Aus dem Gedenkbuche der Gartenlaube (1860/49)

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Textdaten
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Autor: Ernst Moritz Arndt
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Titel: Aus dem Gedenkbuche der Gartenlaube
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 49, S. 769
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1860
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Aus dem Gedenkbuche der Gartenlaube.
An Deutschlands Frauen und Jungfrauen.
Ihr Leiterinnen und Bildnerinnen der künftigen Geschlechter, deutsche Frauen und Jungfrauen, in Eure Hand ist Deutschlands künftiges Glück oder Weh gegeben. Ihr sollt unsern Söhnen und Enkeln die Liebe und Treue in die Brust hauchen, welche nichts als das Vaterländische und Deutsche will, welche das Fremde und Ungleiche für das Eigene und Gleiche verwirft; Ihr sollt durch Euren Beifall oder Tadel, durch Eure Anerkennung oder Verwerfung dem ganzen Leben die Richtung und das Streben geben, die dem Vaterlande Heil und Ehre bringen. Die höchste Gewalt, die stille Gewalt der Sitte und Meinung, die allmächtige Gewalt des Herzens ist unter Eure Obhut gethan, Ihr werdet sie für das Vaterland gebrauchen, denn ihr wollet ja die Mütter und Gattinnen freier und stolzer deutscher Männer sein.
Darum bitte ich Euch im Namen meines Volkes und der höchsten Ehre des Volkes, der Sprache. Am meisten aber bitte ich Euch, fürstliche und adelige Frauen und Jungfrauen, die Ihr den glänzenden Reigen des höheren und idealischeren Lebens führet. Euch vor allen geziemt es, Euch zu deutschem Stolz und deutscher Glorie zu erheben und dem Großen und Kleinen des Volks voran zu leuchten. Euer ist die Aufgabe, zu beweisen, daß die deutsche Sprache auch ihre Grazien und Musen hat, die in Königssälen und Fürstenpalästen erscheinen dürfen; nur durch Euch können sie die Anerkennung gewinnen, die keine Klagen und Beschwerden der besseren im Volk ihnen gewinnen werden. O stellet Euch auf die Höhe, die Euch gebührt: wollet deutsche Frauen sein, wollet als deutsche Fürstinnen und Herrscherinnen glänzen, wollet das Deutsche als das Höchste und Herrlichste in Eurer Nähe leuchten lassen – und die Männer werden glauben, es sei das Höchste und Herrlichste. Dann erst wird die deutsche Sprache werden, was sie sein kann, und man wird sie nicht mehr beschuldigen, wie heute geschieht, sie könne nicht lieblich, anmuthig und fürstlich sprechen, sie könne nur mit dem Pöbel schelten und poltern und mit den Gelehrten verworrene Knoten dunkler und träumerischer Gespinnste schlingen.
     Im Jahre 1813.
Ernst Moritz Arndt aus Rügen.