ADB:Förster, Christian Ludwig

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Artikel „Förster, Christian Ludwig“ von Karl Weiß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 183–184, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:F%C3%B6rster,_Christian_Ludwig&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:36 Uhr UTC)
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Förster: Christian Friedrich Ludwig Ritter v. F., Architekt, geb. am 8. Oct. 1797 in Baireuth, † am 16. Juni 1863 in Gleichenberg, war der Sohn des Forstinspectors und Oberingenieurs der damaligen Fürstenthümer Ansbach und Baireuth, Christoph F. Nachdem der Vater im J. 1809 gestorben, blieb F. noch bis zum J. 1816 in Ansbach, um seine Studien am dortigen Gymnasium fortzusetzen. Hierauf begab er sich 1816 in sehr ärmlichen Verhältnissen nach München, wo er durch zwei Jahre die Akademie der bildenden Künste besuchte und sich daselbst der Architektur widmete, ununterbrochen mit den härtesten Entbehrungen kämpfend, aber mit ausdauerndem Fleiße seiner Liebe zur Kunst folgend. Im Frühjahre 1818 reiste F. nach Wien, in der Hoffnung, hier ein besseres Fortkommen zu finden. Er fand an Peter Nobile, welchen Kaiser Franz im J. 1817 an die Stelle Hohenberg’s von Triest an die Wiener Akademie berufen, einen warmen Gönner, welcher ihn anfangs mit Fach- und litterarischen Arbeiten beschäftigte, hierauf als Corrector an die Architekturschule, deren Director Nobile war, berief und auf diese Weise für sein weiteres Fortkommen sorgte. Seinen praktischen Sinn frühzeitig bethätigend, gab F. im J. 1826 diese Stelle auf und gründete eine artistisch-lithographische Anstalt, an welcher er sich vorzüglich mit der Pflege der damals in Oesterreich ziemlich unbekannten Zinkographie beschäftigte. In diese Zeit fällt die Herausgabe seiner „Ideen über äußere architektonische Ornamentik“ und seiner „Sammlung von Handzeichnungen alter Meister aus der Albertina in Wien“. Im J. 1836 brachte F. seinen lange gehegten Plan, die Gründung der „Bauzeitung“ in Ausführung, welches Unternehmen seinen Ruf in den weitesten Kreisen verbreitete und ihn mit den hervorragendsten Fachgenossen des In- und Auslandes in Berührung brachte. Nebenbei war F. aber auch als praktischer Architekt thätig und führte mehrere Privatbauten aus. Sieben Jahre darauf (1843) erhielt F. auf Anregung Nobile’s den Ruf als Professor der höheren Baukunst an der Wiener Akademie, welche Stelle er aber, mit vielfachen industriellen Unternehmungen beschäftigt, bereits im J. 1846 wieder aufgab, mit der Begünstigung, den Titel [184] eines außerordentlichen Professors fortführen und zu jeder Zeit Vorträge an derselben halten zu dürfen. Thatsächlich las er z. B. auch im J. 1847 über die Bauwerke der Griechen. Seit dieser Zeit widmete sich F. ausschließend theils der Ausführung von öffentlichen und Privatbauten und der Redaction der Bauzeitung, theils den Verpflichtungen, welche ihm mehrere Ehrenämter auferlegten. So wurde er im August 1848 in den Gemeinderath gewählt und blieb durch mehrere Jahre ein einflußreiches Mitglied dieser Körperschaft. Im J. 1855 wählten ihn die Mitglieder des österreichischen Ingenieurvereins zu ihrem Vorstande und in demselben Jahre fungirte er als Präsident der Jury der österreichischen Abtheilung auf der Pariser Weltausstellung und erhielt für die in letzterer Eigenschaft entwickelte Thätigkeit das Ritterkreuz der französischen Ehrenlegion. Kurze Zeit vor seinem Tode wurde er vom Kaiser durch den mit der Erhebung in den Adelstand verbundenen österr. Orden der eisernen Krone dritter Classe ausgezeichnet. Die Akademien in Venedig, London, Petersburg, Brüssel etc. hatten ihn theils zum Ehren-, theils zum correspondirenden Mitgliede ernannt. Ein Lungenleiden, für welches er im Winter 1862–63 Heilung in Italien suchte, machte seinem Leben in Gleichenberg (Steiermark) am 16. Juni 1863 ein Ende. F. übte auf das Kunstleben Wiens, insbesondere auf seine bauliche Neugestaltung einen wesentlichen Einfluß. Aus der Schule Nobile’s, des strengen Vertreters des Classicismus, hervorgegangen, hat er niemals seine entschiedene Vorliebe für die Bauformen des classischen Alterthums verleugnet. Aber als ein Mann von Geist und Phantasie, welcher dem Grundsatze huldigte, daß dem Bedürfniß sich die Schönheit eines Kunstwerkes unterordnen müsse und durch zahlreiche Reisen in den Besitz reicher Kenntnisse und Erfahrungen gelangt, blieb er in seinen Kunstanschauungen doch nicht einseitig befangen und wirkte nicht ohne tieferes Verständniß für den Geist selbständigen Schaffens auf Grundlage der Ueberlieferungen mittelalterlicher und neuerer Baukunst. Durch seine Bauzeitung trug er in ungemein anregender Weise dazu bei, daß die jüngeren Künstler sich von den erstarrten Formen, an denen die Wiener Architekten und Baumeister fest hielten, lossagten und ihre Bildung erweiterten. Empfänglich für die Fortschritte der Technik und der Constructionen, suchte er dieselben in weiteren Kreisen zu verbreiten. Von seiner Tüchtigkeit als praktischer Architekt geben Zeugniß eine Reihe von öffentlichen Bauten in Wien, wie die protestantische Kirche im Bezirk Mariahilf (1849), die Synagoge im Bezirk Leopoldsstadt (1858), die Elisabethbrücke (1854), sein Antheil an dem Plane und dem Bau des kaiserl. Arsenals (1849–55), für welchen er in Verbindung mit seinem Schwiegersohne, dem Oberbaurathe Th. R. v. Hansen, die Gewehrfabrik und die Schießstätte und selbständig die Kanonenwerkstätten ausführte. Von seinen Privatbauten sind daß Pereira’sche Haus in der Weihburggasse (1842), der Bazar am Haarmarkt (1863), das Todesko’sche Haus in der verlängerten Kärnthnerstraße (1863) und das Daum’sche Hotel am Peter (1842) bemerkenswerth. Unermüdet wirkte er in Wort und Schrift für die Erweiterung Wiens, wozu er schon im J. 1839 einen Plan entwarf. Als im J. 1858 das Werk zur Ausführung kam, war Förster’s Plan unter den drei preisgekrönten Entwürfen und ein großer Theil der Neugestaltung Wiens ist mit Benutzung seiner Ideen zur Ausführung gelangt.

Vgl. Allgemeine Bauzeitung für das J. 1864, S. 1.