Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen II. Section/H25

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Heft 24 des Meissner Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke (Hrsg.)
Heft 25 der Section Meissner Kreis
Heft 26 des Meissner Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Röhrsdorf
  2. Maxen
  3. Stauchitz
  4. Niederrödern
[193]
Röhrsdorf


auch Kleinröhrsdorf, das Rittergut Haus Röhrsdorf genannt, 2¼ Stunde westlich von Pirna und südsüdöstlich von Dresden, 1 Stunde von Dohna, an einem wohlunterhaltenen Nebenwege der Strasse von Dresden nach Maxen gelegen, mit Borthen, Gurknitz u. a. O. rainend, in einem flachen, über das Elbthal sehr erhöhten Grunde, dessen Bächlein bei Wittchensdorf im Süden quillt, hier aber ost- und dann nordostwärts fliesst, unweit Gamig den Gurknitzer Bach aufnimmt, 500 Schritte unter Dohna das rothe Wasser erreicht, an welchem hin sich die herrlichsten Spaziergänge befinden, sowie die ganze Umgegend wie in einen Park umgeschaffen ist: Ueberall Gänge, Alleen, Bänke. Auf einem Hügel im Westen, dem Steinberge, sind auch mehrere Ringe aus grossen Steinen so gelegt, als bildeten sie sogenannte Heidengräber. Alle diese Punkte bieten die reizvollste Uebersicht des Elbthals aus der sächsischen Schweiz herab bis Dresden dar. Auch verschönert das Birkenholz im Süden, worinnen Spaziergänge geführt sind, die Gegend.

Am herrlichsten wird die Gegend durch das dasige Schloss geschmückt, welches zu den ansehnlichsten von Sachsen gehört und zwei Flügel von drei Etagen, auch einen besondern Hof begreift. Vom hohen Schlossthurme geniesst man wohl eine der reizendsten Fernsichten.

Der sehenswerthe, mit seltenen Gewächsen reichlich versehene, zum Theil im französischen Geschmack angelegte Ziergarten verbreitet sich im Süden zum Bache hinab; durch colossale Statuen von Knöfel (Bacchus und Flora) erhielt derselbe noch mehr Interesse.

Der Garten ist vom Amtshauptmann, dem nachherigen Obersteuer-Director und Kammerherrn Georg Heinrich von Carlowitz angelegt. Vielfache Andenken seiner zahlreichen Freunde, die bald durch steinerne Denkmäler, bald durch Inschriften auf Blechtafeln an Bäume befestigt, den treuen Freundessinn herzlich aussprechen, bilden noch jetzt in diesem Garten ein lebendiges Stammbuch der Freundschaft und der wohlverdienten Liebe Aller, die ihn kannten.

Ein Einsiedlerhaus, dessen innere Wände mit Strohgeflecht bekleidet sind, bietet dem Besucher einen Ruhepunkt und bei unfreundlicher Witterung einen Camin zur Erwärmung, der mit schönen Krystallen, Achaten und Amethysten ausgelegt ist.

In der Kuppel des Innern befinden sich Inschriften, die von den älteren, nunmehr verewigten Gliedern unseres Regentenhauses selbst gedichtet wurden; ein Album wird ausserdem darinnen aufbewahrt, das die eigenhändigen Namenszüge aller Fürsten und Prinzessinnen der sächsischen Königsfamilie und anderer bedeutender Männer birgt.

Dem prüfenden Auge des Beschauers ist so manche Abwechslung geboten, die gewiss ihn erfreuen muss. Hier ruht sein Blick auf einer über 200 Jahre alten Linde, die mit zahlreichen Inschriften vieler nicht mehr unter den Lebenden wandelnder Freunde geziert ist, dort entflammt die Statue des jugendlichen Apoll zu dichterischen Gedanken: Geht er weiter und übersteigt den Steinberg, so übersieht er aus freier Höhe unter sich das freundliche Dörfchen Röhrsdorf mit seinem Schlosse, seiner Kirche, und lässt er den Blick in die Ferne schweifen, so wird er das schöne Lustschloss Pillnitz ansichtig, sowie den grössten Theil der sächsischen Schweiz, mit König- und Lilienstein bis an die böhmischen Gebirge.

In reicher Abwechselung sind noch unzähliche Dörfer, Villen, die Veste Stolpen u. s. w. zu schauen, bis endlich ein Birkenwäldchen die weitere Fernsicht beschränkt und über dessen Wipfel der Pavillon von Weesenstein den Schlusspunkt einer Fernsicht abgiebt, die unwillkührlich das Gemüth höher und höher stimmt und doch auch wieder auf das [194] Tiefste ergreift. Denn zugleich durchweht das Innere eine geheiligte Rückerinnerung an Anton dem Gütigen, welchen seine Unterthanen so zu sagen an das Herz gewachsen waren und sie alle wie Kinder liebte; für sich aber nur 40 lange Jahre den bescheidenen Wunsch hatte: einst Erholung in der ländlichen Stille Weesensteins zu finden.

Bei einem regen Sinn für Naturschönheiten, hochbegabt mit einem leutseligen theilnehmenden Herzen, hatte König Anton schon in früher Jugend die Umgebungen von Röhrsdorf liebgewonnen und ihre Besitzer konnten sich des Besuches ihres hohen Gastes länger als 50 Jahre rühmen.

