ADB:Schwanthaler, Franz

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Artikel „Schwanthaler, Franz“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 33 (1891), S. 190–191, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Schwanthaler,_Franz&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 20:30 Uhr UTC)
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Schwanthaler: Franz S., Bildhauer, geb. 1760 zu Ried im Innviertel, stammte aus einer alten Künstlerfamilie, welche schon seit dreihundert Jahren der Plastik oblag. Darunter erscheint ein Thomas S. 1680 und dessen Sohn Bonaventura, welcher auch im baierischen Bauernkrieg gegen Oesterreich 1704 sich hervorthat (Sepp, Bauernkrieg 1884, S. 168). Der hier in Rede stehende Franz – er hatte zwei Brüder: Anton, welcher später nach München ging und 1833 daselbst starb, und Peter, welcher zu Ried verblieb und dort für benachbarte Kirchen und Klöster arbeitete – war frühzeitig schon zu Gmunden am Traunsee und in Salzburg thätig, erhielt weitere Förderung bei dem Bildhauer Ingerl zu Augsburg, besuchte zugleich die dortige Akademie und errang daselbst drei Preise, ging aber dann nach München, wo er sich 1785 als Bürger niederließ und mit seinem vorgenannten Bruder Anton in unermüdlicher Weise thätig war mit Büsten, Denkmalen, ornamentalen Decorationen – ein tüchtiges Stück Kunsthandwerk repräsentirend. So schnitt er viele Holzmodelle und Figürchen für [191] die Porzellanmanufactur Nymphenburg, lieferte die Waffentrophäen am Hofgartenthor, die Sandsteinlöwen an der Einfahrt zur Prannersgasse, modellirte zwei lange Friese mit Allegorien auf Krieg, Frieden, Handel und geselliges Leben an dem Hause des damaligen Möbelfabrikanten Hiltl (heute No. 24; eine Abbildung in No. 6 „Münchner elegantes Sonntagsblatt“ vom 9. April 1800; auch die beiden schwebenden Tänzerinnen an dem nun beseitigten Thore dieses Hauses waren Holzsculpturen von Franz S.), woselbst S. im Rückgebäude sein Atelier aufschlug, schuf eine große Anzahl guter Portraitbüsten, darunter die des Königs Maximilian und der Königin Karoline und zahlreiche Grabdenkmale (der trauernde Genius für den 1800 verstorbenen Prinzen Max Joseph Friedrich in der Theatinerkirche), insbesondere für den südlichen „Gottesacker“, wobei freilich anfänglich viel barocke Embleme und Gestalten erschienen, z. B. ein mit Flügeln und Sense ausgestatteter, seine Urne mit einem Vorhang bedeckender Kronos, allerlei trauernde Psychen und Sarghüter, welche erst Widerstand hervorriefen, bald aber Nachahmung und Beifall fanden, als der Geschmack und die Invention der Künstler und des Publicums sich daran gewöhnte und verbesserte. Dazu zählten die Monumente der Familien Kannabich und Freyberg, des schottischen Naturforschers Johnston, des Hofmaler Ferdinand Kobell, des Baron Kreitmayer, die Grabstätten der Familien Krempelhuber, Le Prieur, Riezler, Santini, Sauer, Schedl, Lungelmayr, der Grafen v. Tattenbach und Törring-Gutenzell u. s. w. Auch nach Ansbach, Köfering, Moosburg, Passau, Rothenburg an der Tauber lieferte S. Reliefs und Figuren in Sandstein, insbesondere aber in dem damals vielbeliebten Marmor von Tegernsee und Füssen. Zu seinen heute noch bestehenden Leistungen gehörte auch die im Auftrage des Grafen Morawitzky gefertigte, am Eingang des Münchener „Englischen Gartens“ befindliche lebensgroße, seither freilich öfters stark restaurirte Statue des „Harmlos“ – so genannt von der darunter angebrachten Inschrift, welche Jedermann einladet, hier harmlos im Garten der Natur zu wandeln. Auch im decorativen Genre arbeitete S. insbesondere in den unter der Direction des Hofbaumeisters Puille ausgestatteten Prachtzimmern der k. Residenz und bei der Ausschmückung des durch Karl v. Fischer erbauten Hoftheaters. Sein Name hatte einen so guten Klang, daß im Jahre 1795 eine Berufung nach Weimar erfolgte, welche der patriotische S. jedoch ablehnen zu müssen glaubte. Zuletzt kehrte er wieder zur Holzsculptur zurück, um für sich zur Feier des Weihnachtsfestes ein Bildwerk zu gestalten, wie den Hirten die Geburt des Heilands verkündet wird, er starb aber schon vor dessen Vollendung zu München 1820. A. Baumgartner widmete ihm einen Nachruf mit einer kleinen Schrift (München 1820), welche alle Werke Schwanthaler’s verzeichnet.

Vgl. dazu Lipowsky, Künstlerlexikon 1810. II, 87. – Raczynski II, 499. – Marggraff, Münchener Jahrbücher. 1840. III, 268. – Nagler 1846. XVI, 96. – Wurzbach,1876. XXXII, 280. – Fr. Pecht, Gesch. der Münchener Kunst. 1888. S. 26.