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ADB:Marschall von Burgholzhausen, Ernst Dietrich Graf

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Artikel „Marschall von Burgholzhausen, Ernst Dietrich Graf“ von Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 434–435, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Marschall_von_Burgholzhausen,_Ernst_Dietrich_Graf&oldid=- (Version vom 9. Dezember 2024, 17:31 Uhr UTC)
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Marschall von Burgholzhausen, Ernst Dieterich, Graf von M., k. k. Feldzeugmeister, aus einer alten Familie Thüringens, deren Glieder schon zu Ausgang des zwölften Jahrhunderts das officium palatinum unter dem Landgrafen bekleideten, woraus dann später die Amtswürde des Erblandmarschalls von Thüringen entstand. M. ward geboren am 31. October 1692 zu Burgholzhausen und trat 1709 als Fähnrich in die Dienste seines Landesherrn, des Kurfürsten von Sachsen, machte als solcher mit den in englischem Solde stehenden sächsischen Truppen den Feldzug in den Niederlanden unter Marlborough mit, wurde bei der Belagerung von Aire (im jetzigen Departement Pas de Calais) im J. 1710 Lieutenant, bei der Belagerung von Stralsund im J. 1715 Oberlieuteuant, und wohnte als Adjutant dem Feldzuge 1716 in Polen und Ungarn bei. Im J. 1717 trat M. in österreichische Dienste, wurde gleich vom Feldmarschall von Seckendorff in dessen Adjutantur aufgenommen, und erhielt im sizilianischen Feldzuge bei der Belagerung von Messina seine erste Wunde. Hierauf zum Hauptmann ernannt, ward er schon 1719 zum Major befördert. Im J. 1732 zum Oberstlieutenant avancirt, nahm er Theil an dem Feldzuge gegen Frankreich in Italien, von 1733–1736, – ward bei Colorno durch den Arm geschossen und erhielt 1736 als Oberst das Kommando des Regiments Fürstenbusch. Von 1736–1739 stand er im Felde gegen die hohe Pforte und ward vor Belgrad 1739 zum Generalmajor erhoben. Im J. 1741 befehligte M. eine Infanteriebrigade in der Armee des Großherzogs von Toscana, und im folgenden Jahre in der böhmischen Armee, wo er in der Schlacht bei Czaslau schwer verwundet ward. Im zweiten schlesischen Kriege 1744 war er der Armee des Prinzen von Lothringen zugetheilt, und nahm im October die von den Preußen besetzte Festung Tabor. In der Schlacht bei Soor, 1745, stand er mit seiner Brigade auf dem linken Flügel und mußte schließlich seine Stellung räumen, bei welcher Veranlassung er eine so schwere Verwundung am Kopfe davontrug, daß er in deren Folge einen Theil der Hirnschale verlor und diesen durch eine silberne Platte ersetzen mußte. Im J. 1746 erfolgte seine Beförderung zum Feldmarschall-Lieutenant. Als dann im folgenden Jahre fast ganz Holland in die [435] Gewalt der Franzosen gefallen war, erbaten sich die Generalstaaten von der Kaiserin Maria Theresia den Feldmarschall-Lieutenant M., um ihm die Vertheidigung ihres letzten Bollwerks, der Festung Mastricht, anzuvertrauen. Den auf ihn gesetzten Erwartungen entsprach er in glänzender Weise; der Marschall von Sachsen berannte die Festung im April 1749 mit überlegener Macht und während mehrerer Wochen ohne seinen Zweck erreichen zu können, und erst die Unterzeichnung des Aachener Friedens öffnete die Thore des Platzes, der von der Besatzung mit allen kriegerischen Ehren verlassen ward. Die Verdienste, die sich M. bei dieser Vertheidigung erworben, wurden von seiner Monarchin dadurch anerkannt, daß er in demselben Jahre zum Feldzeugmeister und 1752 zum Geheimen Rath erhoben ward. Im J. 1755 mit dem Gouvernement von Luxemburg betraut, wurde er beim Ausbruch des Krieges 1756 zum Heer unter Feldmarschall Daun berufen. In der Schlacht von Collin, 1757, befehligte er die gesammte Infanterie des rechten Flügels, vereitelte die versuchte Umgehung des kaiserlichen Heeres und trug so wesentlich zum günstigen Ausfall der Schlacht bei. Im Herbste desselben Jahres deckte er mit 10 000 Mann die Expedition Haddicks und seiner Kroaten nach Berlin. Im Mai 1758 faßte König Friedrich II. den unerwarteten Beschluß nach Mähren zu ziehen und Olmütz zu belagern, um so die Vertheidigung seiner Staaten zu erleichtern, indem er den Krieg auf ein Gebiet spielte, welches bis dahin noch nicht berührt worden war. Ein feindlicher Angriff auf Olmütz lag außerhalb der Berechnung der kaiserlichen Heerführer, deren Corps weit weg zerstreut waren; allein die Werke der Festung waren seit 1742, wo die Preußen unter Schwerin sie ohne Widerstand besetzt hatten, bedeutend verstärkt worden; die Magazine waren gefüllt, und, was die Hauptsache war, die Festung hatte einen umsichtigen und tapferen Commandanten, den Feldzeugmeister Baron Marschall (A. Schäfer, Der siebenjährige Krieg, 1875. Bd. 2. S. 63). – Vom 3. Mai bis zum 2. Juli dauerte die Belagerung und die Beschießung ward fast ohne Unterbrechung fortgesetzt; die Belagerungesarbeiten waren fast bis zum Glacis vorgedrungen, und die Außenwerke der Festung in Schutt- und Trümmerhaufen verwandelt; die Vertheidigung ward jedoch unter fortwährenden, mitunter erfolgreichen Ausfällen fortgesetzt, und der König, der persönlich die Belagerung leitete, ward endlich durch den Mangel an Lebensmitteln, nach dem Verluste eines bedeutendenden Zufuhrtransportes von 4000 Wagen, der in die Hände der Oesterreicher fiel, genöthigt sich zurückzuziehen. Groß war der Ruhm und die Anerkennung, die M. durch diese glänzende Waffenthat im ganzen Reiche gewann, und die vom Kaiser Franz I. durch die Erhebung in den Grafenstand des heil. röm. Reichs anerkannt ward. Nach dem siebenjährigen Kriege kehrte M. in sein Gouvernement Luxemburg zurück, und lebte daselbst noch gegen fünf Jahre. Auf einer Reise nach seinem Vaterlande Sachsen ward er am 3. April 1768 vom Schlagflusse gerührt, und starb am 31. August 1771 im Alter von 79 Jahren in Naumburg, wo er im Dome begraben liegt. Dem Glauben seiner Väter war er trotz glänzender Anerbietungen treu geblieben. Er hatte sich im 49. Lebensjahre mit Henriette Sophie, verwittwete von Einsiedel, geb. von Schönberg vermählt, und von ihr vier Kinder erhalten, von denen zwei Söhne ihn überlebten.