Selbst als greiser König, oft bei dem ungestümsten Wetter, begab er sich von Weesenstein nach Röhrsdorf und nur in den letzten Jahren seines Lebens unterblieben diese für denselben angenehmen Wanderungen durch die Anlagen dieses Gutes; er stieg dann gewöhnlich im Schlosse ab und gab der Familie von Carlowitz so recht die Beweise seiner Huld.

Einen rührenden Beweis seines wahrhaft königlichen Sinnes und der unausgesetzten Anhänglichkeit an diejenigen, die er mit seiner Gnade so lange beglückt hatte, gab er, als die Gattin des 1816 dahingeschiedenen Besitzers von Röhrsdorf im Jahre 1824 zur Heimath ihrer Ahnen eingegangen war. In verschwiegener Nacht war auf seinen Befehl auf der Lieblingsstelle, wo sie oft mit treuer Liebe des rückkehrenden Gatten geharrt hatte, eine schöne Urne gesetzt worden, auf deren Würfel die Worte eingegraben sind:

„Zum Andenken der treuesten Gattin, der zärtlichsten Mutter, der besten Freundin.“

Zwei hohe Pappeln beschatten dies Denkmal, gestiftet von einem wahrhaft königlichen Herzen. Täglich weilen hier die Kinder der Heimgegangenen und segnen ihr Angedenken.

Die Dankbarkeit für den unvergesslichen hochherzigen Gründer dieses Monuments errichtete am Jahrestage seines Todes, den 6. Juni 1835, die Büste Anton’s des Gütigen jenem Denkmal gegenüber; hohe Linden und Felsstücke umgränzen sie.

Das geräumige Schloss von Röhrsdorf gehört, wie schon erwähnt, zu den ansehnlichsten des Landes, da es zwei Flügel von drei Etagen und resp. 11 und 7 Fenster in der Breite, auch einen besondern Hof begreift. In demselben sind zwei grosse Säle und meist hohe Zimmer. Die Anlage desselben ist darauf berechnet, die Oeconomie überschauen zu können, deren Gebäude rings den Hof umfassen.

Als antiquarische Merkwürdigkeit befindet sich hier eine aus den Hof führende Pforte, die zierlich aus Stein gehauen ist und die Jahreszahl 1599 an sich trägt. Das Schloss selbst ist in späterer Zeit erbaut und vermuthlich auf derselben Stelle, wo die alte Burg oder das Vorwerk stand. Denn alter Sage zufolge war Röhrsdorf das Vorwerk von Pillnitz und ist erst nach der Reformation davon getrennt und zu einem besonderen Rittergute erhoben worden.

Die ersten uns bekannten Besitzer sind die Herren von Bärenstein.

Von Johann Erasmus von Bärenstein kam das Gut an Hans Asmus von Bärenstein, welcher 1657 in Röhrsdorf starb und daselbst begraben wurde, sowie auch seine Gemahlin, geb. von Heinitz aus dem Hause Cöthen.

Nach dessen Tode acquirirte der Obristlieutenant Rudolph von Neitschütz das Gut Röhrsdorf, dem sein Sohn, Hans Carl von Neitschütz kurfürstlich sächsischer Rittmeister und Kammerherr, folgte, und war von 1682 an Besitzer, auch Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Thronitz und Sürssen.

Von Letzterem erkaufte der Ober-Marschall und Geheimrath Hans Caspar von Loss das Haus Röhrsdorf, welcher mit Frau Magdalene Sophie, geb. von Ende, vermählt war und 1711 mit Tode abging. Nach ihm übernahm der Apellationsrath und Weissenfelsische Hof- und Justizrath, Johann Rudolph von Loss, die väterliche Besitzung.

Im Jahre 1714 ist der Oberst Christian Vitzthum von Eckstädt mit dem Gute beliehen worden, von welchem es an den Land-Kammerrath und Kreissteuereinnehmer Carl Adolph von Carlowitz kam, welcher auch Ottendorf und Kleinbautzen besass. Derselbe baute die hiesige Kirche ganz neu. Letzterer starb jedoch schon 1748 und seine Gemahlin Justine Elisabeth, geb. von Maxen aus dem Hause Pulsnitz, im Jahre 1771. Ihnen folgte im Besitze von Röhrsdorf der Obersteuer-Direktor Georg Heinrich von Carlowitz auf Gorknitz, Thronitz und Wittgendorf, dessen Gemahlin Frau Henriette Caroline, geb. von Rechenberg aus dem Hause Wendisch-Paulsdorf war, von welcher wir oben schon das Nöthige erwähnten.

Nach dem Ableben dieses hochverdienten Paares übernahm dessen älteste Fräulein Tochter, Justine Henriette von Carlowitz, das Gut. Nach deren im Jahre 1831 erfolgtem Ableben kam es in die Hände deren Schwester der Frau Caroline Wilhelmine von Wolfersdorf, geb. von Carlowitz, des Herrn Carl Friedrich Wilhelm von Wolfersdorf, des Hochstifts Merseburg Domherrn und Besitzer von Alt-Scherbitz bei Skeuditz, Frau Gemahlin und des Fräulein Juliane Elisabeth von Carlowitz, von welcher es an den Amtshauptmann Georg Heinrich von Carlowitz im Jahre 1847 kam. Nach dessen Tode 1857 übernahmen es seine Herren Söhne, die es noch besitzen und denen die Collatur über Kirche und Schule von Röhrsdorf zustehen.

