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ADB:Cöllin, Konrad (2. Artikel)

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Artikel „Köllin, Konrad“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 16 (1882), S. 479–480, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:C%C3%B6llin,_Konrad_(2._Artikel)&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 07:19 Uhr UTC)
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Köllin: Konrad K.[WS 1], katholischer Theolog und heftiger Widersacher Luthers in der Reformationszeit. Er war zu Ulm um das Jahr 1480 geboren, wo sein Vater Todtengräber und zugleich ein „Marner“ (Grautucher) war. Daselbst hat er vermuthlich auch niederen und höheren Unterricht genossen, wiewol bis 1497 alle weiteren Nachrichten über seinen äußeren Lebensgang fehlen. Laut einer Ulmischen handschriftlichen Chronik soll er aber von Merklingen (einem württembergischen Dorfe) 1497 in das Predigerkloster zu Ulm gekommen sein. Im J. 1507 erscheint er zu Heidelberg als Decan der theologischen Facultät und öffentlicher Lehrer und als solcher erklärte er des Thomas von Aquinas Sententiae. Man forderte ihn auf, diese Vorlesungen drucken zu lassen, wandte sich sogar zur Unterstützung dieses Verlangens an den damaligen Ordensgeneral, den berühmten Thomas del Vio. K. ward darauf an die Kölner Universität versetzt, wohin er, wie es scheint, schon vor 1512 übersiedelte, denn in diesem Jahre veröffentlichte der Buchdrucker Quentel daselbst den erwähnten Commentar. In Köln erwarb er sich die Würde eines Doctors der Theologie, war zugleich Inquisitor und 1526 Prior der Prädicatoren. Als 1530 die katholischen Theologen die Augsburgische Confession widerlegen sollten, reiste zu diesem Zwecke auch K. nach Augsburg. Wenige Jahre darauf soll er, was jedoch in Betracht seiner gegen Luther offen zur Schau getragenen feindseligen Gesinnung ganz unwahrscheinlich ist, weil zu Ulm geboren. von dem für die lutherische Kirche daselbst verdienstvollen Theologen Martin Frecht in seine Vaterstadt berufen, examinirt und auch für gut befunden, aber doch abgewiesen worden sein. Dagegen [480] ist es gewiß, daß er zu Ulm als „sacrae theologiae professor stud. Colon. ord. praedicat. regens ac per Moguntinam Trever. ac Coloniens. provincias haeretice pravitatis apostol. authorit. inquisistor“ den 26. August 1536 gestorben ist. Ein Bruder, Ulrich K., war zu gleicher Zeit Dominicanerprior im Predigerkloster zu Ulm. Von seinen sämmtlich in lateinischer Sprache verfaßten und wiederholt aufgelegten Schriften sind die zwei unmittelbar gegen Luther’s Verheirathung gerichteten am bekanntesten geblieben. Die erste führt den Titel „Epithalamii Lutheri eversio“, Colon. 1527, 4° und die zweite „Adversus caninas M. Lutheri nuptias …,“ Tubingae 1530, 8°, eine Schmähschrift, welche, wie schon ihr Titel zeigt, in Grobheit wenige ihres Gleichen findet und nur durch die in deutscher Sprache verfaßten Schriften des Polemikers gleichen Schlages, Nicolaus Weislinger, zu Anfang des 18. Jahrhunderts (s. d. Art.) übertroffen wird. Zugleich gibt K. in einem in diesem Buche abgedruckten Briefe an den Abt zu Kaisersheim (Kaisheim bei Donauwörth) und schwäbischen Bundesrichter, Conrad Reutter, die Versicherung, daß ein anderes Buch gegen Luther’s Verfälschung des Briefes Pauli an die Galater nächstens folgen werde; dieses ist jedoch im Drucke nicht erschienen. Gegen die erstere Schrift vertheidigte Luthern der Humanist Corn. Agrippa auf scharfsinnige und witzige Weise in seiner „Epistola apolog. ad … Coloniae Senatum contra insaniam C. Cöllin“ datirt „Ex Bonna II. Jan. 1533“ (auch abgedruckt in Lib. VII. Epist. Agrippae p. 465 in dessen Opp., Lugd. 1600, 8°). Ueber die Briefe, welche Reuchlin und K. in den bekannten Streitigkeiten, den „Augenspiegel“ betreffend, mit einander wechselten, vgl. Majus, Reuchlin’s Leben S. 325 und über einige andere seiner Schriften auch Fabricius, Bibl. lat. med. et inf. aet. I, 1166.

Cochlaeus, Hist. de actis et scriptis M. Lutheri ad a. 1523, p. 98 (ed. Colon. 1568, 8°). Häberlin, Diss. de Conr. K., Helmst. 1749, 4°. Schnurrer, Nachr. von ehemal. Lehrern d. hebr. Litt. zu Tübingen, S. 29. Euseb. Engelhard, Lebenslauf d. Catharina v. Bore, II. 183. Weyermann, Ulmische Gelehrten, I. 308–70.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 4 ein weiterer Artikel.