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ADB:Seckendorff, Christoph Albrecht von

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Artikel „Seckendorff-Aberdar, Christoph Albrecht Freiherr von“ von Karl Obser in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 54 (1908), S. 292–294, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Seckendorff,_Christoph_Albrecht_von&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 21:41 Uhr UTC)
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Seckendorff: Christoph Albrecht Freiherr von S.-Aberdar, Staatsmann aus altem fränkischen Freiherrngeschlecht, wurde geboren am 12. Juni 1748 zu Erlangen und erhielt seine Schulbildung daselbst gemeinsam mit seinen Brüdern, von denen Karl, der älteste (1736–96), als bayreuthischer und später kurmainzischer Staatsminister, Alexander (1743–1814) als österreichischer Feldmarschalllieutenant und Sigmund (1744–1785, s. A. D. B. XXXIII, 518) durch seine Beziehungen zu dem Weimarer litterarischen Kreise bekannt geworden sind. Er bezog 1768 die Universität Straßburg, wo er u. a. auch bei Schöpflin hörte und bis zur Beendigung seiner juristischen und cameralistischen Studien im Februar 1770 verblieb. Ein Anerbieten, als Capitän in das französische Regiment Royal-Deuxponts einzutreten, lehnte er ab, um noch im Herbst des Jahres als Regierungs- und Justizrath in die Dienste des Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach zu treten, wo er 1773 zum Geh. Regierungsrath aufrückte. Eine Studienreise führte ihn 1776 nach England, wo er sich mit den volkswirthschaftlichen Einrichtungen vertraut machte und während seines Aufenthaltes in London mit dem Abschlusse eines Subsidienvertrages wegen Ueberlassung eines Regiments Infanterie in englischen Sold beauftragt wurde. In Anerkennung seiner „gründlichen [293] Kenntnisse im Finanz- und Cameralwesen“ wurde er (Septbr. 1781) zum „untergebürgischen“ Kammer- und Regierungspräsidenten und im October 1786 zum wirklichen geheimen Minister mit Sitz und Stimme ernannt. In beiden Stellungen bemühte er sich nach Kräften und mit Erfolg, die zerrütteten Finanzen des Landes in Ordnung zu bringen und durch Einführung heilsamer Reformen das Volkswohl zu fördern. Die Offenheit und Entschiedenheit, mit der er seine Anschauungen vertrat, führte indeß zu einem Conflicte mit des Markgrafen allmächtiger Maitresse, Lady Craven, infolge dessen er im November 1787 um seine Entlassung bat und in Würdigung seiner hohen Verdienste unter Zuerkennung einer Gratifikation von 25 000 fl. verabschiedet wurde.

Mit familiengeschichtlichen und litterarischen Studien beschäftigt, zog er sich zunächst nach seinem Gute Wonfurt zurück, folgte aber schon im April 1788 einem Rufe des Herzogs Karl Eugen von Württemberg, um dessen Vertretung als Comitialgesandter in Regensburg zu übernehmen. Die folgenden anderthalb Jahrzehnte, die er dort in seinem gastlichen, reiche Kunst- und Bücherschätze beherbergenden Hause, dem Sammelpunkte für alle litterarischen und künstlerischen Talente der Regensburger Gesellschaft, verbrachte, mögen den glücklichsten Abschnitt seines Lebens gebildet haben. Zahlreiche Briefe der württembergischen Herzoge, die sich in seinem Nachlasse finden, zeugen von dem hohen Vertrauen, das er genoß und unter schwierigen Verhältnissen durch geschickte Wahrung der Interessen des Landes allezeit rechtfertigte, mochten auch die Freimüthigkeit seines Urtheils und seine in den 90er Jahren mehrfach hervortretende antiösterreichische Gesinnung in Stuttgart manchmal unliebsam berühren. Im September 1803 nahm er seinen Abschied und lebte einige Zeit auf seinen fränkischen Besitzungen, kehrte aber schon im December 1804 nach Regensburg zurück, um auf Wunsch des Kurfürsten Karl Friedrich fortan die badische Politik am Reichstage zu vertreten. Kurz vor der Auflösung des alten Reichs wurde er im Mai 1806 nach Karlsruhe berufen, um an Stelle des bei Napoleon in Ungnade gefallenen Markgrafen Ludwig die Leitung des Finanzministeriums zu übernehmen, verzichtete aber auf dieses Amt schon nach wenigen Wochen, da seine Sanirungspläne und Reformvorschläge in einflußreicher Umgebung des Kurfürsten auf unüberwindlichen Widerstand stießen, und ging nach der Constituirung des Rheinbundes als großherzoglicher Gesandter beim Bundestage und dem Hofe des Fürsten Primas nach Frankfurt. Einer erneuten Einladung zum Eintritte in das badische Ministerium, die in der Krisis des Frühjahres 1809 an ihn erging, leistete er keine Folge, sondern verblieb auf seinem Frankfurter Posten bis zum Zusammenbruche der napoleonischen Herrschaft und trat dann 1814 auf Wunsch des Großherzogs Karl als Staats- und Finanzminister noch einmal an die Spitze der badischen Finanzverwaltung. Schon nach Jahresfrist sah er sich indeß gezwungen, um seine Entlassung nachzusuchen, da er sich überzeugen mußte, daß die dringlichsten Reformvorschläge, die er zur Herstellung des Gleichgewichts im Staatshaushalte unterbreitete, bei dem in völlige Apathie und Arbeitsscheu versunkenen Fürsten monatelang unbeachtet liegen blieben. Er kehrte nunmehr dauernd in das Privatleben zurück, widmete sich der Bewirthschaftung seiner Güter und starb nach kurzem Krankenlager hochbetagt am 5. September 1834 zu Wonfurt. – Aus der Ehe, die er am 3. März 1775 mit Freiin Karoline Stiebar von Buttenheim geschlossen, entsprossen zwei Töchter und drei Söhne, von denen der älteste, Leopold, in der Geschichte der deutschen Litteratur bekannt durch seine schriftstellerische Thätigkeit, im Kampfe gegen Frankreich 1809 dem [294] Vater auf dem Felde der Ehre im Tode vorangegangen war (s. A. D. B. XXXIII, 519).

Nach den in Wonfurt und Sugenheim befindlichen Familienpapieren und Correspondenzen und den Personalacten des Karlsruher Archivs. – Vgl. dazu: K. Obser, Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden V, S. XXV und passim. – K. Obser, Briefe der Frau Sophie von Schardt an den Freiherrn Christoph Albrecht von Seckendorff (Goethe-Jahrbuch XXV, 68–81).