Zum Inhalt springen

August Essenwein †

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: H. B.
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: August Essenwein †
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 24, S. 771
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Nachruf auf den Nürnberger Museumsdirektor
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[771] August Essenwein †. Mit Bildniß. Auf dem mittelalterlichen Friedhof zu St. Johannis, wo schon eine Reihe bedeutender Männer der deutschen Kunst und Wissenschaft die letzte Ruhestätte gefunden hat, begrub die Stadt Nürnberg am 16. Oktober einen ihrer besten Bürger, den Geheimerath August v. Essenwein, der über ein Vierteljahrhundert an der Spitze des Germanischen Museums stand und dieser Anstalt erst ihre Größe, ihre Bedeutung für das ganze deutsche Vaterland gab.

Als Essenwein, von Hause aus Architekt, nach einer mehrjährigen Wirksamkeit zu Wien und an der technischen Hochschule zu Graz 1866 als Leiter des Germanischen Museums nach Nürnberg berufen wurde, lag schon eine reiche Arbeit auf dem Gebiet der deutschen Kunstgeschichte hinter ihm, namentlich war er einer der ersten gewesen, der durch Sammlung und Veröffentlichung mustergültiger Vorbilder aus der Blüthezeit des deutschen Handwerks das Wiedererwachen unseres Kunstgewerbes fördern half. Es war keine leichte Aufgabe, die er jetzt übernahm. Die Anstalt war überall noch in höchst bescheidenen Anfängen und litt unter einer Schuldenlast von mehreren hunderttausend Mark, dazu setzte der ausbrechende Krieg jeder umfassenden Agitation zu ihren Gunsten ein Ziel. Aber die Thatkraft des neuen Direktors überwand alle Schwierigkeiten, vollends seitdem auch Deutschlands politische Lage sich zum besten gewandt hatte; er wußte, auf der von Freiherrn v. Aufseß geschaffenen Grundlage weiterbauend, die Opferwilligkeit unseres ganzen Volkes, den Sinn für die Denkmäler der deutschen Vergangenheit in weitgehendem Maße für die Zwecke des Museums wachzurufen und so eine archäologische Anstalt zu schaffen, die als die erste Deutschlands bezeichnet werden darf.

Und nicht nur, daß Essenwein auf diese Weise des „Deutschen Reiches Generalkonservator“ wurde, der ein unendliches Material für die Geschichte unserer Kultur zur Belehrung der Laien, zum Studium für Künstler und Gelehrte zusammentrug – er wußte das Gesammelte auch harmonisch zu ordnen, vielfach in neuen Räumen, die er unter Benutzung architektonisch werthvoller Ueberreste von da und dort unter eigener Leitung nach eigenen Plänen errichten ließ. Nebenher fand er noch Zeit, ausgezeichnete Entwürfe für die stilgerechte Erneuerung hervorragender kirchlicher Bauten zu liefern, sowie eine Reihe kunsthistorischer Werke zu verfassen und mit stets gleicher Freundlichkeit aus dem reichen Borne seines Wissens heraus den Tausenden zu rathen, die sich an ihn wandten.

August Essenwein.
Vorstand des Germanischen Museums in Nürnberg,
† am 13. Oktober 1892.
Nach einer Photographie von W. Biede in Nürnberg.

Allein auch seine staunenswerthe Arbeitskraft war auf die Dauer den geistigen und körperlichen Anstrengungen, die an ihn herantraten, nicht gewachsen. Obwohl schon längere Zeit leidend und der Ruhe dringend bedürftig, wollte er doch noch den Verhandlungen beiwohnen, welche die Erfüllung seines sehnlichsten Wunsches, die Sicherstellung der Zukunft des Germanischen Museums, zum Ziele hatten, aber kurz vor Beginn dieser Verhandlungen erlag er am 13. Oktober, noch nicht ganz 61 Jahre an – er war am 2. November 1831 zu Karlsruhe geboren – unerwartet schnell seinem Leiden. Er hat sich in dem Museum, das wesentlich als seine Schöpfung betrachtet werden darf, ein dauerndes Denkmal gesetzt. H. B.