ADB:Redern, Wilhelm Graf von

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Artikel „Redern, Wilhelm Graf von“ von Ernst Friedländer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 522–523, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Redern,_Wilhelm_Graf_von&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 19:49 Uhr UTC)
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Redern: Wilhelm Friedrich Graf v. R., Sohn des Grafen Wilhelm Jakob Moritz, Kammerherrn und Hofmarschalls beim Prinzen Heinrich von Preußen und der Gräfin Wilhelmine Florentine Dorothea, geb. v. Otterstädt, war am 9. December 1802 geboren. Nachdem er das Gymnasium und die Universität in seiner Vaterstadt Berlin besucht hatte, trat er 1823 in den Staatsdienst, ward 1825 Kammerherr bei der Kronprinzessin, der späteren Königin Elisabeth, und übernahm 1828 interimistisch und 1832 definitiv die Generalintendantur der königl. Schauspiele. In die Zeit seiner amtlichen Wirksamkeit fiel eine glänzende Epoche der dramatischen Kunst in Berlin. Henriette Sontag erschien und der dem Grafen von Jugend auf befreundete Meyerbeer führte seinen Robert der Teufel im Opernhause auf. Auch mit Felix Mendelssohn-Bartholdy verband ihn nahe Freundschaft. Zur Vorbereitung der Aufführungen des Faust besprach er mit Goethe selbst in Weimar die Kürzungen und Anordnungen. Nach 10 Jahren legte er sein Amt nieder und wurde nun, 1842, zum Generalintendanten der königl. Hofmusik ernannt, der zugleich die Aufsicht über den königl. Domchor und über sämmtliche Militärmusikcorps zu führen hatte. 1853 wurde er Obertruchseß und als König Wilhelm im J. 1861 seinen Hofstaat bildete, stellte er den Grafen als Oberstkämmerer an die Spitze desselben. In diesem Amte ist er bis zu seinem Tode geblieben. Zugleich war er General der Cavallerie, Kanzler des Schwarzen Adlerordens, erbliches Mitglied des Herrenhauses. Er war seit dem 16. December 1834 mit der Tochter des Senators Jenisch zu Hamburg in kinderloser Ehe vermählt und Wittwer seit dem 28. Juli 1875. Graf R. starb am 5. November 1883, als einer der reichsten Großgrundbesitzer Preußens, Erbherr mehrerer großen Fideicommißherrschaften, vieler Güter in Brandenburg und Pommern; allein die Besitzungen in der Mark Brandenburg umfassen mehr als 60000 Morgen. Er war ein hervorragender Kenner und Förderer der Künste; sein schönes von Schinkel in den ernsten Verhältnissen eines in sich geschlossenen florentinischen Palastbaues umgestaltetes Palais birgt eine prächtige Bildergalerie, und der große feierliche, in streng architektonischem Sinne gehaltene und theilweise in edlem Materiale hergestellte Festsaal war von Anfang an der Sammelpunkt für die in jeder Richtung erste Gesellschaft der Hauptstadt. Graf R. war in der Musik selbstthätig; schon 1820 ist eine Ouverture seiner Composition in Berlin aufgeführt, und er meinte es so ernst mit seiner Kunst, daß er noch im reiferen Alter als Obertruchseß gründliche theoretische Studien bei Ed. Grell betrieb. Die Frucht derselben ist eine Reihe [523] von Kirchenmusikcompositionen, eine Cantate für Solo, Chor und Orchester, viele Stücke, Tänze, Märsche für Instrumentalmusik, endlich eine mit Beifall aufgenommene große Oper in drei Acten, Christine, Text von Tempeltey, welche am 17. Januar 1860 zuerst im Berliner Opernhause gegeben worden ist.

Freiherr v. Ledebur, Tonkünstler-Lexikon Berlins. – Taschenbuch der gräflichen Häuser 1884. – Vossische Zeitung 1883.