Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden/Nachrichten über den ersten Schwedischen Gouverneur der Herzogthümer, Grafen Königsmarck

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Merkwürdigkeiten aus der Gegend von Hambergen Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden (1856)
von Friedrich Köster
Kurzer Abriß der Geschichte des k. Consistoriums in den Herzogthümern
[143]
24.
Nachrichten über den ersten Schwedischen Gouverneur der Herzogthümer, Grafen Königsmarck.

Johann (Hans) Christoph Graf Königsmarck, Sohn des Conrad, geboren im Jahre 1600, stammte aus einer altschwedischen [144] Familie, welche aber seit längerer Zeit sich in Deutschland niedergelassen hatte. Frühzeitig zum Kriegeshandwerk ausgebildet, kam er zuerst an den Hof des Herzogs Friedrich Ulrich von Braunschweig, und trat dann in die Dienste des Herzogs Heinrich Julius von Sachsen, wo er sich schnell zu den höheren militairischen Würden emporschwang. Nun schwankend, ob er dem Kaiser oder den Schweden dienen sollte, zog er als guter Protestant es doch vor, sich den letzteren zuzuwenden, denen ja seine Familie angehörte. Er erhielt ein schwedisches Commando in dem letzten Decennium des dreißigjährigen Krieges, und wenn er auch keine große Schlachten gewonnen hat, so führte er doch eine Menge von kleinen Feldzügen mit ungemeiner Schnelligkeit glücklich aus. Bald war er in Ungarn und Böhmen, bald wieder in Hessen und Westphalen, und seine glänzendste Waffenthat war die Erstürmung von Prag, in Folge deren er zum Schwedischen Feldmarschall und Reichsrathe ernannt wurde. In dieser Eigenschaft erhielt er den Auftrag, die Bisthümer Bremen und Verden für Schweden zu besetzen; was ihm auch 1645 durch Einnahme der festen Schlösser Langwedel, Ottersberg und Rotenburg, wie durch das Bombardement der Festung Stade (wobei die Vorstadt abbrante) gelang.

Als nun durch den Westphälischen Frieden beide Bisthümer unter dem Titel von Herzogthümern an Schweden gekommen waren, lag es nahe, den Eroberer der Provinz zum Gouverneur derselben zu machen. Er behandelte dieselbe aber auch fast als Feindesland, schrieb Contributionen aus, sorgte zumeist für seine Kriegsschaaren und ließ sich von der Königin Christine die Aemter Rotenburg und Neuhaus und die Insel Krautsand als Lehngüter schenken. Die eigentlichen Regierungsgeschäfte besorgte der Kanzler, als juristischer Stellvertreter des Gouverneurs.

Bald aber wurde Königsmarck unter Christinas Nachfolger Carl (X.) Gustav mit einem neuen Feldzuge nach Polen beauftragt, welcher jedoch sehr unglücklich ausfiel. Angeblich durch Verrath der Schotten, gerieth er zu Danzig in die Gefangenschaft des Feindes, welche mehrere Jahre dauerte. Seine letzten Lebensjahre brachte er in [145] Stockholm zu, wo er am 20. Februar 1662, mit der Sorge um sein Seelenheil beschäftigt, starb.

In demselben Jahre erschien von dem Schweden Alex. Jul. Torquatus eine lateinische Lobrede (ein Panegyricus) auf Königsmarck, prächtig in größtem Folio gedruckt, und mit dem Bilde des Helden und seines Mausoleums, wie auch mit vielen lateinischen Gedichten ausgestattet. In den schwülstig pomphaftesten Ausdrücken wird er hier als der Gothische Hannibal und Herkules gefeiert, mit Alexander dem Großen verglichen und über viele andere Helden des Alterthums erhoben. Aber characteristisch ist, daß der Lobredner von ihm rühmt, er habe in seiner Jugend die Wissenschaften verachtet, sich vielmehr nur auf Reiten und Schwimmen, Jagen und Exerciren gelegt; wie er denn auch seine Thätigkeit als Gouverneur nur im Inspiciren der Truppen und in der Wiederherstellung der Festungswerke zu rühmen weiß.

Für seine Gemahlin Agathe, geb. von Lehsten, hatte Königsmarck das Dorf Lieth, eine Stunde von Stade an der Straße nach Harburg erkauft, und bauete daselbst ein prächtiges Schloß; woher dieser Ort seitdem Agathenburg genannt wird. 1744 kaufte die hannoversche Regierung das Schloß den Königsmarck’schen Erben ab und verlegte dahin den Sitz eines Amtes.

Königsmarck hatte zwei Söhne, Conrad Christoph und Otto Wilhelm. Der erste blieb als holländischer General bei der Belagerung von Bonn, und war der Vater der bekannten Aurora, welche die Mutter des Marschall’s von Sachsen wurde.

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