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ADB:Leuthold, Heinrich

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Artikel „Leuthold, Heinrich“ von C. Menzel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 497–498, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Leuthold,_Heinrich&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 10:04 Uhr UTC)
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Leuthold: Heinrich L., geb. am 9. August 1827 in Wetzikon, Kanton Zürich, als Sohn eines Landarbeiters aus der zürcherischen Berggemeinde Schönenberg oberhalb Wädensweil am Zürichsee, zeichnete sich früh durch reiche Geistesgaben aus. Für den Juristenberuf bestimmt, fühlte er sich auf diesem Gebiete nicht heimisch, sein Flug ging höher: der Genius der Dichtkunst lebte in ihm und er konnte sich nicht von ihm trennen, wenngleich das Schicksal Alles gethan hat, ihm den Dienst der Musen zu verleiden. Nachdem er in dem von ihm warm geliebten schweizerischen Vaterlande keine Existenz hatte finden können, begab er sich in die Fremde, lebte als Litterat in München, wo ihn seine hohe dichterische Begabung in den Kreis von Männern wie Geibel, Heyse u. A. einführte und träumte eine Zeit lang unter südlichem Himmel einen schönen Traum der Liebe. Er kehrte nach München zurück, verscherzte aber die Gunst seiner dortigen Freunde, die seine Verirrungen lebhaft bedauerten und schließlich erkrankte er an Gehirnerweichung, die seine Unterbringung in der zürcherischen Irrenanstalt Burghölzli zur Folge hatte, wo er am 1. Juli 1879 starb. L. besaß ein eminentes Dichtertalent und eine Formgewandtheit, die ihm neben Rückert und Geibel seine Stellung im deutschen Dichterwald sichert. Nachdem einzelne Produkte seiner Muse im „Münchener Dichterbuch“ und Uebersetzungen französischer Dichtungen in Gemeinschaft mit Geibel schon früher veröffentlicht worden waren, erschien 1879 im Verlag von J. Huber in Frauenfeld eine von [498] Freundeshand veranstaltete Gedichtsammlung, die schon nach Jahresfrist eine zweite vermehrte Auflage erlebte. Mögen viele Dichter dem „Apollo“ unter den Schmetterlingen gleichen, der kühn und freudig seine Flügel über die Höhen schwingt, so werden wir doch auch dem unsere Sympathie nicht versagen können, der dem „Trauermantel“ gleich über die Niederungen dahinschwebt. L. hat allerdings auch Heiteres, sogar Ausgelassenes gedichtet; aber von unendlich höherem Werthe sind doch die Lieder ernsten und düsteren Inhalts, und in dieser Beziehung ist er seinem Schicksalsgenossen Lenau verwandt. Uebrigens war er in jeder Dichtungsgattung heimisch: neben den lyrischen Ergüssen, den Sonetten, Ghaselen, Oden und Epigrammen begegnen uns in der Sammlung auch zwei epische Werke von hervorragender Bedeutung. Sein Name wird in der Litteraturgeschichte unseres Jahrhunderts sich eine bleibende Stellung bewahren.