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ADB:Heinemann, Ferdinand von

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Artikel „Heinemann, Ferdinand von“ von Paul Zimmermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 50 (1905), S. 142–143, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinemann,_Ferdinand_von&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 18:45 Uhr UTC)
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Heinemann: Heinr. Ernst Ludw. Ferdinand von H., Schulmann, Dichter und Politiker, † am 29. November 1881, wurde am 23. October 1818 zu Bettmar (Herzogthum Braunschweig) geboren, wo sein Vater, Friedrich Joachim v. H., die Stelle eines Kreisamtmanns inne hatte; seine Mutter, Charlotte Karoline Luise, Tochter des Kanonikus Karl Ludwig Meinders, stammte aus Borgholzhausen in Westfalen. Wenige Monate später wurde der Vater, der am 28. März 1854 als Kreisgerichtsdirector gestorben ist, nach Helmstedt versetzt, wo der Sohn von seinem sechsten Jahre an das Gymnasium besuchte. Er verließ es Ostern 1838 und bezog die Universität Jena, um sich der Theologie zu widmen. Es war hier besonders der Kirchenhistoriker K. Hase, der ihm Interesse für sie erweckte. Michaelis 1839 siedelte er nach Berlin über und hörte hier vorzugsweise bei Neander und Vatke. Michaelis 1841 kehrte er nach Hause zurück und bestand am 29. April 1842 in Wolfenbüttel die „vorläufige“ theologische Prüfung. Bis Johannis 1846 war er dann Hauslehrer bei dem Rittergutsbesitzer Michaelis in Suderode bei Hornburg. Darauf bereitete er sich in Helmstedt auf das theologische Hauptexamen vor und ertheilte hier eine Zeitlang aushülfsweise Unterricht am Gymnasium. Nachdem er am 12. Mai 1848 jene Prüfung „wohl“ bestanden hatte, war er Michaelis 1848–50 Collegiat im Predigerseminar zu Wolfenbüttel. Da aber der Beruf des Lehrers ihm im Laufe der Jahre anziehender als der des Geistlichen geworden war, so übernahm er Michaelis 1850 die Stellung eines Collaborators und Hauptlehrers am Progymnasium in Braunschweig, seit 1858 unterrichtete er im Griechischen, Deutschen und in der Geschichte auch am Obergymnasium. Michaelis 1864 wurde er als erster Oberlehrer an das Gymnasium in Helmstedt versetzt; zu Neujahr 1870 erhielt er das Directorat des Gymnasiums zu Wolfenbüttel, das er bis zu seinem Tode mit bestem Erfolge geführt hat. Er starb in rüstigem Alter am 29. November 1881 an einer Blutvergiftung, die durch ein Geschwür verursacht worden war. Er war ein höchst anregender, geistvoller Lehrer, der weniger Werth auf die formale Seite des Unterrichtes in den alten Sprachen legte, als auf ein klares Erfassen der Geschichte und Litteratur der Alten. Er war ein trefflicher Kenner und Erklärer der antiken wie der deutschen Classiker; seines ebenso gediegenen wie lebendigen Geschichtsunterrichtes wissen sich alle seine Schüler mit aufrichtigem Danke zu erinnern. Wohlwollenden Sinnes und ein Feind aller Reglementirerei suchte er die Selbstthätigkeit und das Selbständigkeitsgefühl bei seinen Schülern zu wecken und zu fördern; auf den Geist der ganzen Schule hat er so in segensreicher Weise eingewirkt. Bei Erklärung der alten Dichter kam ihm seine reiche dichterische Begabung zu statten. Er hatte schon 1845 eine Sammlung Gedichte veröffentlicht, der er später mehrere Dramen („Robespierre“, 1850, „Friesenhof“ 1859) folgen ließ. Von diesen ist namentlich der schon 1861 verfaßte, aber erst 1876 herausgegebene „Waffenschmied von Braunschweig“, 1875 f. mit großem Erfolge zur Aufführung gebracht worden. Außerdem veröffentlichte er in Gymnasialprogrammen und in den Preußischen Jahrbüchern eine Reihe litterargeschichtlicher, politischer u. a. Aufsätze. Er huldigte als Politiker einem gemäßigten Freisinn. Von 1861–66 und von 1875–81 war er Mitglied der Braunschweigischen Landesversammlung, wo er, jeder äußeren Beeinflussung unzugänglich, stets offen und fest seine Ueberzeugung [143] vertrat. Ebenso in der Landessynode, der er seit 1872 bis zu seinem Tode angehörte. 1867–69 war er auch Mitglied des norddeutschen Reichstages, in dem er sich der nationalliberalen Partei anschloß. Er war auch im Herbst 1881 abermals in den Reichstag gewählt; doch hinderte ihn die Krankheit, die seinen Tod herbeiführte, sein Mandat anzutreten. Verheirathet war v. H. seit November 1850 mit Elisabeth Ribbentrop, die am 13. Juli 1886 ihm im Tode folgte. Kinder sind der Ehe nicht erwachsen.