ADB:Setzer, Johannes

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Artikel „Setzer, Johannes“ von Karl Steiff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 34 (1892), S. 49–50, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Setzer,_Johannes&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 21:14 Uhr UTC)
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Setzer: Johannes S. (Secerius), ein gelehrter Buchdrucker in Hagenau i. E., † 1532. Er hatte zum Vorgänger in derselben Druckwerkstätte Thomas Anshelm, zum Nachfolger Peter Brubach (seit 1536 in Schw. Hall. seit 1540 in Frankfurt a. M.). Seine Bedeutung liegt in den Diensten, welche er dem Humanismus und namentlich der Reformation geleistet hat. Denn die ca. 150 Druckschriften, welche er während seiner neunjährigen Thätigkeit als Buchdrucker, von 1523–32, ausgegeben hat, gehören fast ausschließlich jenen großen geistigen Bewegungen an. Dabei hat S. nicht etwa, wie so manche seiner Berufsgenossen, vorzugsweise als Nachdrucker gewirkt. Bis von Erfurt und Wien sandten ihm befreundete Humanisten ihre Manuscripte, und von den Vertretern der Reformation standen nicht nur die leitenden Männer in Oberdeutschland, ein Joh. Brenz voran, mit ihm in Verbindung; auch den Häuptern in Wittenberg, Luther und Melanchthon, Jonas und Bugenhagen, sowie Agricola in Eisleben, war Hagenau nicht zu fern, um bei S. viele ihrer Schriften drucken zu lassen. Letzterer verstand es aber auch, durch häufige persönliche Besuche die werthvollen Beziehungen aufrecht zu erhalten. Uebrigens verleugnet er, auch wo er reformatorische Schriften druckt, den Humanisten, der er von Hause aus war, nicht. Die reiche deutsche Flugschriftenlitteratur jener Zeit war für ihn als Drucker so gut wie nicht vorhanden; überhaupt finden sich in deutscher Sprache verfaßte Schriften nur ganz vereinzelt unter seinen Drucken. Ihm, dem Gelehrten, lag es am nächsten, die Arbeiten der Gelehrten in seiner Presse zu vervielfältigen und so hat er auch von den Reformatoren meist nur lateinisch geschriebene oder ins Latein übersetzte Werke gedruckt. Dem entsprechend findet man auch viel häufiger als Luther’s Namen denjenigen Melanchthon’s auf Drucken Setzer’s, ja bei einem vollen Drittel derselben ist der Praeceptor Germaniae sei es als Verfasser oder als Herausgeber oder mit einer Vorrede betheiligt. Merkwürdiger Weise ist aus der Presse dieses Meisters, aber ohne Angabe des [50] Druckorts, 1531 auch Michael Servet’s Schrift: De trinitatis erroribus (wie auch die andere – übrigens erst nach Setzer’s Tod – Dialogorum de trinitate libri duo, 1532) hervorgegangen, jenes famose Buch, das mit der Restitutio Christianismi zusammen seinen Verfasser später auf den Scheiterhaufen gebracht hat. – Ueber Ort und Jahr der Geburt des Mannes fehlt es an Nachrichten. Der Beisatz Lauchensis, welchen er seinem Namen zu geben pflegt, ist jedoch ohne allen Zweifel auf Lauchen, jetzt Lauchheim, in Württemberg, nicht auf einen der Orte des Namens Laucha (in Thüringen, Sachsen, Böhmen) zu deuten. Sein Geburtsjahr fällt jedenfalls noch ins 15. Jahrhundert. Denn 1520 ist er schon Wittwer und bereits 1517 muß er als Humanist einen Namen gehabt haben. Denn er kommt in diesem Jahre in den Epistolae obscurorum virorum als Gegner der Dunkelmänner vor. Schon damals war er in Hagenau, wo er bei dem Druckerherrn Thomas Anshelm als Corrector angestellt war. 1519 druckte er bei diesem in eigener Person eine Schrift. So war der Uebergang zu seiner späteren Thätigkeit von selbst gegeben. Setzer’s Tod fällt in das Jahr 1532 und zwar in den Anfang desselben. Denn am 10. März dieses Jahres beklagt Eobanus Hessus in einem Brief an Jak. Micyllus seinen Tod und frägt nach seinem Nachfolger und nicht lange nachher redet auch der Moderator Officinae Secerianae von ihm als einem defunctus. Angesichts dieser unanfechtbaren Zeugnisse müssen alle gegentheiligen Angaben – wornach S. noch 1535, ja noch 1540 oder gar noch 1547 thätig gewesen wäre –, als falsch bezeichnet werden.

Vgl. des Verfassers Aufsatz: Joh. Setzer, der gelehrte Buchdrucker in Hagenau, der in diesem Jahre, 1892, im Centralblatt für Bibliothekswesen erscheinen wird.