ADB:Otto der Reiche

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Otto der Reiche“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 704–705, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Otto_der_Reiche&oldid=- (Version vom 19. März 2024, 03:35 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 24 (1887), S. 704–705 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Otto (Meißen) in der Wikipedia
Otto in Wikidata
GND-Nummer 13754037X
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|704|705|Otto der Reiche|Heinrich Theodor Flathe|ADB:Otto der Reiche}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=13754037X}}    

Otto der Reiche, Markgraf von Meißen, geb. 1125 als ältester Sohn Konrads von Wettin, als welcher er bei der von Letzterem vorgenommenen Theilung seiner Besitzungen 1156 das Hauptland erhielt. Den Beinamen des Reichen verdankt er dem Fündigwerden des erzgebirgischen Silbers und zu diesem hat wahrscheinlich die auf Betrieb seiner Gemahlin Hedwig, der Tochter Albrechts des Bären von Brandenburg, geschehene Stiftung des Cistercienserklosters (Alten-)Zella bei Nossen, welches er für sich und seine Nachkommen zum Erbbegräbniß bestimmte, den Anlaß gegeben. Dieses 1162 begonnene, 1175 eröffnete älteste Kloster der Mark Meißen, über das er sich und seinen Nachkommen die Vogtei vorbehielt, begabte er mit 800 Morgen des Miriquidiwaldes; bei der Urbarmachung und Rodung dieses klösterlichen Grund und Bodens mag man auf den Silberreichthum desselben aufmerksam geworden sein und die Kunde von diesem Funde zog vermuthlich die ersten Bergleute aus dem Harze herbei. Vertrieben durch den Krieg zwischen dem geächteten Herzog Heinrich dem Löwen und seinen Vasallen siedelten 1181 neue Bergleute von dort hierher über und gründeten in der Nähe der von O. zum Schutze des Bergbaus errichteten Burg eine Gemeinde, aus der die Stadt Freiberg erwachsen ist. Durch den infolge der Silberausbeute vermehrten Landesreichthum begann die Mark Meißen unter O. sich neben dem an Cultur, Wohlstand und Bevölkerung weit überlegenen Thüringen emporzuheben, Leipzig wurde damals mit hallischem und magdeburgischem Rechte beliehen. Uebrigens benutzte O. die ihm aus dem Bergbau zufließendem Einkünfte, die er vom Kaiser ausdrücklich zum Lehen erhalten hatte, theils zur Bereicherung von Kirchen und Klöstern, theils zur Befestigung mehrerer Städte wie Leipzig, Freiberg und Eisenberg, theils auch zu Ankäufen von Grundbesitz, besonders in Thüringen. Ueber die letzteren gerieth er mit Landgraf Ludwig III. von Thüringen in Krieg und sogar in dessen Gefangenschaft auf der Wartburg, bis Kaiser Friedrichs I. Vermittlung auf dem Hoftage zu Fulda den Streit durch die Rückgabe eines Theils des Gekauften schlichtete. Mit besonderer Lebhaftigkeit betheiligte sich O. in Gemeinschaft mit seinen vier Brüdern an den Angriffen, welche eine große Anzahl norddeutscher Fürsten 1166 in des Kaisers Abwesenheit gegen Heinrich den Löwen richtete; auch 1179 fanden sich alle fünf Söhne Konrads auf dem Reichstage zu Magdeburg ein, vor den der [705] Herzog geladen war. In noch traurigere Händel wurde O. durch seine Nachgiebigkeit gegen seine Gemahlin verwickelt, welche die getroffene Bestimmung, daß der älteste Sohn Albrecht die Mark, der jüngere bloß die Herrschaft Weißenfels bekommen sollte, dem Letzteren zu Liebe umkehren wollte. Darüber griff Albrecht zu den Waffen und führte den Vater auf die Burg Dewin bei Grimma in Haft. Kaiser Friedrich I. gebot seine Freilassung, doch brach die Fehde noch einmal aus und diesmal mischte sich auf Befehl Kaiser Heinrichs VI. auch Otto’s Schwiegersohn, Herzog Ottokar von Böhmen, wir wissen nicht, zu wessen Gunsten, ein. In diesen Kämpfen ging der Schatz des Markgrafen im Werte von 30 000 Mark Silber verloren. Beiderseitige Erschöpfung führte endlich zur Einstellung der Feindseligkeiten und am 10. August 1189 stiftete Heinrich VI. zu Würzburg im Beisein des Böhmenherzogs Frieden zwischen Vater und Sohn. Dem Ausbruche eines neuen Kampfes kam Otto’s Tod am 18. Februar 1190 zuvor. Von seinen beiden Töchtern war die ältere, Adele, an den genannten Herzog Ottokar von Böhmen, die jüngere, Sophie, in erster Ehe an Ulrich II. von Böhmen, in zweiter an einen Burggrafen von Regensburg vermählt.

Quellen: Annales Reinhardsbrunn., Annales Pegav. und nach letzteren das Chron. Montis Sereni.