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ADB:Groeben, Otto Friedrich von der

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Artikel „Gröben, Otto Friedrich v. d.“ von Friedrich Ratzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 706–707, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Groeben,_Otto_Friedrich_von_der&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 10:12 Uhr UTC)
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Gröben: Otto Friedrich v. d. G., Reisender, Soldat und Reisebeschreiber, geboren am Ostersonntag (29. März) 1657 zu Pratten im Ermlande, wo sein Vater im Quartiere lag, verlebte seine ersten Jahre zu Tappelkeim und Marienwerder, besuchte von 1666–75 die Jesuitenschule in Rössel, trat dann in seinem 17. Jahre eine Reise nach Italien und Malta in Gesellschaft eines Obersten Meglin an, der mit einem Auftrage des polnischen Hofes nach Malta gesandt war, bestand zwischen Malta und Kreta ein Gefecht mit Seeräubern, in welchem er verwundet ward, besuchte dann Cypern, Palästina, Aegypten und kehrte über Sardinien und Frankreich nach 8jähriger Abwesenheit in die Heimath zurück. Nachdem er hier zwei Jahre hindurch am kurfürstlichen Hofe als Kammerjunker sich aufgehalten, wurde ihm vom Großen Kurfürsten der Auftrag zu Theil, mit den Fregatten Churprintz und Moriän (bei Anderen Mohrian und Morian) „an die guineische und angolische Küste nach Africa und von dannen biß Amerika“ zu gehen. Er verließ 1682 die Elbe, segelte um Schottland und an den Canarien vorüber nach der Goldküste, wo er am 1. Januar 1683 bei dem Dorfe Accoda, von einem Landzungenhügel, dem „Großen Friedrichsberg“, im Namen des Kurfürsten von Brandenburg Besitz nahm und ein Fort auf demselben zu erbauen begann. Von S. Thome aus kehrte er krank mit einer der beiden Fregatten zurück, während die andere auf Sklavenhandel nach Amerika ging. Er trat darauf 1684 als Generalmajor in polnische [707] Dienste, bis er vom Kurfürsten, der mit seinen Leistungen zufrieden war, mit der Hauptmannschaft der Aemter Marienwerder und Riesenburg beschenkt wurde, welche er mit Osterode und Hohenstein vertauschte. 1686 trat er neuerdings eine Seefahrt, diesmal als Freiwilliger in venetianischen Diensten an, und machte den Feldzug gegen die Türken auf Morea mit. Nach seiner Rückkunft 1687 suchte er in schleuniger Heirath „ein Remoram und Abhaltungsmittel“ seines Wandertriebes und scheint ohne weitere Unterbrechung sich auf seinen Gütern Neudörfchen u. a. in Ostpreußen einem ruhigen Leben gewidmet zu haben. Dreimal verheirathet (mit einer v. Schlieben, Truchseß von Waldburg und v. Canitz), hatte er 18 Kinder und starb 1728. – Er gab 1685 ein allegorisches Epos heraus: „Des edlen Bergone (Anagramm von Gröben) und seiner tugendhaften Arete denkwürdige Lebens- und Liebesgeschichte“. Wichtiger ist seine „Orientalische Reisebeschreibung des Brandenburgischen Adelichen Pilgers Otto Friedrich von der Gröben: Nebst der brandenburgischen Schifffahrt nach Guinea und der Verrichtung zu Morea.“ Marienwerder 1694. Eine gekürzte und sehr verwässerte Neuausgabe ohne Abbildungen erschien 1779 zu Danzig. Man erkennt aus dieser Reisebeschreibung, welche übrigens durch die Erzählung der Reise nach Guinea ein geschichtliches Document von Bedeutung ist, einen biederen, wenns Noth that auch thatkräftigen Charakter, der mit nicht sehr großem Scharfsinn, aber mit Fleiß und Gewissenhaftigkeit beobachtet und mit geringer Kunst, aber ehrlich erzählt. Mehr strebte er nicht an, wie er in der Vorrede zu der Fahrt nach Guinea selbst mit einem verächtlichen Seitenblick auf die „süße Seuche“ der Schreiberei gesteht. Es wäre zu wünschen gewesen, daß viele seiner Zeit- und Standesgenossen sich zu dem bekannt hätten, was er von sich selber sagt: „Habe fast von erster Jugend an mir nützlichst vorgestellet, daß es nicht genug sei, sein Wappen und Schild in einem wollgebauten Schloß und Hofe nebst einem kostbahren Ritterpferde und Rüstung zu halten, sondern auch auf dem Ritterplan und Kampfplatz sich dessen rühmlichst zu bedienen und also nicht gleich zarten Kindern mit ihren löblichen Vorfahren Helm und Schild bedecket, sondern solches mit eigenem Fleiß und Tapferkeit selbsthändig zu tragen, auff dem allgemeinen Schauplatz der Welt zu präsentiren, wann es anders Gottes Gnade, Lebenszeit und Gelegenheit so zulassen.“

Selbstbiographische Angaben in der Vorrede der Reisebeschreibung S. 12 f. und weiter in den Vorreden zur Schifffahrt nach Guinea und im Schlußwort S. 132. P. F. Stuhr, Geschichte der See- und Colonialmacht des Großen Kurfürsten, Berlin 1839.