ADB:Pondo, Georg

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Artikel „Pondo, Georg“ von Johannes Bolte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 26 (1888), S. 407–408, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Pondo,_Georg&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 07:13 Uhr UTC)
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Pondo: Georg P. (Pfundt), ein fruchtbarer Dramatiker zu Ende des 16. Jahrhunderts. Aus Eisleben gebürtig trat er 1574 als Musicus in den Dienst des brandenburgischen Kurfürsten Johann Georg, wurde 1585 Bürger zu Cölln an der Spree und ist bis 1610 als Mitglied (Küster) des dortigen Domstiftes, welches 1614 reformirt wurde, nachweisbar. Außer einigen Gelegenheitsgedichten verfaßte er etwa 14 Schauspiele, von denen fünf noch erhalten sind, darunter drei Bearbeitungen fremder Stücke: 1590 Isaacs Heirath (nach Petrus Prätorius) und Walther und Griselde, 1596 Speculum puerorum (nach Wickram’s Knabenspiegel), 1601 König Salomo, 1605 Susanna (nach Heinrich Julius von Braunschweig). Ferner hören wir von Aufführungen des verlorenen Sohnes 1579, des Damon und Pythias (wohl nach Omichius) 1580, der drei Männer im feurigen Ofen 1584, von einer 1593 gedruckten Hildegarde (nach Frischlin?) und einer 1605 erschienenen Komödie vom Engel Raphael (Tobias). P. ist ein bürgerlich hausbackener Dichter und nicht mit Theologen wie P. Prätorius und Philipp Agricola oder Satirikern wie Stricerius und Ringwald, sondern eher mit B. Krüger und Rollenhagen, hinter denen er allerdings zurücksteht, zusammenzuhalten. Am besten gelingen ihm die häufigen Bauernscenen in verschiedenen Mundarten, auch das Leben und Treiben am Hofe hat er gut beobachtet und versteht manches hinter der Scene geschehen zu lassen. Dagegen ist Sprache und Metrik – in der Susanna hat er die Prosa des braunschweiger Herzogs in Verse umgesetzt – oft platt und roh. Sein Narr, Nabal, Stocktor Droll oder Markolf geheißen, erinnert bisweilen an den Clown der englischen Komödianten. Bekannte Figuren des 16. Jahrhunderts sind die alte Zauberin, der Hof-, Ehe- und Hurenteufel; Eulenspiegel und Pfaff von Kalenberg werden citirt. Der von Spruchweisheit überfließende Hofprediger des Salomo ist eine Schmeichelei für den Berliner Hofprediger S. Gediccus, der ein empfehlendes Vorwort zu dem Stücke schrieb; sehr häufig ist das Motiv der Vorbereitung auf kommende Ereignisse durch Träume. Allgemein hat man P. auch ein 1589 am Berliner Hofe aufgeführtes Weihnachtsspiel, welches G. Friedländer 1839 nach der Handschrift herausgab, zugeschrieben, indes ist die Sache mindestens zweifelhaft. Das Spiel ist aus mehreren älteren mühselig zusammengeflickt, aber durch die darin enthaltenen [408] und noch heute in der lebendigen Ueberlieferung fortlebenden Brocken alter Volkspoesie von Interesse.

Goedeke, Grundriß², 2, 349. – Acten des Berliner Staats- und Magistratsarchives und der Spandauer Nicolaikirche. – Ueber das Weihnachtsspiel vergl. Bolte, Niederdeutsches Jahrbuch 9, 94–104.