Die Kirche ist ganz regelmässig in Kreuzesform gebaut, hat aber im Innern keine besondern werthvollen und bemerkenswerthen Gemälde.

Die Pfarrwohnung ist massiv gebaut und in gutem Zustande.

In die hiesige Kirche sind eingepfarrt zwei Mühlen in dem Thale [195] zwischen Lockwitz und Kreischa, die eine unter Borthen gelegen, die andere, die sogenannte Hummelmühle bei Bärenklause.

Das in früheren Zeiten die Dörfer Gross-Borthen, Klein-Borthen, Burgstädtel und auch ein Theil von Lockwitz in die Kirche nach Röhrsdorf gehört haben, ergiebt sich aus dem alten Kirchenbuche vom Jahre 1571.

Die drei ersten Gemeinden besuchen noch jetzt die hiesige ihnen so ganz nahegelegene Kirche regelmässig und lösen ihre Stände in derselben, sind aber in die eine Stunde weit entfernte Stadt Dohna eingepfarrt.

Der Ort bildet nur eine Gemeinde, deren Mitglieder aus zwei Bauern, einigen Gärtnern, übrigens lauter Häuslern, die auf Tagearbeit gehen, bestehen. In allen Häusern wird Stroh geflochten.

In dasiger Gegend ist der Obstbau, vorzüglich der Kirschenbau, ausgezeichnet.

Der Ort zählt 35 Gebäude, Kirche, Pfarre und Schule mitgerechnet, und 270 Einwohner, welche dem Gerichtsamte Pirna einverleibt sind.

Die Schicksale des Ortes anlangend, so lastete vorzüglich das Jahr 1813 auf hiesiger Gegend schwer. Rittergut und Dorf büsste beinahe die sämmtlichen Pferde und das ganze Rindvieh ein. Hier gab es viel zu helfen und Kraft und Muth zu bewahren, um nicht zu verzweifeln. Ueberall stand die dasige Gerichtsherrschaft helfend und tröstend zur Seite, und dieser Trost trug seine guten Früchte.

(M. G.)     




Maxen


in alten Urkunden auch Maxin genannt, liegt 2½ Stunde von der Stadt Pirna, ebenso weit von Dippoldiswalde nur etwas über drei Stunden von Dresden, zum Theil auf einem ziemlich hohen Berge, der nördlich von dem sogenannten Scheer und südlich von der bekannten Maxener Anhöhe überragt wird, zum Theil an dem Abhange dieses Berges, der sich von Westen südöstlich herabzieht bis zum Müglitzthale. Der Ort ist regelmässig sehr schön gebaut und ist seinem Ursprunge nach, der weit, weit in die Zeiten vor der Reformation hinausreicht, ein berühmter Rittersitz, der zuerst burggräflich Dohnaisches Lehn, späterhin aber, nach Vertreibung der Burggrafen von Dohna durch den Markgrafen Wilhelm von Meissen im Jahre 1401 markgräflich Meissnisches Lehn wurde.

Die ersten Begründer der Burg und des Ortes nannten sich die Herren von Maxen, welche vorzüglich in der Oberlausitz blühten, und grosse Besitzungen hatten.

Zu Anfang des 14. Jahrhunderts finden wir schon die Herren von Karras mit Maxen beliehen. Ein Reinhard von Karras besass es 1397, der sich selbst Herr in Maxen nennt. Das Gut blieb dann noch bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts bei diesem Geschlechte. Erst im Jahre 1548 verkaufte es Hans von Karras an Wolf von Schönberg, von welcher Zeit an Maxen bis zum Jahre 1819 der von Schönberg’schen Familie ununterbrochen angehörte. Dessen letzter Besitzer, Herr Carl Friedrich Ehrenreich von Schönberg, königlich sächsischer Lieutenant der Cavallerie, starb im Jahre 1813, 38 Jahre alt, an dem in Dresden grassirenden Nervenfieber und wurde in der dasigen Schönberg’schen Familiengruft beigesetzt. Er hinterliess eine Wittwe Auguste, geb. von Döring, aus dem Hause Zollwitz bei Colditz, mit sechs unerzogenen Kindern, zwei Söhnen und vier Töchtern.

Seit dem Tode des Vaters der Letzteren wurde das Rittergut Maxen von dem Aeltesten der Familie aus dem Hause Maxen, dem damaligen Herrn Kammerherrn Rudolph von Schönberg, Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Purschenstein, wie auch Majoratsherrn von Reichstädt, administrirt. Durch die im Jahre 1819 erfolgte Subhastation des Gutes kam es in die Hände seines dermaligen Herrn Besitzers, des königlich preussischen Majors Friedrich Anton Serre, der das Gut schon trefflich verbessert und verschönert hat.

