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ADB:Elisabeth (Markgräfin von Baden)

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Artikel „Elisabeth, Markgräfin zu Baden“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 12–14, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Elisabeth_(Markgr%C3%A4fin_von_Baden)&oldid=- (Version vom 4. Dezember 2024, 18:13 Uhr UTC)
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Elisabeth, Markgräfin zu Baden, die jüngste der beiden Töchter des Markgrafen Georg Friedrich von Baden-Durlach (regierte von 1595–1622) aus seiner zweiten Ehe (eine dritte älteste Tochter starb als Kind), geb. 5. Februar 1620, † 13. October 1692, eine durch geistige Vorzüge wie durch Lebensschicksale interessante Prinzessin und Schriftstellerin. Sie verlor in der frühesten Kindheit ihre Mutter; ihr Vater war während derselben Zeit mitten in den Stürmen des großen Krieges, so daß er, aus seinem Lande vertrieben, seine Kinder [13] Jahre lang nicht sah. Auch seine beiden jüngsten Töchter, Anna und Elisabeth, wurden durch die Bedrängnisse der Zeit aus der Heimath vertrieben und wohnten viele Jahre zu Basel. Beide blieben unvermählt, aber beider Talente und geistige Beschäftigungen, und in späterer Zeit auch die Theilnahme an den jüngeren Sprößlingen der fürstlichen Familie trösteten und verschönten ihr Leben in dieser traurigen und unruhvollen Zeit.

E. hatte erst in ihrem achten Jahre ihren Vater kennen gelernt; so verhängnißvoll war jene Zeit. Sie liebte die Poesie und übte sie bis in ihr spätestes Alter. Sie brachte eine Auswahl der gehaltvollsten, für das sittliche und religiöse Leben besonders anregenden Denksprüche, welche sie aus der heiligen und profanen Litteratur gesammelt hatte, in deutsche Verse und ließ dieselben unter dem Titel erscheinen: „Tausendt Merckwürdige GEdenck-SPrüch AVnterschiedlichen Authoren zusammengezogen Und In Teutsche Verse übersetzt. Durlach, Druckts Martin Müller. 1685“. 4. (Neue unveränderte Ausgabe 1696. 4.) Man muß anerkennen, daß nicht blos die Auswahl der Sentenzen der Gesinnung und dem Verstande der fürstlichen Dichterin Ehre macht, sondern daß auch die Form der meisten derselben, wozu sie, wie zu jener Zeit allgemein üblich, Alexandriner verwendete, durch gedankenreiche Kürze und kräftige Haltung anzieht, wenn gleich diese Sentenzen nur in seltenen Fällen proverbialen Inhalts sind. Einen neuen Abdruck, welcher jedoch nicht in den Buchhandel kam, ließ die Großherzogin Sophie von Baden veranstalten: „Gedenkbuch der hochseeligen Prinzessin Elisabeth etc.“, 1834. Außerdem hat sich von E. noch eine kleine handschriftliche Sammlung von Gedichten erhalten, welche in einem in der großherzoglichen Bibliothek zu Karlsruhe befindlichen Hefte, von der Hand der Dichterin selbst geschrieben, aufbewahrt werden (Katal. N. 403: „In den Sprüchen Salomos: Die Forcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit. Angefangen in Basel A. C. 1647, den 21. Juni“), poetische Umschreibungen von Psalmen, Sinn- und andere kleinere Gedichte, zum größeren Theile aber Gelegenheitsgedichte. Unter den letzteren ist ein allegorisch-dramatisches Gedicht, nach der damals üblichen Bezeichnung ein „Ballet“ zur Feier des westfälischen Friedens. Unter den darin auftretenden Personen, Mercur, Mars, Concordia etc. fehlen auch die lustigen Elemente nicht: ein Jurist, ein Liebender, ein Trinker und ein Bauer. E. überlebte ihre Schwester 20 Jahre und war in ihrem höheren Alter bei dem mordbrennerischen Einfalle der Heere Ludwigs XIV. aufs neue genöthigt, an ihren früheren Zufluchtsort Basel zurückzukehren (1685). Dort blieb sie bis zu ihrem Tode (1692), geliebt und gepflegt von ihren jüngeren fürstlichen Verwandten. Sie überlebte ihre Eltern, 17 Geschwister und viele andere Verwandte, und sah in ihrem Hause eine zahlreiche Jugend bis in die vierte Generation heranblühen. Ein französischer Schriftsteller jener Zeit, welcher die Prinzessin so wie deren Schwester Anna persönlich kennen zu lernen die Gelegenheit hatte, gibt von ihrem Charakter und Leben eine sehr vortheilhafte Schilderung; vergl. Chappuzeau, Allemagne Protestante, p. 90.

Auch die älteste Schwester, Markgräfin Anna, war wohlbewandert in Sprachen, auch des Lateinischen kundig; sie liebte die Lectüre und war besonders Freundin und Kennerin der Poesie. Auch von ihr bewahrt die vorgenannte Bibliothek einige bisher ungedruckte Gedichte, gleichfalls in einem von der Dichterin eigenhändig geschriebenen Hefte (Katal. N. 397: „Etliche teutsche Reimgedichte, von welchen der Anfang in dem Namen Gottes zu Basel ist gemacht worden. A. 1647, den 15. Juni. Anna, Marckgrävin zu Baden und Hochberg“); das der Ausdehnung nach größte Gedicht ist ein Lobgedicht auf Gustav Adolf von Schweden.

K. Zell, Die Fürstentöchter des Hauses Baden. Karlsruhe 1842. S. 47 bis 49. Einige Auszüge aus Elisabeths Denksprüchen hat Hoffmann v. Fallersleben [14] in den Weimarischen Jahrbüchern II, 216–218 unabhängig von jenen, welche Zell a. a. O. S. 61–62 gegeben hatte, abdrucken lassen.