Auf dem Friedhofe zu Bar le Duc

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Titel: Auf dem Friedhofe zu Bar le Duc
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aus: Die Gartenlaube, Heft 12, S. 207–208
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1871
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[205]

Auf dem Friedhofe zu Bar le Duc.
Nach einer Photographie.

[207] Auf dem Friedhofe zu Bar le Duc. (Mit Abbildung.) Am Sylvesterabend des verflossenen Jahres saß zu Bar le Duc eine muntere Gesellschaft von deutschen Officieren und deutschen Beamten beisammen; man besprach die hoffnungsreiche Zukunft und die ereignißreiche Vergangenheit; man dachte mit stolzer Freude an die überstandenen Gefahren zurück und erinnerte sich mit Wehmuth jener Cameraden, denen ein weniger freundliches Loos gefallen und denen es nicht mehr vergönnt war, im Kreise der Freunde, in Mitte der Lebenden zu weilen. Wo waren sie geblieben? Da und dort auf den Schlachtfeldern Frankreichs, überall, wo deutsches Blut geflossen war für die Ehre und für den Sieg Deutschlands. Auf dem Friedhofe zu Bar le Duc lagen allein über hundert deutsche Krieger – ihrer gedachte der Eine und der Andere im Kreise wohl mit besonderer Trauer, und da war es denn im rechten Augenblicke, daß der Etappencommandant von Mellenthin den Vorschlag machte, diesen braven Cameraden ein ihrer Tapferkeit und ihres Heldentodes würdiges Denkmal zu errichten. Der Vorschlag ward mit allgemeinem Beifall aufgenommen, und seine Ausführung möglich zu machen, betheiligten sich sofort mit Beiträgen sämmtliche Beamte, sämmtliche Officiere, die ganze Mannschaft der in Bar le Duc liegenden Truppentheile, eine große Anzahl bairischer Officiere, welche zufällig auf dem Bahnhofe mit Ersatzmannschaften übernachteten, und außer diesen sogar die Kranken des Lazareths, deren Zahl damals wohl über zweihundertfünfzig betrug.

Das Denkmal, dessen Errichtung dem Premierlieutenant Daun im hohenzollernschen Füsilierregiment Nr. 40 anvertraut wurde, durfte nur von deutscher Hand gefertigt werden, und wirklich fanden sich denn auch unter den Mannschaften tüchtige Steinhauermeister, die Wehrleute Denn, Mohr, Schneider und der Gefreite Doch vom Landwehr-Bataillon Jülich Nr. 65, welche das Monument mit kundiger Hand aus Stein meißelten und dasselbe nach der Angabe Daun’s auf einem vier Fuß hohen, drei Stufen bildenden Fundament errichteten, an der höchsten Stelle des Friedhofs, wo unmittelbar gegen achtzig deutsche Krieger ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, und dem auf der Landstraße Kommenden schon weithin sichtbar. Der die Pyramide tragende Sockel zeigt folgende Inschrift: „Ihren fern vom Vaterland hier ruhenden deutschen Brüdern widmen [208] dieses Denkmal ihre Cameraden und Landsleute, die Kriegsbesatzung und die deutschen Beamten. 2. Bataillon (Jülich) 5. Rhein. Landwehr-Regt. Nr. 65. – Escadron des Pommerschen Ulanen-Regt. Nr. 9. Bar le Duc. Im Januar 1871.“ Die Pyramide selbst ist zu beiden Seiten mit dem Lorbeerkranz und vorn mit dem Eisernen Kreuz vom 1870 geschmückt.

Die braven Wehrleute arbeiteten so rüstig, daß das von vier, durch schwere Eisenketten miteinander verbundenen Ecksteinen umgebene Monument schon Mitte Januar im Beisein der Garnison und der deutschen Beamten von dem evangelischen Pastor Frommholz und dem katholischen Pfarrer Schmitz aus Toul eingeweiht werden konnte. Als aber die schwermüthigen Klänge der Bataillonsmusik auf dem Friedhofe verhallt waren, sorgte Premierlieutenant Daun auch noch dafür, daß geeignete photographische Aufnahmen des Denkmals hergestellt und durch die entsprechenden Regimenter den Verwandten jedes in Bar le Duc ruhenden Soldaten zugeschickt wurden. Das aber dünkt uns das Schönste an der Sache und deshalb haben wir auch unseren Lesern eine Abbildung des Denkmals gebracht. Denn mitten im tiefsten Schmerz muß es den Hinterbliebenen kein geringer Trost sein, im Gegensatz zu vielen tausend Anderen wenigstens die Stätte sich vorstellen zu können und wenigstens ein Abbild von ihr zu besitzen, an welcher der theure Gefallene ruht.