Das Schloss, vom schönen Ziergarten grösstentheils umfangen, steht [196] am Abhange, am Süd-Ost-Rande des Ortes und begreift, ausser einem alten hölzernen Hinterflügel, einem dicken, alten, niedrigen Thurmgebäude und einem kurzen, neuen Seitenflügel, besonders ein prachtvolles, 13 Fenster breites, in edlem Style ausgeführtes Hauptgebäude nach dem sehr grossen Wirthschaftshofe hin, dem das neue und musterhaft gebaute Rinderstallgebäude, sowie die schöne Wirthschafterwohnung nicht wenig zieren; er begreift zugleich die Schäferei und die starke Essigfabrik. Daneben steht die Jägerwohnung. An den Gehängen im Osten und Süd-Osten verbreiten sich grosse Obstpflanzungen. Auch gehören die sehr einträglichen Kalkbrüche dazu (die schon vor 400 Jahren in starkem Betriebe waren) und Kalköfen, sowie das nordostwärts unterm Orte etwas entfernt stehende, neu eingerichtete Mineralbad. Sonst war auch ein Weinberg hier, wozu ein Winzerhaus gehörte. Der Weinberg ist in eine Kirschplantage und das Winzerhaus in ein Hahnhaus verwandelt worden. Ausgezeichnet ist die Schäferei, aus welcher Stähre nach Schweden, Italien, Ungarn, ja selbst Südamerika geschafft worden sind.

Der Boden ist ziemlich gut und der Wiesen giebt es genug; das Laubholz und Schwarzholz ist in bestem Zustande; der Obstbau aber vortrefflich zu nennen. Man zieht hier die besten Arten von Kirschen, Pflaumen und Nüssen, sowie treffliche Kastanien. Das Getreide ist sehr mehlreich und dünnschälig, weshalb es hier lieber gekauft wird, als an andern Orten.

Unter der von Schönberg’schen Familie war das Schloss Maxen der Sammelplatz der berühmtesten Gelehrten und Diplomaten, die als Einheimische oder Fremde in Dresden sich aufhielten. Vorzüglich war dies der Fall während der Besitzzeit der Hofmarschallin von Schönberg, einer gebornen Reichsfreiin von Erffa, einer sehr gelehrten und geistreichen Dame. Von jener Zeit existirt auch folgende Anekdote: Die Hofmarschallin von Schönberg erhielt einen Besuch vom Oberhofprediger Reinhardt. Letztrer liess sich das Innere der Kirche zeigen und dieser fand unter den Gemälden Melanchthons, Jonas und anderer Reformatoren und vieler sogenannter Heiligen an der Decke einen seiner Vorgänger, den bekannten sächsischen Oberhofprediger Hoe von Honeck. Bei seiner Rückkehr aus der Kirche wurde er von der ersten Hofmarschallin gefragt, wie es ihm gefallen habe? worauf er antwortete: Sehr wohl, Ihre Excellenz, ich habe mich selbst sehr geschmeichelt in Ihrer Kirche gefunden, denn noch nirgends habe ich einen sächsischen Oberhofprediger unter die Heiligen versetzt gesehen, wie hier den Hoe von Honeck!

Die von Schönberg’sche Familie hat sich um Alles, was Gutes hier geschehen ist, grosse Verdienste erworben und unter den Bewohnern von Maxen und der dazu gehörigen Ortschaften lebt das Andenken an solche fort und fort. Wohin man tritt, wohin man sieht, so erblickt man Früchte von dem ausgesäeten Samen dieses Geschlechts.

Zum Rittergute Maxen gehörten bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation die Dörfer Mühlbach mit Häselich, Schmorsdorf und Crotta, Hausdorf und der grösste Theil von Schlottwitz.

Der Besitzer von Maxen ist auch Collator über die dasige Kirche und Schule. In die Erstere sind die der Gerichtsbarkeit von Maxen einverleibt gewesenen Dörfer gepfarrt. In dieser Kirche befinden sich viele Inschriften und Gemälde, welche sich auf die von Schönberg’sche Familie, sowie auf mehrere andere mit ihnen verwandte Geschlechter beziehen.

Zum Andenken an die von Schönberg’sche Familie ist eine Gedächtnisspredigt gestiftet, die alljährlich in dieser Kirche abgehalten wird.

In topographischer Hinsicht ist Maxen vor vielen andern Orten ausgezeichnet durch seine ausserordentlich schöne und fruchtbare Lage und durch seine mannichfaltigen Erzeugnisse sowohl über als unter der Erde.

Die Erzeugnisse über der Erde haben wir schon erwähnt und wir haben blos noch zu untersuchen, was unter der Erde hier liegt. Es sind die oben schon erwähnten Kalkstein- und ausserdem die Marmorgebirge, die im Süden zwischen den Dörfern Gersdorf, Borna, Nenntmannsdorf und besonders Maxen in horizontaler Richtung von verschiedener Stärke aufgesetzt sind.

Früher wurde der hier gebrochene Marmor viel häufiger benutzt. Es ist bekannt, dass zum Bau der kathol. Kirche in Dresden Maxener Marmor verwendet worden ist. Herr Major Serre liess auch vor einigen Jahren eine Marmorschleiferei hier errichten, die aber wieder eingegangen ist. Jetzt wird sämmtlicher Marmor theils mit Holz, theils mit Steinkohlen zu Kalk gebrannt.

