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ADB:Cele, Johannes

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Artikel „Cele, Johannes“ von Jacob Cornelis van Slee in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 77–79, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cele,_Johannes&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 17:33 Uhr UTC)
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Band 4 (1876), S. 77–79 (Quelle).
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Cele: Johannes C., geb. zu Zwolle, † 9. Mai 1417. Dem Vater der modernen Devotion in den Niederlanden, im letzten Viertel des 14. Jahrhunderts, [78] Geert Groote, verdankt auch das tief herabgesunkene Schulwesen neues Leben, indem er die Magistrate mehrerer Städte bewog, sich der Schulen anzunehmen. So geschah es insbesondere mit der schon früher gestifteten Parochialschule der St. Michaeliskirche zu Zwolle, wo 1377 durch seine Bemühung das Rectorat einem jungen Manne übertragen ward, den er vom Mönchsgelübde der Franciscaner zurückgehalten und dadurch der praktischen Thätigkeit erhalten hat. Dieser, Johann C., hatte zu Zwolle an der Parochialschule den Unterricht im Lateinischen genossen und setzte darauf seine Studien an der Prager Universität fort. Wiewol dem geistlichen Stande bestimmt, hielt ihn doch eine gewisse Scheu davon zurück, die Priesterweihe zu erwerben. Besondere Hochachtung aber hegte er für die Brüder des gemeinen Lebens, in deren Thun er das Ideal des geistlichen Lebens erblickte; enge Freundschaft verband ihn mit ihren Vorstehern Geert Groote und Florens Radewynsz, wie er denn ihren Eifer für die Erziehung der Jugend und ihren Fleiß in frommen Uebungen theilte. Kaum an die Spitze der Parochialschule gestellt, wußte er sie zu ungekannter Blüthe zu bringen. Aus Brabant, Westfalen, Sachsen, Trier, Köln und Luik strömten zahlreiche Schüler herbei. Ihrer acht Hundert bis Tausend aus allen Ständen genossen durchschnittlich seinen Unterricht, der den Bedürftigen unentgeltlich ertheilt ward, sie fanden theils in Cele’s Wohnung (intranei), theils in den Fraterhäusern oder bei den Bürgern ein Obdach (extranei). In den beiden obersten der acht Classen gaben zwei oder drei Magister nebst ihm selbst den Unterricht im Lateinischen und Griechischen, der Rhetorik, Logik, Grammatik und besonders an Sonn- und Festtagen auch in Musik. Johann Busch, selbst einst Schüler zu Zwolle, nennt den C., der als tüchtiger Organist oft selbst den Chorgesang leitete, einen hervorragenden Verbesserer des Kirchengesanges. In den übrigen Classen unterwiesen unter Cele’s Aufsicht die Fortgeschritteneren ihre jüngern Mitschüler im Schreiben und im Lesen aus „Die dietsche Catoen“, „Der Aesopet“ und dergleichen Schulbüchern. Von diesem weltlichen Unterrichte trennte C. die Erziehung zur Frömmigkeit und Gottesfurcht nicht. An Festtagen erklärte er für seine Schüler wie auch für Laien die Epistel-Abschnitte und dictirte ihnen die schönsten Sprüche aus der heil. Schrift und den Kirchenvätern für ihre Rapiaria oder Excerpten-Bücher, wodurch er ihnen ein theologisches Vademecum für das ganze Leben zu geben beabsichtigte. Von überaus großer Bedeutung war dieser Unterricht für die wissenschaftliche Entwicklung und Erziehung sowol der Geistlichen wie der Laien. Ausgezeichnete Magistratsglieder, Priester, Mönche, Schulmänner etc. gingen aus dieser Schule hervor, wie Heinrich von Herxen, Wessel Gansfort, Alexander Hegius, Rudolf Langen, Rudolf Agricola, Ludwig Dringenberg, Moritz v. Spiegelberg und andere. Benedictiner und Bernardiner gestanden frei, die Besten und Gelehrtesten ihrer Orden seien Zöglinge des Johann C. gewesen, und die römische Curie, wie die Universitäten zu Paris, Erfurt und Köln wußten genau, wie vieler wohlunterrichteter Männer die Schule zu Zwolle sich rühmen durfte. Einen solchen Erfolg verdankte C. seinem praktischen Geiste und Scharfsinn wie seiner Herzensfrömmigkeit und guten Zucht. Der Mystik eines Johann Ruysbroek, bei welchem er im Kloster Grünenthal einmal mit Geert Groote verweilte, war er durchaus abgeneigt. Um so viel mehr befleißigte er sich der grammatischen Studien und, von der Wahrheit ergriffen, daß der Unterricht zugleich Erziehung sein solle, hielt er unter seinen Schülern eine stramme Zucht aufrecht. Es erschien ihm, wie überhaupt dem Mittelalter, besser zu tadeln als zu loben; darum begrüßte auch die Schulpforte die Eintretenden mit der Inschrift:

„Qui vult domicellari, nec par esse scholari,
„Ille domi maneat et domicellus eat.“

Vermöge seiner freundschaftlichen Beziehungen zu den Brüdern des Gemeinen [79] Lebens war er, wie die Mönche der Windesheimer Congregation selbst, den Bettelmönchen und überhaupt der geldgeizigen und herrschsüchtigen Geistlichkeit wenig hold; er erfreute sich aber 40 Jahre lang des größten Ansehens bei allen Wohlgesinnten. Als er in hohem Alter gestorben war, zeigte die große Volksmenge, welche seine Leiche nach Windesheim geleitete, wie sehr er Aller Liebe und Achtung besaß. Seine Bücher vermachte er theils seinen Freunden theils der von ihm gestifteten Bibliothek der St. Michaeliskirche zu Zwolle.

Die Quellen siehe bei Moll, Kerkgesch. d. Nederl. II. 2de St. Bl. 256; van der Aa, Biogr. Woordenb.