Zum Inhalt springen

ADB:Notter, Friedrich von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Notter, Friedrich“ von Hermann Fischer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 44–45, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Notter,_Friedrich_von&oldid=- (Version vom 4. Oktober 2024, 09:27 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Nottelmann, Hermann
Band 24 (1887), S. 44–45 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Notter in der Wikipedia
Friedrich Notter in Wikidata
GND-Nummer 117067598
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|44|45|Notter, Friedrich|Hermann Fischer|ADB:Notter, Friedrich von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117067598}}    

Notter: Friedrich N., Schriftsteller, geb. am 23. April 1801 in Ludwigsburg, † am 15. Febr. 1884 in Stuttgart. N. stammte aus angesehener Familie; sein Vater war würtembergischer Generalstabsofficier, seine Mutter die Tochter eines Obersten v. Naso. Die Jugend des Knaben war durch die Napoleonischen Kriege und Würtembergs Theilnahme an denselben lebhaft bewegt. Die Familie wohnte bald in Stuttgart, bald auf ihrem benachbarten Gute, dem Berkheimer Hof. N. besuchte seit 1810 das Gymnasium in Heilbronn, seit 1811 die „Realschule“ in Ludwigsburg. Der Vater kehrte aus dem russischen Feldzuge nicht mehr zurück; die Familie ließ sich 1815 dauernd in Stuttgart nieder. N. besuchte das Gymnasium daselbst und bezog 1819 die Universität Tübingen zum Studium zuerst der Jurisprudenz, seit Ostern 1822 der Medicin; er war ein eifriges Mitglied der Burschenschaft. September 1827 zum Dr. med. promovirt, beschloß er, sich statt der Medicin dem schriftstellerischen Berufe zu widmen. Nach einer längeren Studienreise nach Weimar, Berlin, Paris und Südfrankreich wurde N. am 9. Octbr. 1829 in der Zeitschrift „Ausland“ in München [45] als zweiter Redacteur angestellt. Er siedelte Sommer 1830 mit der Zeitschrift nach Augsburg über, gab aber seinen Posten bald auf. Den „Hesperus“ redigirte er kurze Zeit und band sich nach dessen Eingehen durch keinerlei feste Stellung mehr, sondern lebte in Stuttgart, dann seit seiner ersten Verheirathung mit Charlotte, geb. Theobald, (1834) meist auf dem Berkheimer Hof. Seine erste Frau starb 1850 kinderlos, aus der zweiten Ehe mit Caroline Schmidlin, geb. Faber, (1854) hatte N. einen Sohn, der (1882) noch vor dem Vater starb. In späteren Jahren lebte N. ständig in Stuttgart, in lebhaften Beziehungen zu dem dortigen litterarischen Leben. Oeffentlich thätig war er nur als Abgeordneter der würtembergischen Ständekammer im Landtag von 1848–1849, in der dritten verfassungsberathenden Landesversammlung von 1850 und im Landtag von 1851–1855, sowie als Reichstagsabgeordneter in der ersten Legislaturperiode von 1871 bis 1873; er gehörte in beiden Körperschaften der gemäßigt liberalen (im Reichstag der nationalliberalen) Partei an. – Unter Notter’s selbständig erschienenen Schriften nehmen seine Uebersetzungen äußerlich den breitesten Raum ein. Er war betheiligt an der Uebersetzung Bulwer’s (Stuttgart, Metzler 1833–1853; von N. übersetzt sind die Bändchen 1–6, 13–23, 31–44, 56–61, das meiste Andere von Gustav Pfizer) und Cervantes (mit Adelb. Keller, Stuttgart, Metzler 1839–41; von N. stammt Persiles und Sigismunda, sowie der erste Band der Novellen her); mit Mörike zusammen übersetzte er Theokrit, Bion und Moschos (Stuttgart, Hoffmann 1855); sein Hauptwerk aber war die Uebersetzung von Dante’s Göttlicher Komödie mit ausführlicher Einleitung, Anmerkungen etc. (Stuttgart, Neff 1871–72). N. selbst trat als Dichter auf in einem Romanzenkranz auf Dante, der zusammen mit sechs von ihm gehaltenen Vorträgen über Dante erschienen ist („Dante Alighieri“, 1861), mit einem Schauspiel „Die Johanniter“ (1865) und einzelnen lyrischen Gedichten in Almanachen; erst nach seinem Tode erschien: „Gott und Seele. Stimmen der Völker und Zeiten“, 1885. In Prosa sind zu erwähnen (außer den Vorträgen über Dante, s. o.): der Aufsatz über die schwäbische Dichterschule in Ludwig Bauer’s „Schwaben wie es war und ist“ (1842) und die biographisch-kritischen Werke über Uhland (1863) und Mörike (1875), beide ursprünglich aus Nekrologen entstanden, wie N. deren mehrere von bedeutenden Würtembergern im Schwäbischen Merkur und in der Allgemeinen Zeitung veröffentlicht hat. Außerdem entstand der berühmte von Paul Pfizer herausgegebene „Briefwechsel zweier Deutschen“ (1831) aus einer wirklichen Correspondenz zwischen Pfizer und N., doch so, daß Pfizer den zweiten Theil derselben ganz von sich aus hinzugethan und auch für den ersten Notter’s Briefe nur zum kleinsten Theile wörtlich benutzt hat. – Notter’s poetische Werke zeichnen sich durch begeisterten Schwung, Ideenfülle und edelste Gesinnung aus, wogegen die unmittelbare poetische Begabung zurücktritt; in ihnen wie in seinen Prosawerken fallen manche Härten und Sonderbarkeiten auf; was die letzteren durch sachlichen Gehalt und treue, gründliche Erforschung des Gegenstandes aufwiegen; seiner ganzen Schriftstellerei wie auch seiner Persönlichkeit kann das Prädicat eines durchaus edeln, nur von den reinsten Motiven geleiteten Charakters nicht versagt werden.

Außer Zeitungsnekrologen in: Schwäbischen Merkur 1884, Nr. 41 und 106 – Neues Tagblatt 1884, Nr. 43–45 (Stuttgart) – Allgemeine Zeitung 1884, Nr. 121 Beilage und 122 Beilage (letztgenannter von mir) ist über N. keine biographische Aufzeichnung vorhanden.