Die herrschaftlichen Kalkwerke, zu welchen auch eine besondere Bergschmiede gehört, werden bergmännisch betrieben, unter der Leitung eines Ober- und Untersteigers, eines Oberbrenners und mehrerer Unterbrenner und der Absatz des gebrannten Kalks, wovon in Dresden eine eigne Niederlage ist, die den meisten Bedarf zur Gasbeleuchtung daselbst liefert, ist sehr bedeutend. Der hiesige Holzkalk ist vorzüglich zum Bauen vortrefflich.

In den frühern Jahren, wo die Herren von Schönberg Besitzer von Maxen waren und die hiesigen Kalksteinbrecher als Bergleute förmlich eingekleidet jährlich mehrere Male bei Geburtstagen und andern feierlichen Gelegenheiten solenne Bergaufzüge mit Fackeln und Grubenlichtern veranstalteten, wurde auch jährlich am 9. Januar, als dem Geburtstage der Frau von Schönberg, geb. von Döring, eine besondere Bergpredigt in hiesiger Kirche gehalten.

[197] In den vierziger Jahren ist auch auf einem hiesigen, nördlich an der Dresdner Strasse gelegenen Bauerngute, eine sehr reichhaltige und ergiebige Eisensteingrube von dem Herrn Dathe von Burgk eröffnet worden, welche jetzt schwunghaft bebaut wird.

Historisch merkwürdig ist endlich Maxen wegen des hier 1759 vorgefallenen Treffens und der darauf erfolgten Gefangennehmung eines preussischen Corps unter dem General Fink von Finkenstein, weshalb solche unter dem Namen des Finkenfangs bekannt ist. Der König von Preussen hatte den General Fink, einen braven, muthigen Feldherrn, am 15. November über Freiberg nach Dippoldiswalde geschickt, um in hiesiger Gegend den Oesterreichern, welche bei Dresden gelagert waren, die Zufuhr aus Böhmen abzuschneiden. Fink befehligte von Dippoldiswalde aus dem General-Major Wunsch mit der Hälfte seiner aus etwa 18,000 Mann bestehenden Macht, als Vortrapp nach Maxen. Feldmarschall Daun, der Oberbefehlshaber der Oesterreicher, setzte diesem eine Masse leichter Truppen unter dem General-Major Brentano entgegen und zog eine andere Heeresabtheilung nach Rippchen, um den Rücken der Ersteren zu decken.

Am 17. November brach Fink mit dem Reste des Heeres auch nach Maxen auf und später zog er, auf des Königs Befehl sogar die, zu Dippoldiswalde zur Offenhaltung der Strasse nach Freiberg gelassenen drei Bataillons und ein Kürassier-Regiment nach. Daun war, sowie die sächsischen Prinzen Albrecht und Clemens selbst beim kaiserlichen Heere, dessen Marsch in vier Colonnen geschah. Die Höhen von Maltern hatte der General-Feldwachtmeister von Seckendorf besetzt; das Brentano’sche Corps hatte sich nach Röhrsdorf gezogen; die Reichsarmee bei Gieshübel sollte gegen Dohna rücken, um das Finksche Heer auch dort einzuschliessen. Obschon Reinhardtsgrimma von den Preussen besetzt worden war, so verliessen sie doch das Dorf bei dem ersten Angriffe und zogen sich durch den Wald bis Hausdorf. Der Wald wurde nun mit Kroaten und Husaren besetzt und das kaiserliche Corps, welches auf 40,000 Mann stark angegeben wird, rückte in vier Colonnen durch Reinhardtsgrimma und den Wald gegen Maxen vor. Fink, der ausser Acht gelassen hatte, die Anhöhen zu besetzen, wusste von dieser feindlichen Bewegung nichts. Der General-Major Wunsch, der nach Bloschwitz gerückt war, schickte keine Truppen zur Unterstützung. Die Kaiserlichen brachten inzwischen Kanonen auf die Anhöhe vom Walde und fingen an, die preussischen Linien in der Tiefe zu beschiessen.

Von Röhrsdorf her rückte das Corps Brentano’s an und beschoss aus 8pfündigen Feldschlangen bei Wittgendorf das Fink’sche Heer. Eine Stunde darauf ging Daun’s Reiterei in der Tiefe nach und durch Hausdorf. Die Grenadiere und die auf der Anhöhe postirte Batterie trieben die Preussen, welche die Grenadiere in die rechte Flanke nehmen wollten, muthig zurück. Maxen gerieth dabei durch Haubitzen in Brand. Von der entgegengesetzten Seite trieb Brentano die Preussen in die Enge. Mit der Unordnung der Letztern wuchs der Muth der Erstern. In kurzer Zeit hatte man viele Kanonen, Fahnen und Standarten genommen. Das einzige Regiment Jung Modena nahm zwei Bataillons mit allem Geschütz und Ehrenzeichen gefangen.

Von allen Seiten gedrängt, blieb dem preussischen Heerführer nichts übrig, als sich auf die Bergfläche von Falkenhain und Bloschwitz zu ziehen. Die einbrechende Nacht machte dem Treffen ein Ende.

