BLKÖ:Ferni, Karoline und Virginia

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Fernkorn, Anton
Band: 4 (1858), ab Seite: 188. (Quelle)
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Ferni, Karoline und Virginia (Virtuosinnen auf der Violine, beide gebürtig aus Como, erstere 1839, letztere 1837). Die Töchter eines tüchtigen Violinspielers, der sie unterrichtete und den sie auf seinen musikalischen Ausflügen in die benachbarten Städte öfter begleiteten. Auf einem derselben in Genf wohnten sie einem Concerte der Schwestern Milanollo bei und das entschied die künftige Laufbahn der genialen Mädchen, welche begeistert über das Spiel der beiden Virtuosinnen ausriefen: „Noi pure siamo violiniste.“ Von nun an verlegten sie sich mit allem Eifer auf das Violinspiel, wobei der Unterricht des Vaters und der Rath ihrer Landsleute Bianchi und Gamba fördernd mitwirkten. Als Virginia 14 und Karoline 12 Jahre alt war, unternahmen sie bereits die erste Kunstreise durch Oberitalien, die Schweiz und Frankreich. In Nizza, Frühling 1852, kam ihnen der Schutz der Fürstin Czartoryska und der Lady Melville-Grindley, in deren Salons die Künstlerinnen concertirten, trefflich zu Statten. Ihr Conzert-Album weist eine ganze Reihe von Künstler-Triumphen mit Gedichten und anderen Huldigungen in allen bedeutenderen Städten Oberitaliens, Frankreichs, Belgiens, Hollands und der Schweiz nach. Im Jahr 1855 besuchten sie Deutschland und feierten Triumphe in Frankfurt a/M. und anderen deutschen Städten. Sie sind es auch, bei deren Concert in Genua (Juli 1855) der seltsame Zwischenfall Statt fand, daß während Karoline auf den Beifallsruf des Publicums noch eine hinreißende Phantasie über ein Thema aus Donizetti’s „Favorite“ vortrug, eine junge Engländerin in Ohnmacht fiel, weil sie gesehen haben wollte, wie sich Paganini’s gigantischer Schatten neben die junge Künstlerin gestellt und daselbst geblieben sei, bis die Virtuosin geendet. (!)[BN 1]

Corriere del Lario (ein Journal in Como, Fol.) 1857, Nr. 31, S. 112: „Le sorelle Ferni.“. – Leipziger Illustrirte Zeitung 1858, Nr. 757, S. 17, 18 [mit den Porträten der Künstlerinnen]. – Frankfurter Konversationsblatt 1855, Nr. 33, S. 131: „Die Schwestern Ferni.“ – Novellen-Zeitung, redigirt von Rob. Giseke (Leipzig, 4°.) II. Jhrg. (1856) Nr. 9, S. 141: „Die Schwestern Virginie u. Karoline Ferni“ [mit folgender, dem Pariser Blatte „l’Artiste“ entnommenen Charakteristik beider Künstlerinnen: „Virginie ist die seufzende Anmuth und Zärtlichkeit, die klagende und weinende Melancholie; Karoline ist die glühende Leidenschaft, die Energie, die Farbe, die entschiedene Phantasie, der Glanz und die Kraft. Ihre Violine vergießt keine Thräne, sondern ergeht sich in männlichen Tönen; sie repräsentirt das Feuer Italiens, wie ihre Schwester dessen schmachtendes Wesen, dessen trübe, träumerische Anmuth. Virginie repräsentirt die große classische Schule; Karoline ist die zügellose Caprice. Die eine ist der Engel, die andere der Dämon ihres edlen Instrumentes“.] – Constitutionnel in Paris 1853, August. Recension von Fiorintino. – L’ Illustration (Pariser illustrirte Zeitung) 1853 [Aufsatz von G. Falampin, die xylographirten Porträte von Devers).

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Ferni [s. d. Bd. IV, S. 188]. Auf ihrer Kunstreise berührten die beiden Schwestern auch Wien und ernteten durch ihr seelenvolles Spiel daselbst glänzende Erfolge. Sie gaben 19 Concerte bei vollen Häusern. Als sie im Jahre 1858 in Mailand erschienen, ereignete sich daselbst der entsetzliche Vorfall, daß ein neapolitanischer Nobile, der um die Hand der Aelteren, Virginia, geworben, aber abschlägig beschieden worden war, sich in ihrem Zimmer vor ihren Augen durch einen Dolchstich tödtete. Später verlautete es, daß eine der beiden Schwestern gestorben sei.
    Il Fotografo (Milano, kl. Fol.) 1858, No. 37. – Le Courier (Pariser Journal) 1858, Nr. 43. – Telegraf (Wiener Blatt). X. Jahrg. (1858), Nr. 266 [mit Porträt]. – Neuigkeiten (Wiener Blatt) 1859, Nr. 24. – Frankfurter Conversationsblatt 1858, Nr. 280. [Band 11, S. 405]