Zum Inhalt springen

ADB:Schöller, Leopold

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schöller, Leopold“ von Heinrich Wendt in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 151–152, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sch%C3%B6ller,_Leopold&oldid=- (Version vom 15. Oktober 2024, 09:25 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Nächster>>>
Scholtz, Julius
Band 54 (1908), S. 151–152 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Leopold Schoeller (Breslau) in der Wikipedia
Leopold Schoeller in Wikidata
GND-Nummer 138184046
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|54|151|152|Schöller, Leopold|Heinrich Wendt|ADB:Schöller, Leopold}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138184046}}    

Schöller: Leopold Sch., schlesischer Großindustrieller, geboren am 8. Januar 1830, † am 31. December 1896, stammte aus jener bekannten Familie des Rheinlands, die in der Mitte des 16. Jahrhunderts im Schleidener Thale den Eisenhüttenbetrieb begann und später zu der reichen Industrieblüthe Dürens den ersten Grund legte. Als vierter Sohn des Geh. Commerzienrathes Leopold Schöller in Düren geboren, erhielt er seine Schulbildung in Elberfeld, besuchte die Universität Bonn und erwarb sich gründliche kaufmännische und praktische Kenntnisse in den bedeutenden Tuch- und Teppichfabriken seiner Familie. Reisen in allen Theilen Deutschlands, in Oesterreich und Italien halfen seine Ausbildung vollenden. Durch Uebersiedlung nach Breslau 1867 erhielt er den Hauptwirkungskreis seines Lebens in Schlesien, wo seine Familie seit 1848 durch Erwerb von Großgrundbesitz und durch industrielle Thätigkeit – durch Uebernahme einer 1843 von der Seehandlung begründeten Kammgarnspinnerei in Breslau sowie der großen Zuckerfabrik in Klettendorf bei Breslau – festen Fuß gefaßt hatte. Unter der energischen, weitschauenden Leitung Leop. Schöller’s wurde der Familienbesitz in Schlesien mit der Zeit außerordentlich erweitert. Es traten hinzu Zuckerfabriken in Gr.-Mochbern und Rosenthal bei Breslau, einer Cellulosefabrik in Wartha, Papierfabriken in Mühldorf, in Weltende und Sattler bei Hirschberg und endlich ein umfangreicher Großgrundbesitz in allen Theilen der Provinz. Neben seiner Thätigkeit für die Verwaltung und Vermehrung dieses ausgedehnten und vielseitigen Besitzes entfaltete Sch. eine ebenso eifrige wie erfolgreiche gemeinnützige Wirksamkeit auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, die sich mit seinem weiten Berufs- und Erfahrungskreise irgendwie berührten. So war er lange Jahre Leiter des Schlesischen Zweigvereins für Rübenzuckerfabrikation, thätiges Mitglied der Breslauer Handelskammer, der Landwirthschaftskammer, des Breslauer landwirthschaftlichen Vereins, des Bezirkseisenbahnraths Breslau und schließlich auch des Landeseisenbahnraths. Als Begründer und Leiter des Schlesischen Provinzialvereins für Fluß- und Canalschifffahrt hat er sich namentlich um das Zustandekommen des Oder-Spree-Canals große Verdienste erworben. Als Vertreter der Stadt Breslau im Abgeordnetenhause 1888–93, wo er sich der freiconservativen Fraction anschloß, wirkte er als rüstiger Vorkämpfer für Verkehrsfortschritte und als Sachverständiger in Tariffragen. Sch. war äußerlich nicht gerade eine [152] imponirende Persönlichkeit, aber ein Mann von echtem Schrot und Korn, von großer persönlicher Liebenswürdigkeit, Einfachheit und Bescheidenheit. Im Erwerbsleben ausgezeichnet durch geistige Beweglichkeit, besonnene Unternehmungslust, klares Urtheil und rüstige Thatkraft, war er auch ein Wirthschaftspolitiker von seltener Weite des Blicks, der durch seine Persönlichkeit wie durch seine vielseitige private Erwerbsthätigkeit besonders berufen war, in einer Periode scharfer Interessenkämpfe zwischen Industrie und Landwirthschaft für den Ausgleich der Gegensätze zu wirken.

74. Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Nekrologe S. 6 ff. – Schlesische Zeitung, 2. Januar 1897.