Fink hatte die Absicht, gegen Schmorsdorf sich durchzuschlagen; allein auch dieses wollte nicht gelingen, und auch die Reiterei durch die Reichsarmee bei Sirsen bemühte sich vergebens, durchzukommen. Es blieb dem preussischen Heerführer nichts übrig, als sich zu ergeben. Diese Capitulation unterschrieb Fink am 21. November zu Bloschwitz. Die Gefangenen wurden nach Dresden abgeführt und im grossen Garten bewacht. Nur einzelne Husaren entkamen und brachten dem Könige Kunde von dieser Niederlage und Schmach.

Fink wurde vom Könige zu zweijährigem Festungsarrest verurtheilt und trat dann als General in dänische Dienste.

Der eigentliche Finkenfang erfolgte also nicht, wie das Hauptgefecht, bei Maxen, sondern bei Falkenhain und Bloschwitz.

Auf der Anhöhe von Hausdorf, wo der blutigste Angriff stattfand, liess der verstorbene Hofmarschall von Schönberg einige Linden zum Andenken setzen. Dies das einzige Denkmal dieses so wichtigen Ereignisses.

Maxen mit seinen 76 bewohnten Gebäuden und 707 Einwohnern gehört jetzt zum Gerichtsamt Pirna.

(M. G.)     



[198]
Stauchitz


in alten Urkunden Stuchowitz (vom sorbischen Worte Stuck, das Haltmachen), bei Seerhausen, an der alten Strasse von Meissen nach Oschatz, in einer romantischen Lage gelegen, in welcher es von einer Seite von Gehölzen hoher Eichen, reizender Wiesen und fruchtbaren Feldern umgeben ist.

Oschatz ist vom Dorfe nordwestlich zwei Stunden entfernt.

Die alte frühere Ritterburg von Stauchitz, deren Besitzer die Herren von Stauchitz waren, existirt nicht mehr, sowie auch die Ahnen der Herren von Stauchitz, welche alle nur ihre Vornamen führten, sämmtlich unermittelt geblieben sind. Erst im 15. Jahrhundert wird es lichter um hiesige Geschichte. Denn zu Mitte dieses Jahrhunderts besass das Rittergut Wiesand von Ragewitz, dessen Vettern Kunz und Wiesand von Ragewitz auf Stösitz waren. Dann kam Stauchitz an das Geschlecht derer von Schleinitz. Georg von Schleinitz besass es ums Jahr 1466. Dann folgte Wolf, auch Wolfgang von Schleinitz, welcher Ragewitz und Zöschau besass, von welchem es dessen zweiter Sohn, der kurfürstlich sächsische Geheim-Rath Georg von Schleinitz übernahm und zwar im Jahre 1527. Letzrer war auch mit Grubnitz, Ragewitz und Mautitz belieben. Dann nahmen es in gemeinschaftliche Lehn Georg von Schleinitz’ Erben und Brüder, Abraham, Georg und Johann Georg. Der Letzte starb unvermählt in Stauchitz und ward am 30. Juni 1607 in Staucha beigesetzt.

Abraham von Schleinitz, der Aeltere, war ums Jahr 1593 auch Lehnsherr auf Mautitz und starb am 17. Januar 1621 in Stauchitz. Dieser hinterliess fünf Kinder und darunter drei Söhne: Abraham, Wolf Albrecht und Valten Dietrich. Wolf Albrecht wurde Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Stauchitz. Später zog derselbe auf sein Gut nach Goldhausen, da in Folge des 30jährigen Krieges zu seinem Gute Stauchitz Concurs entstanden war. Stauchitz kam in Folge dieses Concurses an die Familie von Lüttichau, und zwar an den Kammerherrn, Kreishauptmann und Kriegs-Commissar Georg Rudolph von Lüttichau. Er erstand das Gut im Jahre 1651 und starb daselbst am 11. November 1703. Sein Sohn erster Ehe, August Hieronymus von Lüttichau auf Noschkowitz und Kettnitz, liess das alte Schloss in Stauchitz völlig rasiren und baute das in der Abbildung befindliche Herrenhaus. Nach seinem im Jahre 1726 erfolgten Ableben folgte Rudolph August von Lüttichau als Sohn und einziger Erbe, welcher das Gut bis 1735 besass.

Von 1735 finden wir Herrn Hans Bastian von Zehmen, kurfürstlicher Hof-Justien- und Appellationsrath, als Besitzer von Stauchitz und Erbherr auf Weissdorf, Weissig, Ober-Wutzschwitz und Nieder-Steina. Nach seinem Tode folgte dessen zweiter Sohn Friedrich von Zehmen, Hof- und Justitienrath, Gerichtsherr auf Schleinitz und Graupzig. Letzrer starb 1812 und wurde derselbe in Staucha beigesetzt. Nach ihm übernahm sein jüngster und ihn allein überlebender Bruder Heinrich Ludwig von Zehmen das Gut, der zugleich Gerichtsherr von Graupzig, Gödelitz, Schmölln bei Bischofswerda und Weissig bei Kamenz war. Dieser um Stauchitz hochverdiente Mann segnete im Jahre 1832 das Zeitliche und von ihm erbte Georg Christian Ludwig von Zehmen, königlich sächsischer Rittmeister Gerichtsherr auf Weissig bei Kamenz das Gut Stauchitz.

