BLKÖ:Šámal, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 28 (1874), ab Seite: 170. (Quelle)
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Šámal [sprich: Schamal], Johann (Pomolog, geb. zu Nymburg in Böhmen 22. Juni 1791, gest. 4. August 1866). Die Gymnasialclassen besuchte Š. zu Jungbunzlau und Prag, dann trat er als Actuar bei dem Criminalgerichte in Nymburg ein, kam im Jahre 1822 zu jenem nach Bunzlau, rückte zum Official beim Kreisgerichte vor und trat nach 35jähriger Dienstzeit 1857 in den Ruhestand über, aus welchem ihn im Alter von 77 Jahren die Cholera in den der ewigen Ruhe übersetzte. Diese bedeutungslose, untergeordnete Beamtenlaufbahn gibt ihm kein Recht auf eine Erinnerung. Š. aber war ein tüchtiger Pomolog; eine im Jahre 1822 geschlossene Heirath mit einer Frau, die ihm ein Haus mit Garten und einem schönen Grundstücke mitgebracht, gab ihm Gelegenheit, seine Neigung zur Obstzucht mit lohnenden Erfolgen zu befriedigen. Durch sorgfältige Pflege, eindringendes Studium auf diesem Gebiete, fortgesetzte Versuche verschiedenster Art brachte er seine Obstzüchterei zu solcher Höhe, daß sein Name weit über die Grenzen Oesterreichs bekannt war und er jedes Jahr viele Tausende von Sträuchern und Baumsetzlingen nach allen Seiten in Oesterreich und nach Deutschland bis Danzig, ja nach Schweden, Rußland, sogar nach Amerika verschickte. Seine um die Baum- und Obstbaumzucht unbestreitbaren Verdienste fanden auch – freilich wieder nicht im Vaterlande, aber auswärts – gerechte Würdigung, so z. B. während seine im Jahre 1857 auf der Wiener Ausstellung befindlichen Producte unbeachtet blieben, wurden sie auf der Ausstellung in Gotha geradezu als musterhaft bezeichnet; und auf den Ausstellungen zu Berlin und Görlitz im Jahre 1863 wurden durch seine Exposition die anderen geschlagen; Lukas, der Hofgärtner des Königs von Württemberg, nahm keinen Anstand, es offen herauszusagen, daß, was die Baumsetzlinge anbelangt, die deutschen Gärtner sammt und sonders zu Šamal in die Schule gehen können. Nach und nach wuchs Š.’s Anstalt zu solcher Bedeutung, daß er im Jahre über eine halbe Million Setzlinge und 40–50.000 Pfropfreiser versendete. Auf seinem Gebiete war Š. auch schriftstellerisch thätig. und außer zahlreichen pomologischen und verwandten Artikeln in čechischen Zeitschriften, wie in den „Narodny listy“, „Hospodařske noviny“, im „Boleslavan“ u. a. hat er noch selbstständig herausgegeben: „Pěstování chřesti v Mladé Boleslavi dle dvaciteleté skušenosti“, d. i. Die Spargelzucht in Jungbunzlau nach 20jährigen Erfahrungen (Jungbunzlau 1852, J. Zwickl, 16°.) und „Venkovský zahradník“, d. i. Der Landgärtner (ebd. 1866). Š. war Mitglied zahlreicher pomologischer, landwirthschaftlicher und Forstvereine, und für seine im Jahre 1860 in Berlin ausgestellten Obst- und Rosenbäume besaß er ein Ehrendiplom von dem Könige von Preußen.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. IX, 19.