Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden/Volksthümliche Sprüchwörter und Redensarten

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Noch lebende Volkssagen und Legenden Alterthümer, Geschichten und Sagen der Herzogthümer Bremen und Verden (1856)
von Friedrich Köster
Proben der jetzigen Volkssprache in den Herzogthümern
[250]
30.
Volksthümliche Sprüchwörter und Redensarten
[1].
A.

An’n Mund vull Äten sitt väl Ehre.


B.

Bäter ’ne Wäe, de der bügt, as de der brickt.
Bäter in der Hütte ’n Brod, as in ’n Pallast Noth.
Bäter ’n Lapp, als ’n Gadd.


D.

Dat Geld hett korte Haare (läßt sich schwer festhalten).
De Mus, de öber datt Mehl löpt, hungert nich.
De kladderigen Fahlens gäft de besten Peere.

[251]

De sien Kind kleet in ’er Ask, den jök’t datt Geld in ’er Task.
De glatten Kadden gaht nich achter de Oken.
De to’n Penning slagen is, will sien Läv keen Daler weeren.
De sien Geld nich weet to vermall’n, de köpe Pötte un lat se fall’n.
Den Boom, de mie Schatten gift, mutt ich nich verachten.
Datt Hus must du för’n Schün’ ansehn.
Denn de Koh hört, de fat se bie ’n Steert.
De nich spinnt, de nich winnt.
Datt is ’ne slechte Husfro, de mit ’n Karkenkleed in de Köke geiht.
De froh uppsteiht, de väl vertährt, de lange slöpt, den Gott ernährt.
De sick will ehrlick ernähren, de mott väl flicken un wenig vertären.
De is so klook, as Kösters Koh, de dree Dage vor’n Regen to Hus güng un kreeg doch’n natten Steert.
Datt Geld, watt stumm is, mak’t liek, watt krumm is.
De watt Lewes hett, de geiht dernah, de wat Wehes hett, de klait dernah.
De vör’n Busk gro’t, kummt nümmer to Holt.
Denn Eenen mutt man üm siene Goodheit, denn Annern üm siene Leegheit to Frünne holen.
De sick anbütt, dessen Lohn is nich groot.
De Süke kummt anflegen, man se krüpt wedder weg.
De nich in’t Water löpt, krigt ok de Föte nich natt.
De Koh melkt dör’n Hals un ’n Hohn legt dör’n Kropp.
Denn Eenen sien Dood, is denn Annern sien Brod.
De Botter is alle Jahr dreemal dull; eenmal, wenn se to week is, ’t tweetemal, wenn se to hart is, un’t drüttemal, wenn man se nich hett.
De Fro kann mehr to’n Finster nut langen, as de Mann (to’r) in de Schündöhr inföhrt.
De Vagels fangen will, mutt nich mit Knüppels darnah smieten.

[252]

Datt Wort kummt wierder, as de Mann.
De Leev fallt so good upp’n Kohklack as upp’n Rosenblatt.
De Ohlen sünd good to behohlen.


E.

’n fuhlen Uppsehner is bäter, as’n fliedigen Arbeider.
’n Hals is man’n kleen Lock, man et geiht’n Schipp mit dree Masten derdör.
Et ward keen Hus mit Lachen uppholen.
Et hört väl derto, eenen toolen Aben warm to maken.
Et löpt keen Hund säben Jahr dull.
Eene grote Bohne is bäter, as dree Mund vull Brod.
Eer de Fuhle tweemal geiht, dricht he, dat emm’t Liev weh deit.
Et is man’n korten Weg, wo’t goot smeckt.
(En) ’n Woord is keen Beenbruch.
’n wenn’t Kleed is’n schänn’t Kleed.
Eenen goen Reck is bäter, as dree Stünnen Slap.
’n Minsk in Docters Hannen un Vagels in Kinner Hannen sünd bald old nog wurren.
Et is bäter ’n kreppen Möme, as ’n rien Va’r.
Erst ’n Läpel, denn ’n Sleef, un am Enne ’n ganzen Deef.
Et gift tweerlei Froens; de eene hört to dat Göseun de (andere) annere to dat Höhnergeslecht; denn de eene hal’t tohope, un de annere kratzt uten anner.