Nach seinem Ableben übernahm dessen Sohn, Eduard Victor von Zehmen 1849 die väterliche Besitzung, womit derselbe jetzt noch beliehen ist.

Das herrschaftliche Wohnhaus ist ein prächtiges massives Gebäude und dessen innere Räume bewahren das Münzcabinet des Friedrich von Zehmen.

Heinrich Ludwig von Zehmen errichtete 1828 die massive Scheune und 1829 das ebenfalls massive Wirthschaftsgebäude.

In dem sogenannten alten Walle soll, einer Sage nach, in der Vorzeit eine Ritterburg gestanden haben und der nahe liegende Burgberg, ein zum Rittergute Hof gehöriges Feldstück, giebt ihr eine ziemliche Wahrscheinlichkeit.

Das alte schriftsässige Rittergut hält 8 Scheffel Garten, 34 Scheffel Wiesen, 160½ Scheffel Ackerland, 8 Scheffel Holz und 2 Scheffel Weinbergs-Land.

[199] Dieses Weinbergsland wurde im Jahre 1839 in gewöhnliches Ackerfeld verwandelt, im Frühlinge das Winzerhaus mit den Nebengebäuden abgetragen und die darunter befindliche Kellerei eingerissen.

Der früheren Gerichtsbarkeit von Stauchitz war das Dorf Stauchitz, ein Theil von Arntitz, ein Theil von Clanschütz und ein Theil von Binnewitz unterworfen. In älterer Zeit gehörten auch die Dörfer Ottowich und Glaucha dazu, wurden aber bei einer brüderlichen Theilung zu Noschkowitz geschlagen.

Wegen der im Jahre 1725 nach Hubertusburg angelegten Poststrasse ward das bisher in Seerhausen befindliche Postamt im Jahre 1726 nach Stauchitz verlegt und zwar in das massive Haus, welches Rudolph August von Lüttichau eigends dazu erbaut hatte. Im Jahre 1816 ward es aber nach Klappendorf transferirt, wohin am 20. September das ganze Postwesen abging.

Nachdem Herr Heinrich Ludwig von Zehmen die alte Schänke im Jahre 1821 erkauft hatte, so legte er die Gast- und Schänkgerechtigkeit in das erledigte sonstige Posthaus und dessen jüngster Sohn, der Rittmeister Georg Christian Ludwig von Zehmen verkaufte dasselbe 1827 an den damaligen Pachter. Von nun an führte es den Namen: Gasthaus zur alten Post. Von demselben Herrn von Zehmen wurde auch die alte Schänke an einen gewissen Lehmann verkauft. Das Gemeindehaus ward von der Gemeinde 1838 ebenfalls verkauft und das alleinige Eigenthum eines Privaten.

Das Dorf besteht aus 44 Häusern, worunter ein Gasthof und eine Schmiede, auch eine Mahl-, Schneide- und Oelmühle an der von der Fahrenbach abgeleiteten Mühlgraben, aus einem Halbhufengute und neun Gärtnergütern.

Die Hausbesitzer und ihre Miethbewohner sind theils Handarbeiter, theils Handwerker, namentlich Maurer und Zimmerleute.

Stauchitz ist nach Staucha eingekircht, wie wir dies schon bei der Beschreibung des letztern Ortes näher erwähnt haben.

In früherer Zeit, und zwar bis zum Jahre 1670, hatte Stauchitz auch keine eigene Schule, sondern die Kinder gingen nach dem nahen Blosswitz in die Schule.

Allein bald nachher kam eine sogenannte Wandelschule in den Gang, welche bis 1824 fortdauerte, wo dann auf Veranlassung und durch Unterstützung des Gerichtsherrn, Heinrich Ludwig von Zehmen ein besonderes Schulhaus an die alte Poststrasse erbaut wurde, dessen feierliche Einweihung am 19. October des genannten Jahres erfolgte.

Zu diesem Baue erhielt die Gemeinde 60 Thaler von dem damaligen hohen Ober-Consistorium. Seit 1835 bildet Stauchitz einen eignen Schulbezirk, an welchen sich nur das nach Jahna eingepfarrte Dorf Raitzen angeschlossen hat.

Collator über die Schule ist die dasige Gerichtsherrschaft. Möge die Vorsehung lange noch in alle Zeiten über das Zehmensche Haus walten, welches um Mit- und Nachwelt sich stets unsägliche Verdienste erworben hat.

Stauchitz gehört jetzt zum Gerichtsamte Oschatz.
(M. G.)     




Niederrödern.


Der Ort zerfällt eigentlich in Oberrödern und Niederrödern und dehnt sich nordwärts bis eine Stunde von Radeburg am Flusse hinab, welcher hier zwei Mühlen treibt.

Das Rittergut befindet sich in Niederrödern und hat der Ort seinen Namen von dem Flusse der Röder genannt erhalten.

Die Annahme, dass Rödern in frühern Zeiten, nebst Hohnstein, Lohmen, Radeburg und Radeberg und Hain eine eigne Grafschaft ausgemacht haben soll mit dem Namen comitatus Redariensis ist blosses Phantom.

Niederrödern hatte von früher her seine eigenen Dynasten, die von dem Orte ihren Namen entlehnten. Noch 1313 existirte Conrad von Rödern. Als Besitzer dieses Gutes erscheinen aber noch im 14. Jahrhundert die Herren von Rechenberg, von welchem es an das Geschlecht derer von Petzschwitz kam. Ein Herr von Petzschwitz besass das Gut schon 1490.

