ADB:Heinrich II. (Graf von Nassau)

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Artikel „Heinrich II., Graf von Nassau“ von Ernst Joachim in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 547–548, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heinrich_II._(Graf_von_Nassau)&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:04 Uhr UTC)
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Heinrich II., Graf von Nassau, älterer Sohn Walram’s I. und der ihrer Abkunft nach unbekannten Kunigunde, geb. wahrscheinlich noch vor 1190. Von des Vaters Tode (1198) an bis in’s Jahr 1230 erscheint er stets in Gemeinschaft mit seinem Bruder Ruprecht, der dann durch seinen Beitritt zum deutschen Ritterorden sich der Mitherrschaft begab. H. that sich besonders durch seinen ritterlich-frommen Sinn hervor, so daß die unverbürgte, doch nicht ganz zurückzuweisende Sage von seiner Kreuzfahrt in das heilige Land entstehen konnte. Namentlich bethätigte er einen hervorragenden Wohlthätigkeitssinn und Schenkungseifer für die Kirche, so daß Klöster und Gotteshäuser im Gebiete des heutigen Nassau gerade zu seiner Zeit den bedeutendsten Aufschwung nahmen, von ihm durch zahlreiche Zuweisungen mächtig gefördert. Der größten Gunst hatte sich dabei der deutsche Orden zu erfreuen, den er besonders für den Verzicht seines Bruders auf die Herrschaft bei dessen Eintritt reichlich bedachte. Sein Leben war an Fehden reich, von denen die mit den Adligen von Willnsdorf wegen Siegen, mit denen von Merenberg über das Landgericht Rucheslo des alten Erdehegaues und mit denen von Dernbach über die Herborner Mark hervorzuheben sind. Diese Kämpfe bewogen ihn wahrscheinlich zur Gründung der Veste Dillenburg, die bald nach H.’s Tode urkundlich zum ersten Male genannt wird. Vermuthlich legte er auch das feste Ginsberg an. Ebenso errichtete er im Verein mit seinem oben genannten Bruder die Burg Sonnenberg bei Wiesbaden, worüber es zu einem für ihn nicht allzugünstig endenden Zwist mit dem Domcapitel in Mainz kam. Der Herrscherarm Heinrich’s reichte übrigens über ein weites Gebiet an Rhein, Lahn und Sieg, und seine Lehnsmannen saßen bis tief in’s Hessische hinein; unter ihnen erscheinen z. B. auch die Rheingrafen. So geschah es, daß spätere Schriftsteller ihm den Beinamen des Reichen geben konnten. Es kann demnach nicht Wunder nehmen, Heinrich’s Namen wiederholt in der Reichsgeschichte auftauchen zu sehen. Während der Zeit der Gegenkönige Philipp von Schwaben und Otto von Braunschweig hatte H. mit seinem Bruder für den Welfen Partei ergriffen, worüber er mit Erzbischof Dietrich von Trier in eine für Letzteren unglückliche Fehde verwickelt wurde. Bald darauf aber finden wir ihn als Anhänger des jungen Staufers Friedrich II., schon 1214 in dessen Umgebung zu Jülich, 1223 bei dessen Sohne Heinrich zu Worms, 1224 zu Frankfurt, 1232 wieder bei Friedrich in Italien. Später jedoch ging er in das päpstliche Lager über, so daß gegen ihn von Friedrich’s Sohne Konrad ein Excecutionsmandat erlassen wurde (1241), über dessen Erfolg nichts verlautet. 1247 erscheint H. zum letzten Male in Urkunden. Er muß um diese Zeit aus [548] dem Leben geschieden sein. Jahr und Tag seines Todes sind nicht bekannt. Er war vermählt mit Gräfin Mathilde von Geldern, mit welcher er 6 Söhne und 2 Töchter hatte. Zu nennen sind die beiden Söhne Walram und Otto, welche 1255 jene bekannte Brudertheilung vollzogen, deren Folgen für Nassau bis in dieses Jahrhundert hinein Geltung gehabt haben.

J. G. Hagelgans, Nass. Geschlechtstafel des Walram. Stammes, Frankfurt und Leipzig, 1753. – F. W. Th. Schliephake, Geschichte von Nassau, 1. Wiesbaden 1866. – Kremer, Origines Nassoicae. I.