ADB:Friedrich, Andreas

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Artikel „Friedrich, Andreas“ von Ludwig Spach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 64, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich,_Andreas&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:06 Uhr UTC)
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Friedrich: Andreas F., Bildhauer, geboren den 17. Januar 1798 zu Rappoltsweiler im Oberelsaß, Sohn eines einheimischen Holzbildners; begibt sich im J. 1815 nach Wien, wo er sich unter der Leitung des Bildhauers Fischer zu einem angeborenen Berufe vorbereitet. Nach neunmonatlichem Aufenthalt zieht er nach Dresden in die Werkstatt Pettrich’s, hört Bötticher’s Vorlesungen über Antiken. – Im J. 1819 siedelt er nach Berlin, erwirbt Schadow’s Gunst und liefert die Figur einer auf dem Sonnenwagen einher ziehenden Victoria. In Paris setzt er seine Ausbildung unter Bosio fort. Im J. 1824 betritt er den classischen Boden Roms, verfertigt unter Thorwaldsen’s Leitung das Bild der Nymphe Alfa, welches er der Stadt Straßburg verehrte. – Hier schlägt er von 1826 seinen bleibenden Wohnsitz auf. 1827 fertigt er ein colossales Porträtbild von Turenne, bestimmt als Medaillon einen Obelisken im badischen Dorf Sasbach zu zieren. Um dieselbe Zeit arbeitet er an einem Medaillon in Sandstein, Erwin und seine zwei Kinder – den Sohn und die legendenhafte Sabine – vorstellend. Ein Hauptwerk Friedrich’s ist wol das schöne Standbild des Straßburger Bischofs Werinhar, des Hauptgründers des romanischen Münsters; es ist im Dome, der astronomischen Uhr gegenüber, aufgestellt. – Für Gebweiler bearbeitete er eine mater dolorosa, für Zabern die colossale Figur des Stadtwappens, eines Einhorns. – Auf 1837 läßt sich das Medaillon des einheimischen Dichters, Ehrenfried Stöber’s, zurückführen; es ziert den Kirchhof St. Gallen. Dem badischen Flecken Steinbach verehrte er das Standbild Erwins (Erwin v. Steinbach), und erhielt dagegen das Ehrenbürgerrecht, einen goldenen Pocal und vom Großherzog von Baden den Orden des Zähringer Löwen. Einer hingeschiedenen Gattin und einer Tochter widmete er ein Grabdenkmal auf dem St. Helenen-Friedhof. Die Gewandung dieser Erinnerungsbildnisse ist geschickt behandelt. Auch für mehrere Privatpersonen, u. a. für den französischen Maler Guérin verfertigte er Grabmonumente. – Im J. 1850 beschenkte er den Gottesacker Baden-Badens mit einer symbolischen Figur, die wir aber durchaus nicht als gelungen bezeichnen, obgleich sie ihm Pocal und Ehrenbürgerrecht eintrug. Die Kirche von Bretten besitzt einen von F. gemeiselten Melanchthon, Offenburg die Statue des englischen Admirals Drake, Achern die von einem Genius bekränzte Büste des Großherzogs Leopold, Rappoltsweiler, Friedrichs Geburtsstadt, eine allegorische Darstellung der herrlichen Localität, Kolmar das Pfeffeldenkmal, eine der besten Leistungen des Künstlers, nur ist demselben leider nicht die gebührende Stelle im Stadtpark angewiesen; es steht hinter dem städtischen Museum. Das Denkmal für Stadtmeister Jakob Sturm wurde den 17. Juni 1870 im Hofe des protestantischen Gymnasiums zu Straßburg eingeweiht, aber einige Monate nach der Belagerung durch eine eingerissene Mauer zerschmettert. Wir mußten mehrere Arbeiten des fruchtbaren Künstlers unerwähnt lassen, dürfen auch nicht verschweigen, daß mehreren derselben die Ruhe und das Ebenmaß eines nach classischen Mustern Gebildeten abgehen. Die Ehrengaben und Diplome, die ihm in seiner langen Laufbahn zu Theil wurden, legte er vor einigen Jahren in die Hände des Universitätsoberbibliothekars Barack nieder. – Von Alter und anderen Heimsuchungen tiefgebeugt, verstarb er den 9. März 1877.

Der elsäßische Bildhauer Andreas Friedrich, eine (panegyrisirende) biographische Skizze von Gustav Mühl, Straßburg 1876 in 12. – Journal d’Alsace n. 61.1877.