ADB:Thomas
P. Schöffer’s Heimath!) vorkam; doch mag es auch an manchem andern Ort Gl. gegeben haben, wie dies z. B. von Wolfach sicher ist. – Fügen wir hier auch inbetreff der anderen Glieder [86] jener Druckgesellschaft, da sie an ihrem Ort keine Besprechung gefunden haben, das Wenige an, was über sie zu sagen ist, so kommt vor allem Paul von Köln in Betracht. Er ist augenscheinlich das Haupt der Gesellschaft gewesen; er heißt maestre, die andern seine compañeros oder socii. Wenn aber da und dort Drucke angeführt werden, die allein seinen Namen tragen, so wäre es falsch, daraus zu schließen, er habe auch allein gedruckt; es handelt sich dabei vielmehr nur um ungenaue Wiedergabe der betreffenden Schlußschriften. Bekannt ist über diesen Meister lediglich nichts. Daß der zweite Buchstabe in dem Monogramm des Druckerzeichens P L – wenn nicht etwa P C = Paulus de Colonia gemeint ist – seinen Familiennamen bedeutet, dürfte außer Zweifel sein. Aber mit Hülfe der bis jetzt bekannten Druckernamen des 15. Jahrhunderts läßt derselbe sich nicht feststellen. Sollte es sich etwa um einen Liechtenstein handeln, einen Verwandten des berühmten Venediger Druckers Hermann L., der ebenfalls aus Köln stammte? Nach dem Abgange Paul’s tritt an die Spitze der Gesellschafter Johannes Pegnizer. Als seine Heimath ist in den Schlußschriften der Drucke Nürnberg angegeben; dem entsprechend heißt er öfter auch nur Johannes de Nuremberga. Möglicher Weise ist er identisch mit dem Johannes Pegenittzer de Norimberga, der in der Erfurter Universitätsmatrikel beim Jahr 1479 vorkommt. Wie Paul von Köln werden in den Bibliographieen, selbst noch von Mendez-Hidalgo, einzelne Drucke auch ihm ausschließlich zugeschrieben, aber gleichfalls nur infolge ungenauer Wiedergabe der Schlußschriften. Einmal allerdings erscheint Pegnizer ohne die andern Geschäftstheilhaber. Im Jahr 1496 finden wir ihn nämlich zusammen mit Meinard Ungut, dem Mitglied einer zweiten Druckgesellschaft Sevilla’s, in dem kurz zuvor eroberten Granada. Von dem dortigen Erzbischof berufen druckten die beiden deutschen Meister nämlich daselbst des Francisco Ximenez Vida de Jesu Cristo. Doch scheint dies für Beide nur eine kurze Unterbrechung ihrer Thätigkeit in Sevilla gebildet zu haben. Weniger als von Pegnizer und kaum mehr als von Th. ist von dem vierten Gesellschafter, Magnus, bekannt; was man von ihm weiß, beschränkt sich auf seinen Familiennamen und seine Heimath. In einigen wenigen Drucken nennt er sich nämlich statt Magnus genauer Magnus Herbst de fils (d. h. Vils, ein an der bairischen Grenze gelegenes Städtchen Tirols). Indem die älteren Bibliographen statt Herbst Herbot schrieben, nahmen sie ihn mit dem Joh. Herbost (richtiger Herbort) „dictus Magnus“ von Seligenstadt zusammen, der zwischen 1475 und 1485 druckte; nach Mendez insbesondere wäre fils = sils und dieses Abkürzung für Silgenstadt. Es ist klar, daß für solche Identificirung kein Anhaltspunkt vorliegt. Ebensowenig aber darf dieser Magnus Herbst, wie von Kapp (Geschichte des deutschen Buchhandels I, 207) geschieht, mit dem Drucker Jakob Magnus von Straßburg verwechselt werden, den der Nürnberger Hieronymus Münzer 1494 in Granada traf.
Thomas, ein deutscher Buchdrucker, der in Gesellschaft von mehreren anderen Deutschen am Ende des 15. Jahrhunderts in Sevilla die Druckerkunst ausübte. Seine Genossen hießen Paul von Köln (Paulus bezw. Paulo de Colonia), Johannes Pegnizer und Magnus. Wo und wie sich die vier zusammengefunden haben, ist unbekannt; mit einem Male tauchen sie im J. 1490 zusammen in Sevilla auf. So ferne diese Stadt der Wiege der Buchdruckerkunst lag, so war letztere ihnen dennoch schon dorthin vorausgeeilt; denn bereits in den Jahren 1476–86 waren von einigen Spaniern daselbst Bücher gedruckt worden. Drei Jahre wirkten die vier Deutschen zusammen, dann, von 1493 an, verschwindet Paul von Köln; die drei andern setzten aber ihre Thätigkeit fort, bis mit dem Jahr 1499 auch Th. verschwindet, worauf die beiden übrig gebliebenen noch zwei Jahre, bis 1501 einschließlich, weiter druckten. Dann geht auch ihre Spur verloren. Neunzehn Drucke sind bisher als Erzeugniß dieser Presse festgestellt; bei sechs davon sind alle vier Gesellschafter, bei acht sind Pegnizer, Magnus und Th., bei fünf nur die beiden ersteren betheiligt. Lateinische Werke fehlen unter diesen Drucken nicht ganz (die Bibel von 1491 ist übrigens wol unecht), aber sie sind merkwürdiger Weise gegenüber den spanischen in der Minderzahl. Von letzteren sind zu nennen ein Rechtsbuch von 1495, eine Cronica del Cid eine Dichtung von Juan de Meno und Uebersetzungen von Classikern (Plutarch, Cicero und Seneca). Kenntlich sind die Drucke dieser Werkstätte, soweit sie keinen Namen nennen, durch die Unterschrift: por quatro compañeros alemanes bezw. tres comp. al. oder (seit 1500) comp al., sodann aber namentlich durch das Druckerzeichen. Dieses enthält nämlich in schwarzem Feld ein Kreuz mit vier nach oben sich verjüngenden Querbalken und darüber Zickzacklinien, in der untern Hälfte aber inmitten eines doppelten Kreises nach den Anfangsbuchstaben die Namen bezw. Vornamen der Drucker: PL. (verschlungen) J, M, T (nach dem Abgang des Paul von Köln: J, M, T und darunter zwischen den beiden Kreisen: ALEMANI. Was nun unsern Th. im besonderen betrifft, so ist sein Geschlechtsname lange Zeit unbekannt gewesen und noch Volger stellt die zuversichtliche Vermuthung auf, daß er mit dem Verleger Juan Thomas Favaro, einem Italiener, ein und dieselbe Person sei. Aber schon Hidalgo führt in der zweiten Auflage von Mendes einen Druck auf und Hazañas macht einen zweiten bekannt, in welchem der volle Name steht: Thomas Glockner. Damit ist nun aber freilich alles erschöpft, was wir über den Mann wissen. Wir können höchstens noch anführen, daß der Name Gl. damals in Gernsheim (- Vgl. Fr. Mendez, Tipografia española, 2. ed. por D. Hidalgo, 1861 (s. Register). – Volger, Die ältesten Drucker und Druckorte der Pyrenäischen Halbinsel, im Neuen Lausitzischen Magazin, Bd. 49, 1872, S. 100 fg., 113 fg. – J. Hazañas y la Rua, La imprenta en Sevilla, 1892, p. 3 sqq.