbildung dieser Eigenschaft. Seine Zeichnung wird immer weniger hart, wird zarter und milder, sein Colorit und Helldunkel immer wahrer und liebenswürdiger. Bekannt auf dem Gebiet der religiösen Malerei sind noch aus dieser späteren Zeit seine „Auferstehung Christi“ in der Werder’schen Kirche, „Christus die Mühseligen und Beladenen zu sich rufend“, und endlich der „Judaskuß“, ein Gemälde, welches durch starke Beleuchtungseffecte wirken will, aber bei trefflicher Behandlung des Uebrigen leider im Christuskopfe selbst zu unbedeutend ist (Museum in Breslau). Alle diese Werke lassen erkennen, daß die Composition seine schwächere Seite war, in ihr blieb er immer abhängig von den gemachten Studien, die ihn zwar im Einzelnen schöne Formen geben, aber im Aufbau des Ganzen doch oft leer oder gesucht erscheinen lassen. Viel größere Bedeutung hat er nach der Seite der eigentlich malerischen Befähigung hin, daher er denn den reinsten Genuß in seinen Portraiten gewährt, so in dem großen Familienbilde Bethmann-Hollweg und in den für den König von Preußen gemalten Rittern des Ordens pour le mérite, vor allem in dem herrlichen Bildniß Rauch’s (1846). Höchst liebenswürdige Arbeiten sind auch seine kleineren Genrebilder, die sein hohes Talent in günstigerem Lichte zeigen, als die großen und heut noch dazu oft nachgedunkelten Compositionen. Die berühmtesten derselben sind die „Mohrenwäsche“ und die „Loreley“, Werke welche in unzähligen Reproductionen als Lithographie, Buntdruck, Lithophanie u. s. w. ihrer Zeit durch die ganze Welt verbreitet waren.