Zum Inhalt springen

ADB:Gildemeister, Hermann

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Gildemeister, Karl Hermann“ von Wilhelm von Bippen in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 170–171, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gildemeister,_Hermann&oldid=- (Version vom 6. Oktober 2024, 15:57 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Gilgenschein
Band 9 (1879), S. 170–171 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Kein Wikipedia-Artikel
(Stand Oktober 2016, suchen)
Karl Hermann Gildemeister in Wikidata
GND-Nummer 101763603
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|170|171|Gildemeister, Karl Hermann|Wilhelm von Bippen|ADB:Gildemeister, Hermann}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=101763603}}    

Gildemeister: Karl Hermann G., geb. am 18. Nov. 1801 zu Bremen, † daselbst am 19. Dec. 1875, Sohn des Kaufmanns Johann G., welcher von 1788–1837 im Rathe der Stadt saß. G. studirte auf den Universitäten Tübingen und Göttingen Jurisprudenz und wurde auf letzterer 1825 zum Doctor juris promovirt. Nach einer größeren Reise im folgenden Jahre in seine Vaterstadt zurückgekehrt, ließ er sich hier als Notar nieder; eine andere öffentliche Stellung hat er niemals bekleidet. Bekannt gemacht hat er sich vornehmlich durch das Werk „Johann Georg Hamann’s, des Magus im Norden, Leben und Schriften", dessen erste drei, die eigentliche Biographie Hamann’s enthaltenden Bände 1857 erschienen, während der vierte Band, 1863, unter dem Specialtitel „J. G. Hamann’s Autorschaft“ sich mit dem vielseitigen litterarischen Wirken Hamann’s beschäftigte. Als fünfter Band wurde 1868 Hamann’s Briefwechsel mit F. W. Jacobi hinzugefügt und ein sechster Band brachte 1873 unter dem Titel „Hamann-Studien“ eine Nachlese aus dem reichhaltigen ungedruckten Material, welches G. für seine Arbeiten über den merkwürdigen Mann zur Verfügung gestanden hatte. Der gleiche Grundzug von Gildemeister’s Wesen, der ihn an Hamann fesselte und in längeren Zeitintervallen immer wieder zu diesem zurückführte, ein bei aller Empfänglichkeit für die verschiedenen Seiten geistigen Lebens stark ausgeprägter Sinn für positives Christenthum, zog ihn auch zu dem ausgezeichneten Kanzelredner und fruchtbaren theologischen Schriftsteller Gottfried Menken hin. G. hatte diesem, seinem Landsmanne, welcher nach längerem Aufenthalte im Auslande 1802 als Prediger der St. Pauli-Gemeinde in seine Vaterstadt zurückberufen, dann von 1811–25 erster Prediger an der St. Martinikirche in Bremen gewesen und 1831 gestorben war, in dessen letzten Lebensjahren noch persönlich nahe gestanden. Als nun im J. 1858 eine Gesammtausgabe von Menken’s Schriften in sieben Bänden erschien, denen G. selbst 1865 als achten Band ein Sachregister hinzufügte, da entschloß er sich auch die Lebensgeschichte dieses von ihm hochverehrten Mannes darzustellen. „Das Leben und Wirken des Dr. Gottfried Menken, weiland Pastor Primarius zu St. Martini in Bremen“ erschien in zwei Bänden 1861. Was G. an Menken bewunderte, spricht er am Schlusse der Vorrede der bereits 1859 von ihm herausgegebenen Briefe Menken’s an Henr. Nic. Achelis mit den Worten aus: „Möge bei Vielen durch eine Persönlichkeit, wie sie uns aus den mitgetheilten Briefen [171] entgegentritt, die Ueberzeugung von der Herrlichkeit des Christenthums, das solche Menschen zu bilden im Stande ist, von neuem belebt werden.“ In den letzten Jahren seines Lebens, die G. in freiwilliger Muße ohne geschäftliche Thätigkeit verbrachte, wandten sich seine Studien der vaterstädtischen Geschichte in den kritischen Zeiten am Ende des vorigen und Beginne des gegenwärtigen Jahrhunderts zu. Die Frucht derselben war eine dritte biographische Arbeit, „Das Leben des Bürgermeisters Dr. Georg Gröning bis zum Ende seiner diplomatischen Laufbahn im Jahre 1808.“ Dieselbe ist indeß nicht im Drucke erschienen, wol aber in einer Abschrift vom Verfasser der bremischen Stadtbibliothek vermacht. Gildemeister’s beschauliche, dem handelnden Leben immer fremd gebliebene Natur zeigt sich hier, wo es darauf ankam die bescheidene Wirksamkeit eines städtischen Diplomaten inmitten einer gewaltig bewegten Zeit darzustellen, ihrer Aufgabe nicht gewachsen.

Nekrolog, Weser-Zeitung 1875, Nr. 10, 396.