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ADB:Eberhard von Sax

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Artikel „Eberhard von Sax“ von Gustav Roethe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 30 (1890), S. 457, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eberhard_von_Sax&oldid=- (Version vom 8. Dezember 2024, 18:15 Uhr UTC)
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Band 30 (1890), S. 457 (Quelle).
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Sax: Bruder Eberhard v. S., ein geistlicher Lyriker, den uns die große Heidelberger Liederhandschrift erhalten hat, steht in ihr mitten in einer Reihe von Schweizer Dichtern. Das Wappen, das ihm der Bildermaler beilegt, bestätigt, daß er dem jetzt ausgestorbenen Freiherrngeschlechte v. S. (oder Hohensax) angehörte, demselben Geschlechte, in dessen Besitz der prachtvolle Codex sich befand, ehe er in pfälzische Hände kam. Daß Eberhard Geistlicher war und zwar Dominicaner, gibt die Handschrift ausdrücklich an: ein urkundlicher Nachweis vom 9. November 1309 macht es sehr wahrscheinlich, daß er dem Dominicanerkloster zu Zürich angehörte und in ihm, seinem Range gemäß, eine sehr angesehene Stellung einnahm. – Eberhard ist kein Minnesinger. Er hat den anerkennenswerthen Versuch gemacht, die lateinische Hymnendichtung in deutscher Sprache nachzuahmen. In diesem Streben hat er einen Lobgesang auf die Jungfrau Maria gewagt. Lehrreich ist vor allem die Form, die er gewählt hat. Sie vermittelt zwischen deutscher und lateinischer Technik. Eine zweitheilige trochäische Strophenform, die ich aus Adam’s v. St. Victor Hymne iocundare plebs fidelis (Daniel, Thesaurus II, 84) kenne, bringt er einfach durch Wiederholung von zwei auf drei Theile: damit war den Ansprüchen der mhd. Kunst genügt, und die Melodie des lateinischen Gedichtes konnte Eberhard wahrscheinlich ruhig beibehalten. Er war kein formales Talent. Seine zahllosen Enjambements erklären sich allerdings wol daraus, daß er seine Strophe nicht in zwölf Verse, sondern nur in drei Perioden zerlegt wissen wollte: aber auch Reim und Betonung lassen manches zu wünschen, und zweimal entschlüpft ihm ein störender Auftact. Diese formalen Mängel sind um so auffälliger, als Konrad von Würzburg, der Virtuose der Form, ihm poetisches Muster war. Sein zwanzigstrophiger Marienhymnus lehnt sich, sogar wörtlich, an Konrad’s goldene Schmiede an; ihr entnimmt er die große Masse seiner gehäuften Bilder, zwischen die sich Klagen über die Unzulänglichkeit des menschlichen Lobes flechten. Von einem complicirten Loblied auf Christus, das in einer Strophenform Konrad’s abgefaßt werden sollte, sind nur die Anfangszeilen erhalten; ein paar Verszeilen, die in der Handschrift nur auf dem Bilde, nicht im Texte stehen, sind zu roh, als daß sie Eberhard gehören könnten.

v. d. Hagen, Minnesinger I, 68; III, 592; IV, 98. – Bartsch, Die Schweizer Minnesänger, Nr. 28. – W. Grimm in seiner Ausgabe der goldnen Schmiede, S. XIX.