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ADB:Speth, Balthasar

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Artikel „Speth, Balthasar“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 35 (1893), S. 144, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Speth,_Balthasar&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 20:17 Uhr UTC)
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Speth: Balthasar S., Kunstschriftsteller, geb. am 22. Decbr. 1774 als der Sohn eines Hofmusikers, welcher 1778 mit dem Kurfürsten Karl Theodor nach München kam. Hier erhielt der Knabe den ersten Unterricht in der deutschen und lateinischen Sprache, sowie im Zeichnen, wobei der Besuch der kurfürstlichen Gemäldegallerie seinen Schönheitssinn weckte. Indessen kehrte die Mutter nach dem schon 1784 erfolgten Tode ihres Gatten mit den fünf Kindern nach der Pfalz zurück. Der Jüngling studirte zu Heidelberg die Theologie, empfing 1798 die Priesterweihe zu Mainz, wurde Licentiat der Theologie zu Heidelberg, übernahm eine Hofmeisterstelle zu Mannheim und gelangte in gleicher Eigenschaft wieder nach München, wo S. erst Katechet an der Feiertagsschule wurde, 1811 Hofpriester an der Residenzcapelle, Professor der Religions- und Sittenlehre am kgl. Kadettencorps, und 1818 Hofcapellan; 1822 erhielt er das Beneficium des Kaiser Ludwig, dann die Stelle eines ersten Capellan und Officiator beim kgl. b. Hausritterorden vom hl. Michael; durch König Maximilian erhielt S. die Ernennung zum Kanonikus an der Metropolitankirche, durch den Erzbischof die Erhebung zum Domscholasticus und mittelst eines päpstlichen Breve zum Apostolischen Protonotar. S. starb am 31. Mai 1846. – Frühzeitig im Zeichnen geübt und ebenso im Besitze eines feinfühligen Auges wie einer sicheren Hand, versuchte sich S. mit Erfolg in der Lithographie, machte durch Joh. Georg v. Dillis, mit welchem S. auch Italien bereiste (1816), umfassende Studien in der Kunstgeschichte, sammelte Kupferstiche und Gemälde, welche alsbald zu einer kleinen, von Kennern und Kunstfreunden häufig besuchten und gerühmten Gallerie anwuchsen. Die Resultate seiner fleißigen Studien und die Ergebnisse seiner Reise legte S. in dem schönen Werke „Die Kunst in Italien“ (München 1829, 1821 und 1823 in 3 Bänden) nieder, welches eine Fülle eigner Beobachtungen und selbständiger Urtheile bietet und auch heute noch dankbare Erwähnung verdient. Außerdem verfaßte S. eine ganze Reihe von interessanten lehrreichen Berichten und Artikeln in dem „Anzeiger für Kunst und Gewerbefleiß in Baiern“ und im Stuttgarter „Kunstblatt“, z. B. „Zur Geschichte der Glasmalerei“ (1820), über „Die Entstehung und Ausbildung der Lithographie“, über Kunstausstellungen und die neuesten Erzeugnisse der Münchener Maler u. s. w., welche ein bleibendes Zeugniß geben über die Fülle des von ihm gesammelten und sorgfältig verarbeiteten Materials und von der Gründlichkeit und Objectivität seines Urtheils. G. v. Dillis bediente sich des Beirathes seines Freundes bei Anfertigung des „Verzeichnisses der Gemälde in der kgl. Galerie zu Schleißheim“ (1831), wie auch bei der Abfassung seines „Katalogs über die Gemälde in der königlichen Pinakothek“. S. war eine leutselig heitere Natur, ein Freund guter Laune und deshalb auch in inniger Geistesverwandtschaft mit dem Kirchenrechtslehrer und Historiker J. v. Hortig (dem als Humorist und Satiriker immer noch zu wenig bekannten „Johannes Nariscus“). Speth’s Portrait hat Leo Schöninger gezeichnet und galvanographirt 1845.

Vgl. Nekrolog der Deutschen, 1848, I, 356 ff.