F.

Free to maken un Eierkaken verdeent selten Dank.
Frünne sünd Hünne.
Froens Arbeit is behänne, nümmt aber nimmer ’n Enne.
Fliedige Müdder gift fuhle Döchter.
Freen mak’t Arbeit un Möhe, aber et gift Linnen un Köhe.


H.

He wahrt datt Ei un lett dat Hohn flegen.
He hett ok noch nich de leßte Nachtmützen upp.

[253]

He föhrt jümmers mit ’n stahnen Wagen.
Henn un her is lieke wiet.
Ha! wer weet wo Hingst is, wenn ’t Gras wass’t?


I.

In ’n goen Brunnen brukt man keen Water do drägen.
Ick doh die good, un du deihst mie quood.
In der Frömde is good to wanken, man nich to kranken.
Is de Mask ot glatt un fuhl, so[2] gift doch ’n schmärig Muhl.
Jeder wahr sick vor Steefmüdder un Winterswien’.
Je duller Stück, je ärger Glück.
Je wierder in de Welt, desto mehr Glück.
Jede Pracher löwt siene Kiepen.
Jeder free siens Nahbars Kind, so weet he wat he findt.


K.

Kopp glatt un Food glatt, dat is de halbe Brutschatt.
Kinnermaat un Kalbermaat möht ohle Lüe wäten.
Kinner makt Hinner.
Klok sind alle Lüd’, aber politsch mot man wesen.
Kruse Haare, krusen Sinn, da sitt de Dübel dreemal in.


L.

Liggen Geld un ßnäen Brod is licht vergräpen.
Lichtmeß dunkel ward de Buer ’n Junker, Lichtmeß hell un klar, gift ’n good Kohrnjahr.
Läppers Hüsken wahrt am längsten.
Lütjet un woll is bäter, as groot un weh.


M.

Man kann gegen en Backaben nich jahnen.
Maihn, is datt ok watt? Datt is ja man Bücken un Dreihn; man Wullespinnen, datt is Arbeit.
Man kann ehr ’n Koh ut ’n Stall spinnen as derin.
Man kann woll ’n Steen kaken, datt de Brühe good ßmeckt.
Mit ’n Globen kann man woll in ’n Himmel kamen, man nich vör’n Amte bestahn.

[254]

Man kann ’n Lork so lange träen, bät he quacket.
Melkte Koh deckt ’n Disk to.
Müerkerßweed is düer.
Müggen heb’bt de ok Rüggen?
Man mutt köpen, wenn ’t Mark is.
Man mutt de Tährje nah der Nährje setten.
Mit ’n Faden Heen kann man datt Hus bekleen.


N.

Nah ’n Hörder kummt ’n Röhrder, nah ’n Heger kummt ’n Feger.
Narren kopt Bück, de brukt se nich to melken.


O.

Ohlen Hunden ist quad bläken to lehren.


R.

Rast gift Mast.
Riek weern is keene Kunst, aber riek blieben.


S.

Spare bie ’n fullen Fate; bie ’n leddigen is ’t to late.
Spinnen is ’n kleen Gewinnen; wer ’t aber nich deiht, de bald natt geiht.
Stöhnen is de halbe Arbeit.
Se bäet nich eher, eh et nich donnert.


T.

Twee upp Eenen, datt sünd Möhrders.
To sick nehmen, fackelt nich.
To väl Recht is Unrecht.


U.

Utverschamt lett nich good, man et nährt doch.


V.

Von Snack kummt Snack.
Von ’n Verräther fritt kene Krai satt.


W.

Wask lies’ und wringe week, so krigst du ewig ’ne grise Bleek.
Watt bäter is, as ’n Lus, datt nümm mit na Hus.
Wenn de Müse satt sünd, ßmeckt dat Mehl bitter.

