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ADB:Schneidawind, Franz Joseph Adolph

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Artikel „Schneidawind, Franz Joseph Adolph“ von Friedrich Leitschuh in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 101–102, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schneidawind,_Franz_Joseph_Adolph&oldid=- (Version vom 21. Dezember 2024, 18:06 Uhr UTC)
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Schneidawind: Franz Joseph Adolph S., geboren zu Bamberg am 25. August 1799, † zu Marienbad am 26. Juli 1857. Als Sohn des als Statistiker bekannt gewordenen Landesdirectionsrathes gleichen Namens, besuchte S. in Bamberg die mittleren Schulen und begann seine Universitätsstudien 1818 auf der Würzburger Hochschule. Anfänglich etwas schwankend zwischen der Wahl des medicinischen und philosophischen Studiums – hörte er doch mit gleichem Eifer Vorlesungen aus beiden Facultäten – neigte sich sein Sinn bald entschieden den philosophischen Wissenschaften, namentlich der Geschichte zu. Er erwarb sich auch, die akademische Laufbahn anstrebend, 1822 den philosophischen Doctorgrad; seine Dissertation: „Die Hauptmomente der Geschichte der Philosophie“ wurde in’s Schwedische übersetzt. Emsig betriebene Forschungen in Archiven und Bibliotheken des In- und Auslandes ließen ihn frühzeitig einen reichen Schatz an werthvollem historischem Material sammeln. Schon am 5. August 1827 wurde er zum Professor der Geschichte am königl. Lyceum in Aschaffenburg ernannt, wo er bis zum Mai 1856 erfolgreich wirkte. Die Sehnsucht nach seiner Vaterstadt veranlaßte ihn nun, um Versetzung an das Bamberger Lyceum nachzusuchen; aber schon am 26. Juli 1857 verschied er zu Marienbad, wohin er sich begeben hatte, um Linderung seines organischen Herzleidens zu suchen. S., den eine ungewöhnliche Vielseitigkeit des Wissens zu litterarischen Leistungen auf den verschiedensten Gebieten befähigte, entfaltete eine reiche publicistische, selbst belletristische Thätigkeit, bei welcher sein eigentlicher Berufskreis freilich nicht immer Förderung fand. Mit Vorliebe beschäftigte er sich indeß mit der Geschichte der französischen Revolution, über welche er eine Reihe sorgfältig ausgearbeiteter Studien veröffentlichte, die ziemlich beifällige Aufnahme fanden. Die Gestalten Napoleon’s, Robespierre’s, Mirabeau’s u. A. wurden von S. mit unverkennbarer Gewandtheit auf Grund des ihm vorliegenden Materials geschildert; daß in jener Zeit der behandelte Stoff noch nicht genügend ergründet, gesichtet und kritisch durchdrungen war, dürfen wir nicht dem Verfasser als Schuld beimessen.

Mit besonderer Vorliebe verweilte S. auch bei der Darstellung der Thaten des Erzherzogs Karl von Oesterreich, die namentlich in dem vierbändigen Werke: „Der Krieg Oesterreichs gegen Frankreich, dessen Alliirte und den Rheinbund im Jahre 1809“ eingehende, auf Actenstücke und Urkunden begründete wissenschaftliche Darstellung fanden, deren Ergebnisse später von S. in einem vielverbreiteten illustrirten Volksbuche in fesselnder Sprache verwerthet wurden. Ein Volksbuch in des Wortes edelster Bedeutung ist auch Schneidawind’s Werk; „Der siebenjährige Krieg in Deutschland“, bei welchem das compilatorische Talent des Verfassers so recht zur Geltung gelangen konnte. Aber ein Vorzug Schneidawind’s soll hier nicht unerwähnt bleiben: S. gehört entschieden mit zu den Ersten, [102] welche das im Kampfe gegen die Fremdherrschaft zum Bewußtsein erwachte deutsche Volk auf seine Ideale hinwiesen, welche den Weg zu einer nationalen Geschichtschreibung anbahnten. So schuf S., der als populärer Schriftsteller nicht verdienstlos wirkte, auch in seiner Biographie des Prinzen Wilhelm von Preußen ein Lebensbild aus den Befreiungskriegen, welches durch Berücksichtigung und verständnißvolle Beleuchtung auch des scheinbar Kleinen und Geringfügigen die großen Ereignisse erst in ihr rechtes Licht zu setzen vermag. Wenige Männer haben während ihres Lebens eine solche Anerkennung ihrer schriftstellerischen Verdienste erfahren, wie S. Der König von Bayern, die Kaiser von Oesterreich und Rußland, die Könige von Preußen und Griechenland, die Großherzoge von Hessen und Baden, die Herzoge von Sachsen-Coburg und Braunschweig sandten ihm hohe Orden und zahlreiche gelehrte Gesellschaften Deutschlands ernannten ihn zu ihrem Ehrenmitgliede.