ADB:Treumann, Karl

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Artikel „Treumann, Karl“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 38 (1894), S. 584–585, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Treumann,_Karl&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 00:38 Uhr UTC)
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Treumann: Karl T., Schauspieler, wurde in Hamburg am 27.Juli 1823 als Sohn eines Cassencontroleurs am dortigen Stadttheater geboren. Vom Vater für die Erlernung eines Handwerks ausersehen, trat er bei einem Hamburger Buchdrucker in die Lehre und wurde Setzer. Erst nach dem Tode seines Vaters im J. 1841 machte er sich auf und davon, um auf der Bühne sein Glück zu versuchen. Er ging nach Pesth, wo zwei seiner Brüder, Gustav und Franz, engagirt waren, und fand hier am deutschen Theater ein höchst bescheidenes Unterkommen. Als man aber von Hamburg aus auf ihn fahndete, um ihn unter die Soldaten zu stecken, nahm er den Namen Fels an und ließ sich von dem Director Nötzl für Hermannstadt engagiren. Nachdem er mit Nötzl’s Truppe im Süden Ungarns herumgezogen war und eine Zeit lang auch bei Kreibig’s Truppe in Arad thätig gewesen war, kam er nach Pesth zurück, wo er im J. 1845 unter der Direction Forst’s in komischen Opernpartien, im Lustspiel und in der Posse mit günstigem Erfolge auftrat, ohne im besonderen Maße das Publicum zu fesseln. Das änderte sich erst, als er im J. 1847 nach Wien an das Theater an der Wien kam, wo er wegen seiner Vielseitigkeit in den verschiedensten Rollen beschäftigt wurde und sich die Gunst des Publicums binnen kurzer Zeit gewann. Nachdem er ehrenvolle Engagementsanträge von den Hoftheatern in Berlin, Dresden, München und Stuttgart abgelehnt hatte, trat er am 1. September 1852 an das Carltheater über, wo er neben Nestroy und später unter Nestroy’s Direction neben Scholz der Liebling der Wiener war, namentlich seitdem er sich auf die Operetten Offenbach’s verlegt hatte, von denen er eine große Anzahl für die deutsche Bühne einrichtete und mit deutschen Texten versah. Am 1. November 1860 übernahm er die Leitung des Nestroy’schen Ensembles und errichtete gleichzeitig das Quai-Theater auf dem Franz Josephs-Quai. Nachdem indessen dieses Theater bereits am 9. Juni 1863 ein Raub der Flammen geworden war, pachtete er nunmehr selbst das Carl-Theater, trat aber bereits im Kriegsjahre 1866 von seiner Leitung zurück, da er sich nicht mehr wohl fühlte. Er hatte sich ein stattliches Vermögen erworben, wozu namentlich auch seine häufigen Gastspiele viel beigetragen hatten, und überließ sich jetzt dem Wohlleben, das seine Gesundheit mehr und mehr untergrub. Er starb in seiner Villa in Baden bei Wien am 18. April 1877 infolge eines plötzlichen Schlagflusses. – T. war nach dem Urtheil Wurzbach’s „kein Komiker im gewöhnlichen Sinne des Wortes, sondern ein Chargenspieler, Verkleidungskünstler und in dieser Richtung einzig in seiner Art“. Er wird in der Geschichte der Wiener Volksposse immer einen hervorragenden Platz behaupten, da er „als der universellste komische Charakter der Wiener Bühne“ angesehen werden muß. Eine seiner Specialitäten war die Pflege des Couplets, das er in Wien recht eigentlich erst zur Geltung und allgemeinen Anerkennung brachte. T. hat sich auch als Bühnendichter versucht. Außer den Bearbeitungen von Offenbach [585] schrieb er den Text zu dem Ausstattungsstück: „Die Reise um die Erde“ und zu der Operette „Methusalem“ von Strauß, sowie das Stück „Der Courier des Czaren“, das erst nach seinem Tode am Carl-Theater gegeben wurde. Ein Theil seiner Bühnenstücke ist in der bei L. Rosner in Wien seit dem Jahre 1872 erschienenen Sammlung: „Neues Wiener Theater“ abgedruckt.

Vgl. Wurzbach XLVII, 172–178.