[255]

Wenn ok de Foot mutt Frost lien, so kann doch de Hals keen Dost lien.
Wenn de Dag is vergahn, harrn de Fuhlen geern watt dahn.
Wenn de Boom is groot, is de Planter dood.
Wenn de Himmel instörrt, so ligge wie alle drünner.
Wenn de Hahn kraiht vörn Rick, so reg’nt et denn annern Dag dick.
Wenn man Eenen hangen will, so finnt man ok woll ’n Strick.
Wenn de Swiene satt sünd, so stöt se ’n Trog ümm.
Wenn Kinner to Markte kamt, freut sick de Koplüe.
Wenn de Katte mus’t, so maut se nich.
Wo de Thun am siedesten is, da stigt Jeder öber.
Wer to froh räk’nt, de mutt tweemal räken.
Wer sick in Hofdeensten dodt arbei’t, kümmt nich in ’n Himmel.
Wo man mit ’n körten Wagen nich kamen is, da bruk’t man mit ’n langen ok nich to kamen.
Wenn de Buer keenen Affall harr, so könn he mit ’n sülbern Plog plögen.
Wer nich ohld weeren will, de laat sick jung upphangen.
Wer kofft, watt he nich nödig hett, de mut verköpen, watt he nödig hett.
Wo Sorgen kaamt, da flügt de Liebe to ’n Finster henut.


Daß die Verwünschung: dat di de Droos! und der Ausdruck der Verwunderung: dat wör de Droos! an die Römerzüge des Drusus erinnern, ist wohl nur eine gelehrte Grille; diese wenig erfolgreichen Züge haben sich schwerlich mehr als tausend Jahre im Andenken des Volkes erhalten. Sondern Droos ist ein gemachter Name des Teufels, welcher sich nach Outzen’s Nordfriesischem Wörterbuche auch im Dänischen findet.

Das Altländer Sprichwort: „es hilft als St. Otbert’s Segen“, d. h. gar nichts (Kobbe I. Seite 115), erklärt sich aus dem oben in der Geschichte der Stadt Bremervörde [256] Mitgetheilten. Der falsche Heilige und Wunderthäter Otbert muß im dreizehnten Jahrhundert ziemlich weithin bekannt gewesen sein. Denn also heißt es in den Lübischen Sagen vom Prof. Deecke, Seite 35: „Anno 1218 kam ein Mann nach Lübeck aus dem Stifte Bremen, Bruder Odebrecht genannt, der hatte dort bei einem Wasser Namens Bevern gesessen und eine Segnung gemacht, den Kranken zu helfen; auch wollte er künftige Dinge vorhersagen. Die Bauern hatten ihm allerlei Handopfer gebracht; deren nahm ein Theil der Voigt zu Verden, und gab ihm dafür Schutz. Die Stiftsherren aber zu Bremen wollten das nicht leiden, kamen wie Pilgrime gekleidet, um St. Odebrecht zu besuchen, und nahmen das Schloß (Bremervörde) weg. Hierauf mußte Odebrecht weichen mit seinem Schutzherrn, und kam nach Lübeck. Aber hier wollte sein Segen keinen Fortgang haben, wie er’s auch anfangen mochte: endlich ging er zu Schiff nach Livland. In Lübeck aber hatte man geraume Zeit das Sprichwort: dat helpet so vel als Sünte Odebrecht’s Segeninge.“ Der Mann scheint im Dienste einer politischen Parthei den Aberglauben jener Zeit ausgebeutet zu haben.


  1. Gesammelt von dem verstorbenen Pastor Goldbeck in Hambergen und Herrn Pastor Clausen in Uthlede. Ich habe aber aus der Sammlung (dergleichen man schon viele hat) nur diejenigen Sprüche ausgewählt, welche mir etwas Eigenthümliches und provinziell Charakteristisches zu haben scheinen.
    K.     
  2. [273] Z. 10 v. u. lies se statt so.
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