Adelheid am Hofe des Bischofs von Bamberg

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Titel: Adelheid am Hofe des Bischofs von Bamberg
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aus: Die Gartenlaube, Heft 23, S. 384
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[380]

Adelheid von Weislingen am Hofe des Bischofs von Bamberg.
Nach dem Oelgemälde von Hermann Koch.

[384] Adelheid am Hofe des Bischofs von Bamberg. (Mit Illustration S. 380 und 381.) Goethe hat uns in seinem „Götz von Berlichingen“ den üppigen Hof von Bamberg geschildert. Aus den Motiven des Stückes hat der Maler sein Bild gestaltet, und zwar theils auf Grundlage der Schachscene, die bei der Bühnenbearbeitung fortgelassen ist, theils auf Grund des Berichts, welchen der Bube Franz seinem Herrn Weislingen über seine Sendung an den Bamberger Hof erstattet. Adelheid, welche „Gott so schön gemacht, ohne sie gut machen zu können“, sitzt neben einer Hofdame dem Bischof gegenüber bei dem königlichen Spiel, in welchem sie die Schachfiguren so siegreich lenkt, wie sie im Leben die Menschen zu lenken und zu beherrschen weiß. Sie ist des Sieges schon gewiß – hat sie doch eben dem Bischof gesagt, daß er’s nicht lange mehr treiben werde. So hat sie Muße, während der geistliche Herr über den nächsten Zug nachsinnt, sich anderen Eindrücken hinzugeben. Singt doch der eine Hofmann, Liebetraut, ein üppiges Lied, vom Cupido, der mit Pfeilen und Bogen und brennender Fackel herangestürmt kommt, um „männiglich zu siegen mit stürmender Hand“.

Und zum Liede fehlt das Bild nicht: da steht der schmucke Page Weislingen’s, Franz – und die Blicke, welche Adelheid ihm zuwirft, beweisen zur Genüge, daß Cupido mit seinen Pfeilen und seinem Bogen bereits Einzug in ihr Herz gehalten hat. Das sind die berauschenden, verstrickenden Blicke einer Sirene. Wie es aber im Herzen des jungen Abgesandten aussah, das berichtet er selbst seinem Herrn:

„Abends, als ich mich vom Bischof beurlaubte, saß sie gegen ihm: sie spielten Schach. Er war sehr gnädig, reichte mir seine Hand zu küssen und sagte mir viel Gutes, davon ich nichts vernahm: denn ich sah nur seine Nachbarin; sie hatte ihr Auge aufs Brett geheftet, als wenn sie einem großen Streich nachsinne. Ein feiner lauernder Zug um Mund und Wange! Ich hätte der elfenbeinerne König sein mögen! Und das blendende Licht des Angesichts und des Busens, wie es von den finstern Haaren erhoben ward! … Wie der Bischof endigte und ich mich bückte, sah sie mich an und sagte: ‚Auch von mir einen Gruß unbekannter Weise! Sag’ ihm, auch neue Freunde hoffen auf seine Zurückkunft; er soll sie nicht verachten, wenn er schon an alten so reich ist.‘ Ich wollte was antworten, aber der Paß vom Herzen nach der Zunge war mir versperrt; ich neigte mich. Alles hätte ich hingegeben, die Spitze ihres kleinen Fingers küssen zu dürfen.“