Diese Familie behauptete Niederrödern bis 1573. Gegen Ende des 16. und zu Anfang des 17. Jahrhunderts finden wir den Ritter und Staatsmann Otto von Starschedel als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn von Niederrödern. [200] Von 1662 bis 1696 waren die Freiherren von Taube damit beliehen. Des Grafen von Taube Wittwe starb als vermählte Gräfin von Bothmer zu Radeburg, welches Rittergut gleichfalls zu ihren vielen und grossen Gütern gehörte, die sie ihrer Tochter, des Grafen Georg Wilhelm von Erbach Gemahlin hinterliess. Von Letztrer erbte sie die Tochter derselben, eine Gräfin von Nassau-Saarbrück, welcher sie noch im Jahre 1752 zustanden und wo Radeburg mit Rödern combinirt war. Im Jahre 1788 übernahm Radeburg wie Niederrödern die Fürstin Reuss, von welcher diese Güter im 19. Jahrhundert eine Zeit lang von dem Herrn von Kommerstädt verwaltet wurden. Jetzt gehören beide Güter dem Fürsten Heinrich XX. von Reuss-Greiz.

Das grosse Rittergut Niederrödern hat prächtige Gebäude und Wirthschaftsräume und wird von hier aus die Oeconomie von Radeburg mit besorgt, indem Letzteres schon lange Zeit mit Niederrödern combinirt ist, wozu auch noch die Dörfer Freitelsdorf und Neuebersbach gehören.

Das Gut selbst war zu Anfang des 19. Jahrhunderts um 4000 Thaler verpachtet. Die dazu gehörige Schäferei ist grossartig; denn es werden gewöhnlich über 1500 Schaafe gehalten. Auch die Ziegelei ist in neuerer Zeit noch bedeutend vergrössert worden.

Roggen und Haidekorn gedeihen hier vorzüglich und die Viehzucht ist eine vortreffliche zu nennen; auch die Bienenzucht ist in Flor.

Ein besonderer Nahrungszweig der hiesigen Gegend, wovon der Hauptsitz in Ebersbach sich befand, war in früherer Zeit die Fertigung hölzerner Pfeifenköpfe, wozu man Maser oder Wurzelholz nahm, denen man ein chagrinähnliches Ansehen gab; jetzt werden nur noch wenige gearbeitet.

In Rödern führt eine Brücke über den Röderfluss, wovon der Ort seinen Namen hat. Schon im 16. Jahrhundert musste jeder darüber fahrende Wagen einen Pfennig bezahlen.

Rödern wie Radeburg sind sehr alte Orte und deren Ursprung schon im 5ten oder 6ten Jahrhundert, ja nach Einigen noch früher zu suchen.

Den heidnischen Ursprung beweisen diese Orte dadurch, dass in den hiesigen Feldern sehr häufig Urnen aufgefunden worden sind, welche auf heidnische Begräbnisse hindeuten.

Die Annahme, dass Rödern im 11. Jahrhundert ein Klostergut der Augustiner Marien-Brüder, welche aus Brabant in hiesige Gegend kamen und in Radeburg ein Kloster erbauten, gewesen sein soll, ist falsch und irrig; denn Rödern hat, wie wir oben schon erwähnt haben, seine eigenen Besitzer von frühester Zeit gehabt.

Rödern liegt sehr lieblich an der Röder, welche in der Oberlausitz bei dem Dorfe Hauswalde entspringt, dann südwestlich nach Brettnig sich zieht, bei Gross-Röhrsdorf in den Meissner Kreis tritt, südlich nach Klein-Röhrsdorf und Wallroda fliesst, westlich[WS 1] nach Radeberg, von da nördlich nach Liegau, dann mehr westlich nach Diensdorf, Hermsdorf, nun nördlich nach Kunnersdorf, nordwestlich nach Gross-Dittmannsdorf, Boden und Radeberg,[VL 1] von da nördlich nach Ober- und Niederrödern, Freitelsdorf, Kunnersdorf, Biberach, von da westlich nach der Stadt Grossenhain. Von hier setzt sie in südwestlichen Krümmungen ihren Lauf fort und strömt dann immer nördlich von Wildenhain an und nach Walde, Zabeltitz, Coslitz Polzen, Reppis, Mühldorf, Lausitz und Uebigau, wo sie mit der rechts fliessenden schwarzen Elster und mit dem Neugraben sich verbindet.

Man unterscheidet sie auch nach ihren Armen in die alte und neue, die grosse und kleine Röder.

Eine Strecke lang, bei Kosslitz und Tiefenau, heisst sie der Rödergraben.

Niederrödern mit Oberrödern zählt 60 Häuser mit 500 Seelen, welche beim Gerichtsamte Radeburg Recht zu leiden haben.

(M. G.)     




[Ξ]
[Ξ]
[Ξ]
[Ξ]

Anmerkungen der Vorlage

  1. handschriftliche Korrektur: Radeburg

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: westllch
Heft 24 des Meissner Kreises Nach oben Heft 26 des Meissner Kreises
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.